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FC Bayern: Das Beste, was ihnen passieren konnte – die Effenberg-Kolumne


Vor Champions-League-Playoffs
Das Beste, was den Bayern passieren konnte

MeinungVon Stefan Effenberg

Aktualisiert am 25.01.2025 - 13:09 UhrLesedauer: 5 Min.
Der Endstand: Feyenoords Ueda trifft zum 3:0 gegen den FC Bayern. Torwart Manuel Neuer ist machtlos.Vergrößern des Bildes
Der Endstand: Feyenoords Ueda trifft zum 3:0 gegen den FC Bayern. Torwart Manuel Neuer ist machtlos. (Quelle: IMAGO/imago-images-bilder)
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Der FC Bayern muss wohl in die Champions-League-Play-offs. t-online-Kolumnist Stefan Effenberg sieht sogar einen Vorteil – und wundert sich über Borussia Dortmund.

Durch das 0:3 bei Feyenoord Rotterdam hat der FC Bayern die Chance, die nächste Runde der Champions League direkt zu erreichen, höchstwahrscheinlich verspielt. Dass sie nun voraussichtlich in die Play-offs müssen, ist zwar unglücklich, aber dann eben unvermeidbar.

Ich erinnere mich an meine Rückkehr nach München 1998, als wir zu Saisonbeginn durch die Champions-League-Qualifikation mussten. Gegen FK Obilić aus Serbien setzten wir uns mit 4:0 und 1:1 durch. Trotzdem sind solche zusätzlichen Spiele immer unangenehm, ganz gleich, zu welchem Zeitpunkt des Jahres. Aber ich sage es ganz deutlich: Da sollen mir keine Klagen aus der Mannschaft kommen wegen der Mehrbelastung. Es geht einzig und allein um das große Ziel "Finale daheim", und wenn die Bayern das erreichen wollen, dann müssen sie diese Spiele nun mal gewinnen.

Es ist begrüßenswert, dass sich Joshua Kimmich nach dem 0:3 in Rotterdam so kritisch zum Auftritt der Mannschaft geäußert hat. Jedoch ist er als Kapitän natürlich mit hauptverantwortlich für die Leistung. Insgesamt passte das Ergebnis aber nicht zum Spiel – ähnlich wie bei unserer 0:3-Niederlage 2001 bei Olympique Lyon. Die hatten damals auch aus drei Chancen drei Tore gemacht.

Danach haben wir es voll abbekommen, von den Medien und besonders aber von Franz Beckenbauer in seiner legendären Bankettrede, als er von uns als der "Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft" sprach. Wir haben uns danach richtig geschämt. Zurück in München habe ich mich dann vor die Mannschaft gestellt und gesagt: Das war ein einmaliger Ausrutscher, wir dürfen uns gar nichts mehr erlauben. Und das haben alle verstanden – danach gewannen wir nämlich alle restlichen Spiele und holten am Ende den Titel.

Bayern-Neuzugang Bischof ist hoch talentiert

Und genau darin liegt jetzt auch meine Hoffnung für den weiteren Saisonverlauf der Bayern in der Champions League. Ich wage daher sogar die Behauptung: Vielleicht war die Niederlage vom Mittwoch das Beste, das Vincent Kompany und seiner Mannschaft passieren konnte. Denn dieses 0:3 in Rotterdam kann und muss für sie ein Weckruf sein wie für uns damals das 0:3 in Lyon. Es muss sie zum Reflektieren anregen. Daher hoffe ich, dass sich die Mannschaft dieses Ergebnis nun zu Herzen nimmt – sie darf sich keine weiteren Ausrutscher leisten. Das müssen sie nun endgültig verstanden haben.

Parallel dazu arbeiten die Bayern auch schon an ihrer Mannschaft für die kommende Saison und haben nun Tom Bischof von der TSG Hoffenheim verpflichtet. Diesen Transfer kann ich absolut nachvollziehen. Das ist ein hochtalentierter Spieler mit enormem Potenzial, der in München noch größere Schritte in seiner Entwicklung machen kann als in Hoffenheim. Ein Zeichen dafür ist ja auch, dass man ihm wohl zugesichert hat, Einsatzzeiten unter Kompany zu bekommen – eine spätere Leihe ist damit trotzdem nicht ausgeschlossen. Es liegt dann an ihm, dieses Vertrauen zu rechtfertigen und sich die Spielminuten zu verdienen.

Bischof ist der nächste junge Spieler in den Reihen der Bayern. Ich möchte da nicht von Umbruch sprechen, aber: Es ist zumindest ein bemerkenswertes Umdenken. Uli Hoeneß sagte einst: Der FC Bayern ist kein Ausbildungsverein. Das hat sich natürlich geändert. Jetzt legen sie im Gegenteil sogar ein Hauptaugenmerk darauf, junge Spieler weiterzuentwickeln – siehe Aleksandar Pavlović. Und natürlich spielt auch der Ertrag eine Rolle: Ein Profi, der nach München wechselt, steigert direkt seinen Marktwert, durch Einsätze noch weiter. Und wenn man dann zur Erkenntnis gelangt, dass es zu mehr doch nicht reicht, dann erzielt man bei einem eventuellen Weiterverkauf noch ein Plus.

An dieser Stelle möchte ich übrigens Leon Goretzka ein Kompliment aussprechen. Noch im Sommer hatte ich ihm an dieser Stelle dazu geraten, sich Gedanken über einen möglichen Abschied aus München zu machen – aber ihn gleichzeitig dafür gelobt, dass er den Konkurrenzkampf im Kader annahm. Auch durch die Verletzung von Pavlović war er dann zeitweise gesetzt, spielte auch zuletzt regelmäßig – das spricht für seinen Charakter. Jetzt zeigt sich noch mal: Ein Abschied im Winter, der ja auch mal im Gespräch war, wäre einfach fahrlässig vom Verein gewesen. So hätte ihnen in den kommenden entscheidenden Saisonwochen ein ganz wichtiger, gestandener Spieler im Mittelfeld gefehlt.

Bei Dortmund hat es von Anfang an nicht gepasst

Die entscheidenden Saisonwochen wird Borussia Dortmund wiederum mit einem neuen Trainer angehen. Nuri Şahin wurde über lange Zeit von den BVB-Verantwortlichen geschützt und gestützt, was ich auch gut fand. Aber man hat doch eigentlich von Anfang an gesehen, dass da etwas nicht passt.

Schon im vergangenen Herbst habe ich die ständige Rotation in der Dortmunder Aufstellung kritisiert. Mal musste Pascal Groß in die Außenverteidigung, dann Emre Can in die Innenverteidigung, dann spielte Marcel Sabitzer mal links, mal rechts – und da hatte Dortmund noch keine Verletzungssorgen. Das kann einfach nicht sein, das hat mich extrem irritiert. Als Trainer musst du deine Mannschaft doch schon in der Vorbereitung finden und so dann in die Saison gehen – mit Spielern auf den Positionen, auf denen sie sich am wohlsten fühlen.

Und da habe ich nicht verstanden, dass schon an diesem Punkt ein Matthias Sammer oder ein Sebastian Kehl mit ihrer ganzen Erfahrung nicht eingeschritten sind und gesagt haben: Wir können nicht ständig umstellen, wir müssen eine Formation finden. So konnte das langfristig gar nicht funktionieren. Zwar kam dann auch noch Verletzungspech hinzu, aber das hatten und haben die Bayern oder RB Leipzig auch. Das kann keine Ausrede sein. Einen Marco Rose habe ich in Leipzig nie über die Personalprobleme klagen hören.

Die Trennung von Şahin war richtig

Hinzu kommt aber auch die Frage: Hat Dortmund überhaupt die Qualität im Kader, um in der Bundesliga oben mitzuspielen? Ich sage klar: Ja. Die Mannschaft, die vor anderthalb Jahren erst am letzten Spieltag die Meisterschaft verspielt hat und 2024 im Champions-League-Finale war, wurde schließlich im Sommer noch verstärkt mit Serhou Guirassy, mit Waldemar Anton, mit Groß. Aus den ständigen Positionswechseln und den ausbleibenden Ergebnissen aber ist offensichtlich eine sehr große Unzufriedenheit im Kader entstanden – und das war zuletzt auch an der Körpersprache vieler Spieler erkennbar.

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Auch deshalb war es letztlich leider richtig, sich von Şahin zu trennen. Das ist bitter für ihn, aber für seine Zukunft eine ganz wichtige Erfahrung. Er muss seine Arbeit jetzt analysieren und reflektieren und daraus die richtigen Schlüsse für kommende Anstellungen ziehen. Ich wünsche ihm dafür viel Glück.

Dass die Dortmunder Führungsetage so lange an ihm festgehalten hat, lag sicher auch daran, dass die Verantwortlichen genau wissen: Bei einer Trennung von ihrem Wunschtrainer Şahin werden auch sie infrage gestellt werden. Dann setzt nämlich der Gedanke ein, dass die Chefs nicht immer nur mit dem Finger auf den Trainer zeigen sollten. Und das sind immerhin Leute mit höchster Fachkompetenz: Sammer, Kehl, Lars Ricken.

Wie soll es beim BVB nun weitergehen? Einige Trainernamen werden derzeit gehandelt, ich habe aber zwei Favoriten. Ein Roger Schmidt wäre – wenn denn finanzierbar – eine ganz logische Lösung, auch wenn er zuletzt gesagt hat, bis zum Sommer nicht zur Verfügung zu stehen.

Ebenso übrigens Niko Kovač, von dem ich – auch in der Kombination mit seinem Bruder Robert, der ja ebenfalls mal als Spieler beim BVB war – sehr viel halte. Sie haben bei jedem Verein, den sie betreut haben, die Mannschaft schnell auf Kurs bekommen, weil sie sehr viel Wert auf Disziplin legen. Diese würden sie auch von den Dortmunder Spielern direkt einfordern – ich könnte mir vorstellen, dass das funktioniert.

Klar ist: Die BVB-Führung muss jetzt auch mal wieder eine richtige Entscheidung treffen – denn wenn man wieder danebenliegt, dann müssen sich die Chefs warm anziehen.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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