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"Quadrell" mit Merz, Scholz, Habeck und Weidel: Die Furcht war groß


Tagesanbruch
Davon dürften viele profitiert haben

MeinungVon Heike Vowinkel

Aktualisiert am 17.02.2025Lesedauer: 6 Min.
Vier Kandidaten, eine Debatte: Olaf Scholz (SPD), Robert Habeck (Grüne), Friedrich Merz (CDU) und Alice Weidel (AfD) im TV-Quadrell bei RTL.Vergrößern des Bildes
Vier Kandidaten, eine Debatte: Olaf Scholz (SPD), Robert Habeck (Grüne), Friedrich Merz (CDU) und Alice Weidel (AfD) im TV-Quadrell bei RTL. (Quelle: Kay Nietfeld)
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Guten Morgen liebe Leserin, lieber Leser,

jetzt wird es allmählich Zeit. Zumindest wenn Sie noch nicht wissen, wem Sie Ihre beiden Stimmen am kommenden Sonntag bei der Bundestagswahl geben wollen. Sie sind in dem Fall übrigens nicht allein: Fast ein Drittel der Wahlberechtigten ist noch unentschlossen.

Das mag an den zur Auswahl stehenden Kandidaten liegen. Vielleicht aber auch daran, dass Sie den Wahlkampf nicht so intensiv verfolgen können oder wollen und gar nicht so genau wissen, wofür die Kandidaten und ihre Parteien stehen. Dann sollten Sie den Fernseher einschalten und in der Mediathek oder live die TV-Debatten anschauen, die es in den vergangenen beiden Wochen gab und in der kommenden noch geben wird. Selten waren es so viele wie in diesem Jahr. Und das ist auch gut so, sagt zumindest der TV-Debatten-Forscher Jürgen Maier. Denn sie bieten eine gute Möglichkeit, sich innerhalb kurzer Zeit und auch noch halbwegs unterhaltsam zu informieren.

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Eine politische Druckbetankung also. Das war auch der gestrige Abend. Erstmals in diesem kurzen Wahlkampf trafen dabei gleich vier Kanzlerkandidaten aufeinander: Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (CDU), Robert Habeck (Grüne) und Alice Weidel (AfD).

Für die demokratische Kultur bergen solche Debatten Chancen, aber auch Risiken. Das galt ganz besonders für die am gestrigen Abend. Schon im Vorfeld war viel darüber gestritten worden, wie erkenntnisreich eine Vierer-Debatte sein kann. Die Zeit, die Chancen zu nutzen, ist noch knapper als bei einem Duell: also die wichtigsten Botschaften bei den Zuschauenden zu platzieren, Unterschiede zwischen den politischen Gegnern aufzuzeigen und zugleich deutlich zu machen, wo es mit Blick auf mögliche Koalitionen Übereinstimmungen gibt. Kurzum, Trennendes und Verbindendes aufzuzeigen.

Das Risiko dagegen ist groß, dass diese Botschaften nur sehr verkürzt und zugespitzt vermittelt werden. Und dass Dinge behauptet werden, die nicht stimmen oder nur eingeschränkt zutreffen. Der uninformierte Zuschauer – und selbst der informierte – kann das nicht gleich erkennen oder überprüfen. Da gerät dann schnell auch Gift in den Tank. Groß war die Befürchtung, dass vor allem Alice Weidel viel davon einspeist.

Das hat sie gestern Abend zwar auch gemacht. Allerdings selten unwidersprochen. Ob in der Energie-, der Steuer- oder der Ukraine- und Außenpolitik: Einer der drei anderen konterte stets ihre Behauptungen und Vereinfachungen und stellte sie damit inhaltlich. Genau das ist es, was im deutschen Fernsehen viel zu selten zu sehen ist.

Scholz, Merz und Habeck dagegen machten an vielen Stellen klar: Es gibt grundlegende Unterschiede zwischen der Politik von SPD, CDU und Grünen. Sie zeigten aber auch auf, wo Gemeinsamkeiten liegen und Kompromisslinien verlaufen. Vor allem aber wurde deutlich: Sie haben politische Differenzen, bei einigen Themen mehr, bei anderen weniger. Zur AfD dagegen gibt es systemische Differenzen: keine Distanzierung von Faschisten wie Björn Höcke, keine von Diktatoren wie Wladimir Putin.

Die befürchteten Risiken hat diese Debatte damit in eine Chance verwandelt. Viele Zuschauer dürften davon profitiert haben. Wer trotzdem noch nicht weiß, wem er seine Stimme geben soll: Heute Abend gibt es schon die nächste Sendung. In der ARD-Wahlarena werden sich Scholz, Merz, Habeck und Weidel den Fragen eines repräsentativ ausgewählten Publikums stellen (ab 21.15 Uhr).


Angst geht um in Europa

Wer die Bundestagswahl gewinnt, stand auf der Münchner Sicherheitskonferenz am Wochenende offenbar für viele bereits fest: Friedrich Merz. US-Vizepräsident J. D. Vance hielt es nicht einmal mehr für nötig, sich mit Olaf Scholz zu treffen. Bei einem Panel zur europäischen Ukraine-Unterstützung sprach die Moderatorin Merz versehentlich sogar als Kanzler an, woraufhin das Publikum applaudierte. Wie viel Kanzlerformat er dort im Vergleich zu Scholz bewies, haben meine Kollegen Patrick Diekmann und Daniel Mützel analysiert.

Einig sind sich Scholz wie Merz allerdings in einem wichtigen Punkt. Europa braucht eine Antwort auf das, was die USA in München wie auch schon in den Tagen zuvor deutlich gemacht haben: Sie teilen mit ihren europäischen Verbündeten nicht mehr die gleichen Werte und verfolgen offenbar auch nicht mehr die gleichen Ziele. Das betrifft vor allem den Krieg in der Ukraine. Schon diese Woche sollen in Saudi-Arabien ranghohe Vertreter der USA und Russlands über ein Ende des russischen Angriffskriegs sprechen – ohne die Europäer. Das betrifft aber auch die europäische Sicherheit. Für diese sollen die Europäer künftig ausschließlich selbst zuständig sein.

Nun geht die Angst um. Hektisch lud Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für heute zu einer Ukraine-Konferenz nach Paris ein. Neben Olaf Scholz wollen auch die Regierungschefs Polens, Großbritanniens, der Niederlande, Spaniens, Italiens und Dänemarks anreisen. Auch Nato-Chef Mark Rutte und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werden dabei sein. Das wurde auch höchste Zeit. Denn die Lage ist nicht nur für die Ukraine, sondern auch für Europa hochgefährlich, wie der langjährige Russland- und Ukraine-Korrespondent Lucian Kim meinem Kollegen Bastian Brauns in Washington im Interview sagte.

Viel zu lange haben die Europäer Trumps Ankündigungen nicht ernst genug genommen. Jetzt droht ein Frieden über die Köpfe der Ukrainer und über ihre eigenen hinweg. Denn die Lasten eines solchen Friedens, auch daran ließen die Amerikaner in München keinen Zweifel, sollen die Europäer tragen, schreibt t-online-Auslandsreporter Patrick Diekmann. Das könnte auch bedeuten, dass sie Friedenstruppen in die Ukraine schicken müssen. Der britische Premier Keir Starmer kündigte bereits an: Sein Land sei dazu bereit.


Was steht an?

Was hilft gegen die Wirtschaftskrise? Darüber diskutieren Spitzenökonomen beim sogenannten Leibniz-Wirtschaftsgipfel. Das Onlineforum um DIW-Chef Marcel Fratzscher und Ifo-Präsident Clemens Fuest dreht sich um die Frage, mit welchen Maßnahmen eine neue Bundesregierung die Konjunktur kurzfristig wieder in Schwung bringen könnte. Zudem wollen die Ökonomen die Folgen der von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle für die deutsche Wirtschaft und Europa einordnen.

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Wer ist die Klügste? Elon Musk liebt bekanntlich Superlative. Der reichste Mann der Welt, der gerade in den USA tatkräftig hilft, den Staat umzubauen und dabei die Demokratie demoliert, führt nebenbei noch diverse Unternehmen. Unter anderem die auf Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Softwarefirma xAI. Heute Abend will Musk nun mit Grok 3 die "klügste KI der Welt" präsentieren, um 20 Uhr pazifischer Zeit (Dienstag, 5 Uhr unserer Zeit).


Das historische Bild

Robert Wadlow galt als größter Mann der Welt, seine Größe resultierte aus einer Erkrankung. Mehr lesen Sie hier.


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Er war ein Kämpfer für Freiheit und Demokratie – bis zum Schluss. Noch in der vergangenen Woche warnte Gerhart Baum anlässlich des 80. Jahrestages der Bombardierung seiner Heimatstadt Dresden vor einem sorglosen Umgang mit Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit: "Es wird höchste Zeit, dass wir aufwachen." Am Samstag ist der einstige Bundesinnenminister und langjährige Abgeordnete im Alter von 92 Jahren gestorben. Ein großer Verlust, nicht nur für die FDP. In ihr war der Sozialliberale schon lange nicht mehr mehrheitsfähig, mit ihrem einseitig wirtschaftsliberalen Kurs haderte er bis zuletzt, wie mein Kollege Gerhard Spörl in seinem Nachruf über ihn schreibt.


Deutschland, Kenia oder Jamaika: Wer kann mit wem? Diese Frage stellt sich nicht erst nach der Wahl. Dieses Mal wird es dabei ausgerechnet sehr auf die drei kleinsten Parteien ankommen, schreiben meine Kollegen Sara Sievert und Johannes Bebermeier.


Nichts scheint zu fruchten: Eine Woche vor der Wahl wirkt die SPD wie erstarrt. Die Kampagne sei nicht das Problem, sagt der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), im Interview mit Reporter Daniel Mützel. Die Ursache liege tiefer.


Sie setzt die Agenda: Die AfD verschiebt den politischen Diskurs nach rechts. Wie sie das anstellt und was sie erreichen will, erklärt Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, im Gastbeitrag.


Gutes Allgemeinwissen: Was ist ein Pilaster und was bezeichnet das "Rebecca-Syndrom"? Wo liegt eigentlich Vilnius und was ist der sogenannte "Kempa-Trick"? Testen Sie Ihr Wissen im neuen kniffligen Quiz.


Zum Schluss

Auch Friedrich Merz sollte die Zeit bis zur Wahl gut nutzen ...


Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren, entscheidungsfreudigen Start in die Woche. Morgen schreibt Florian Harms wieder für Sie.

Herzliche Grüße

Ihre Heike Vowinkel
Textchefin t-online
X: @HVowinkel

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Mit Material von dpa.

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