Offenbar viele Verbrechen an Frauen Rachepornos, Vergewaltigung: Ermittlungen bei OnlyFans
Ermittlungen bei OnlyFans haben offenbar ein schockierendes Ausmaß von sexueller Gewalt gegen Frauen aufgedeckt. Partner und Ex-Partner sollen auf besonders perfide Weise vorgegangen sein.
Der Polizei in Großbritannien sollen in den vergangenen fünf Jahren mehr als 1.000 mutmaßliche Verbrechen im Zusammenhang mit dem Webdienst OnlyFans gemeldet worden sein. Das haben Recherchen der britischen Tageszeitung "The Mirror" ergeben. Dabei gehe es um Vorwürfe der Nötigung und Kontrolle, Vergewaltigung, des sexuellen Missbrauchs sowie Rachepornos.
In mindestens zehn Fällen behaupteten Frauen, sie würden von ihren Partnern kontrolliert und gezwungen werden, auf der Plattform, die erotische und pornografische Inhalte anbietet, Sexarbeit zu verrichten. In mehr als 70 Beschwerden von Opfern gehe es zudem um sogenannte Rachepornos. Die betroffenen Frauen gaben demnach an, Sexvideos und Fotos von ihnen seien ohne ihre Zustimmung auf "OnlyFans" gepostet worden. Einige seien wohl auch heimlich bei sexuellen Handlungen gefilmt worden. Oft seien ehemalige Partner die Täter – die mit den Inhalten Geld verdienen.
Stalking, Belästigung, Kindesmissbrauch
Die Polizei gehe Missbrauchsvorwürfen im Zusammenhang mit der Erstellung von pornografischen Videos für OnlyFans bereits nach. Außerdem würden Vorwürfe wegen Stalking, Erpressung, Belästigung, Darstellungen von Kindesmissbrauch sowie Gewaltandrohungen geprüft.
So gab ein mutmaßliches Opfer gegenüber den Ermittlern an, dass es von seinem Partner gewürgt und vergewaltigt worden sei. Die Frau schilderte, dass ihr Partner auch ein OnlyFans-Konto eingerichtet habe. Dann habe er sie gezwungen, "sexuelle Dinge vor der Kamera zu tun". Dafür kassierte der Mann Geld, das er komplett einbehalten habe.
Eine andere Frau behauptete, sie sei 16 Jahre lang von ihrem Partner "emotional und psychisch missbraucht" worden. Während dieser Zeit habe er sie "gezwungen, ein OnlyFans-Konto einzurichten" – und ihre Finanzen kontrolliert. Eine dritte Frau erklärte, ihr Peiniger habe gedroht, sie umzubringen und sie "gezwungen", "für Geld Sex mit anderen Männern" zu haben. Ihr Partner habe auch Druck auf sie ausgeübt, ein OnlyFans-Konto zu eröffnen, "damit er damit Geld verdienen kann".
Angst vor den Konsequenzen
OnlyFans teilte mit, bei der Aufklärung möglicher Gewalttaten eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten. Im Gegensatz zu anderen Plattformen kennt die Plattform die Identität aller ihrer Benutzer. Außerdem seien 2020 die Regeln für die Seite verschärft worden: Seitdem werde von allen Personen, die in expliziten Inhalten zu sehen sind, eine Einverständniserklärung verlangt, behaupteten die Verantwortlichen bei OnlyFans.
- Häusliche Gewalt in Deutschland: Der Staat lässt die Frauen im Stich
- Gewaltschutzgesetz: Häusliche Gewalt: Wer hat das Anrecht auf die Wohnung?
- "Das ist besorgniserregend": Häusliche Gewalt: Hilfetelefon verzeichnet Rekordzahl von Anrufen
Laut "Mirror" seien aktuell in Großbritannien in 1.613 Kriminalberichten Verbrechen im Zusammenhang mit OnlyFans erfasst. Inzwischen würden Informationen zum Stand bei 1.250 angezeigten Straftaten vorliegen. Demnach werde in 38 Fällen noch ermittelt. Nur 52 – also etwa vier Prozent – führten zu einer Anklage oder Vorladung. Es gab 20 polizeiliche Verwarnungen und 16 Fälle, die mit einem Gemeindebeschluss endeten.
Allerdings stießen die Ermittler in vielen Fällen auch auf "Beweisschwierigkeiten". So endeten 30 Prozent der Fälle damit, dass der Verdächtige identifiziert wurde, das mutmaßliche Opfer jedoch keine polizeilichen Maßnahmen unterstützte. Fast ein Drittel der Fälle wurden abgeschlossen, ohne dass ein Verdächtiger identifiziert werden konnte. Ein Polizeisprecher betonte: "Es ist dennoch wichtig, dass die Opfer verstehen, dass es sich um schwere Straftaten handelt." Um Maßnahmen zu ergreifen, müssten sich die Frauen und Mädchen bei der Polizei melden. Es sei jedoch nicht ungewöhnlich, dass Opfer in Situationen wie häuslicher Gewalt ihre Unterstützung bei Polizei-Ermittlungen zurückziehen. Die Gründe dafür seien etwa Angst vor den Konsequenzen wie Vergeltung und Einschüchterung.
- mirror.co.uk: "Bombshell OnlyFans probe reveals shocking scale of alleged crimes against 100s of UK women" (Englisch)
- de.statista.com: "OnlyFans - die Plattform zur Content-Monetarisierung"