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Razzia bei 16-Jährigem in Sachsen wegen hochgiftigen Bio-Kampstoffs Rizin


Rizin-Labor im Elternhaus
Biowaffen-Alarm: Razzia bei 16-Jährigem in Sachsen


Aktualisiert am 17.04.2025Lesedauer: 3 Min.
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Ein Feuerwehrmann im Schutzanzug: In Sachsen soll ein 16-Jähriger den Giftstoff erzeugt haben. (Quelle: Sebastian Kahnert/dpa)
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In Sachsen soll ein Jugendlicher in einem eigenen Labor eine hochgiftige Chemikalie hergestellt haben. Die Polizei durchsucht seit dem Morgen die Unterkunft.

In einem Haus im sächsischen Zeithain führen Einsatzkräfte des Landeskriminalamtes Sachsen seit dem frühen Donnerstagmorgen umfangreiche Untersuchungen durch. Ein 16-Jähriger steht im Verdacht, dort hochgiftiges Rizin hergestellt zu haben. Zeithain liegt rund 30 Kilometer nordwestlich von Dresden entfernt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Dresden und des Landeskriminalamtes Sachsen soll der Jugendliche, der die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, in einem im Dachgeschoss seines Elternhauses eigens dafür eingerichteten Labor mehrere Ampullen eines gefährlichen Gemisches aus Aconitin und Rizin hergestellt und gelagert haben. Ermittler durchsuchten unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen und in Schutzanzügen den Dreiseitenhof, in dem der 16-jährige Magnus L. laut "Bild"-Zeitung mit seinen Eltern lebt. Außerdem sind Experten vom Robert Koch-Institut als Unterstützung vor Ort, bestätigte ein Sprecher vom LKA.

Derzeit werde von der Feuerwehr eine sogenannte Dekontaminationsstrecke aufgebaut, erläuterte Kay Anders vom LKA. "Dann sollen Experten des LKA unter Vollschutz als Erste das Labor betreten und untersuchen." Erst dann könnten weitere Details genannt werden.

So kam die Polizei dem 16-Jährigen auf die Spur

Kay Anders, Pressesprecher beim Landeskriminalamt Sachsen, sagte t-online, dass der 16-Jährige die Zutaten für die Herstellung des Rizins im Internet bestellt habe. "Händler sind per Gesetz verpflichtet, solche Käufe der Polizei zu melden, die dann prüft, welche Absicht der Käufer verfolgt." Anders bestätigte, dass bislang kein Haftbefehl beantragt worden sei, da es Stand jetzt keine Haftgründe gebe.

Inzwischen wurde jedoch bekannt, dass der Jugendliche bereits vor einigen Monaten ins Visier der Ermittler geraten war. Demnach gab es bereits im vergangenen Dezember eine Durchsuchung, bei der laut LKA geringe Mengen der Giftstoffe entdeckt wurden. Auch damals habe es Hinweise durch Händler an die Behörden gegeben. "Offenbar hat der Jugendliche nicht aufgehört und sich erneut Samen der Pflanzen besorgt", sagte Anders.

Nachbarn beschrieben Magnus L. laut "Bild" als "Hobby-Chemiker". Er sei auch immer "sehr sportlich und immer freundlich" gewesen.

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Weiträumige Absperrungen – Keine Gefahr für die Bevölkerung

Die Hintergründe und das Motiv bleiben bislang unklar. Die bisherigen Ermittlungen konnten keine Hinweise darauf liefern, welchen Zweck der 16-Jährige mit der Herstellung dieser Substanzen verfolgte. Das Gelände rund um die elterliche Wohnung wurde einschließlich aller Zufahrtsstraßen weiträumig abgesperrt. Die giftigen Substanzen und weitere mögliche Beweismittel wurden sichergestellt.

Zudem wurden eine angrenzende Kindertagesstätte und eine Grundschule über den Vorfall informiert, jedoch nicht evakuiert. "Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung", betonte LKA-Sprecher Anders.

Potenziell tödliches Gift

"Rizin ist eine biologische Waffe im Sinne des Kriegswaffenkontrollgesetzes", heißt es in einer offiziellen Mitteilung. Das äußerst giftige Protein wird aus den Samen des Wunderbaums gewonnen. Rizin kann in die Körperzellen eindringen und dort die Produktion von Proteinen blockieren. Dies führt zum Tod der Zellen und entsprechenden Symptomen. Diese können unter anderem Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und heftige Magen-/Darmkrämpfe als erste Anzeichen sein. Außerdem Muskelschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Atemnot und Hautausschlag.

Das Alkaloid Aconitin ist nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im Blauen Eisenhut enthalten. Wie beim Rizin kann eine sehr niedrige Konzentration tödlich wirken: Für erwachsene Menschen seien bereits etwa zwei bis sechs Milligramm reines Aconitin tödlich.

Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz

Im Erwachsenenstrafrecht droht bei Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu fünf Jahren, in besonders schweren Fällen bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn der Täter gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande gehandelt hat. In minder schweren Fällen droht eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe.

Was den 16-Jährigen erwartet, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt von der Staatsanwaltschaft Dresden t-online. Im Falle einer Verurteilung nach dem Jugendstrafrecht, bei dem immer der Erziehungsgedanke im Vordergrund steht, könnte eine Strafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren drohen.

Rizin in der Netflixserie "Breaking Bad"

In der Netflixserie "Breaking Bad" kommt das tödliche Gift Rizin mehrfach zum Einsatz. Der Hauptcharakter Walter White, gespielt von Bryan Cranston, nutzt es als Mordwaffe. Das gefährliche Gift, welches sehr schnell zum Tod führt, wird in mehreren Episoden der Serie thematisiert.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit dem Landeskriminalamt Sachsen (17.04.2025)
  • Telefonat mit der Staatsanwaltschaft Dresden (17.04.2025)

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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