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Berlin: Häusliche Gewalt – Hilfetelefon verzeichnet Rekordzahl von Anrufen


"Das ist besorgniserregend"
Häusliche Gewalt: Hilfetelefon verzeichnet Rekordzahl von Anrufen

Von t-online, ksi

22.07.2024Lesedauer: 2 Min.
Eine Frau hält ihre Hand (Symbolbild): Im Mai und Juni wurden die meisten Fälle häuslicher Gewalt außerhalb von Corona in Berlin registriert.Vergrößern des BildesEine Frau hält ihre Hand (Symbolbild): Im Mai und Juni wurden die meisten Fälle häuslicher Gewalt außerhalb von Corona in Berlin registriert. (Quelle: Getty Images)

So viele Frauen wie noch nie haben in Berlin ein Hilfetelefon angerufen, das Betroffene von häuslicher Gewalt berät. Einen Schutzplatz konnten die Mitarbeiter jedoch nur selten vermitteln.

Die Mitarbeiter der Beratungshotline der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG Berlin) haben im Mai 895 und im Juni 814 Anrufe entgegengenommen. Das teilte BIG Berlin dem "Tagesspiegel" mit. Das seien die höchsten monatlichen Anrufzahlen, die jemals verzeichnet wurden. Sie übertreffen sogar die hohen Meldezahlen während der Corona-Pandemie.

"Das ist besorgniserregend", sagte Sama Zavaree, Koordinatorin der Hotline, dem "Tagesspiegel". Die Zahlen würden seit Jahren steigen. Im Jahr 2022 verzeichnete die Hotline noch insgesamt 8.137 Anrufe, 2023 waren es 8.366.

Frauenhäuser sind überfüllt

Die Hotline BIG berät Frauen bei häuslicher Gewalt. Bei Bedarf werden auch Kontakte zu Frauenhäusern vermittelt. In Berlin wurde im September 2023 das achte Frauenhaus eröffnet. Damit stehen in der Stadt 477 akute Schutzplätze für Frauen und ihre Kinder zur Verfügung – bei Weitem nicht genug, sagt Zavaree. Im Mai mussten ihre Mitarbeiter 427 Anruferinnen mitteilen, dass sie ihnen trotz akuter Bedrohung keinen Schutzplatz in einem Frauenhaus anbieten können.

Für viele Frauen kostet es viel Überwindung, zum Telefon zu greifen und bei BIG anzurufen. Umso frustrierender sei es, wenn man gewaltbetroffenen Frauen kein Schutzangebot machen könne, so Zavaree.

Die Koordinatorin der Hotline weist jedoch darauf hin, dass die steigenden Zahlen nicht zwangsläufig ein Anstieg an häuslicher Gewalt bedeuten müssen. "Wir vermuten, dass die gestiegenen Zahlen eine Erhellung des Dunkelfeldes sind", so Zavaree. Die Hemmschwelle, sich an eine Beratungsstelle zu wenden, sei inzwischen niedriger – auch weil mehr über das Thema berichtet werde.

Mehr Geld für Präventionsarbeit

Welche Frauen besonders von Gewalt betroffen sind, lasse sich aber nicht pauschal sagen, sagt Zavaree. "Gewalt wird überall und in allen Gesellschaftsgruppen ausgeübt, unabhängig von der Herkunft." An die Hilfesysteme wenden sich aber vor allem Menschen, die besonders schutzbedürftig sind und keine andere Möglichkeit haben.

Es sei wichtig, Gewalt gar nicht erst entstehen zu lassen. Ein eigenes Präventionsprojekt der BIG sei im vergangenen Jahr von Kürzungen betroffen gewesen. "Wir brauchen viel mehr Geld für Prävention", so Zavaree. Es müsse auch mehr Angebote für Männer geben, die gewaltpräventiv wirken.

Die BIG-Hotline bietet telefonische Beratung bei häuslicher Gewalt und ist 24 Stunden am Tag unter der Nummer 030 611 03 00 erreichbar.

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