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Erdbeben in Türkei und Syrien: Immer mehr Tote und Angst vor Schneesturm


Erdbeben in Türkei und Syrien
Jetzt herrscht Angst vor dem Schneesturm

Von reuters, dpa, afp, aj, fho

Aktualisiert am 07.02.2023Lesedauer: 4 Min.
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Unglaubliche Zerstörung: Drohnenaufnahmen zeigen, was die Erdbeben in der Türkei angerichtet haben. (Quelle: t-online)
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Die Todeszahlen steigen weiter, das ganze Ausmaß der Katastrophe an der türkisch-syrischen Grenze ist noch nicht abzusehen. Und weitere Nachbeben werden befürchtet.

Bei einer der schwersten Erdbebenkatastrophen der letzten Jahrzehnte sind im türkisch-syrischen Grenzgebiet mehrere Tausend Menschen gestorben. Die Zahl der Todesopfer wurde am Dienstagmorgen mit mehr als 4.200 angegeben. Weiter wurden Hunderte Menschen unter Trümmern vermisst.

Nach bisherigen Informationen sind zudem mehr als 15.000 Menschen in der Südtürkei und Nordsyrien verletzt worden. Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad warnte unterdessen vor weiteren Nachbeben. Die aktuellen Entwicklungen zu den Erdbeben finden Sie hier im Liveblog.

Im Katastrophengebiet, in dem Millionen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien Schutz gesucht haben, herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Tausende Menschen sind nach Angaben von Hilfsorganisationen obdachlos geworden – und das bei kaltem Wetter.

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"Alle haben Angst"

Ein drohender Schneesturm könnte die Situation in den Erdbebengebieten nach Einschätzung der Hilfsorganisation Care noch deutlich verschärfen. Viele Straßen seien nicht passierbar. Die Welthungerhilfe rechnet mit langen Aufräumarbeiten. "Ich dachte, dass die ganze Stadt zusammenstürzt", berichtete Rami Araban von Care Deutschland aus Gaziantep, wo rund eine halbe Million syrischer Flüchtlinge lebt. "Es gibt kein Wasser und wir stehen bei Minusgraden im Schnee draußen. Die Menschen weinen. Alle haben Angst."

Am frühen Montagmorgen haben zwei schwere Erdbeben der Stärke 7,4 und 7,9 kurz nacheinander die Region erschüttert. Das Epizentrum lag nach Angaben des Geoforschungszentrums Potsdam in beiden Fällen nahe der türkischen Stadt Gaziantep unweit der Grenze zu Syrien. Weitere Nachbeben folgten am Montagmittag. Auch im Libanon und im Irak bebte die Erde, ebenso auf der nahe gelegenen Mittelmeerinsel Zypern.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach vom schwersten Beben seit 1939. In dem betroffenen Bereich habe es seit etwa 900 Jahren kein so großes Beben mehr gegeben, sagte die Geologin Prof. Charlotte Krawczyk vom Geoforschungszentrum Potsdam der ARD. Ob und wann weitere große Beben folgen, könne nicht vorhergesagt werden.

Viele Menschen unter dem Schutt vermutet

Angehörige und Rettungskräfte suchen weiter nach Verschütteten. Auf Videos war zu sehen, wie Überlebende in zerstörten Gebäuden mit Licht auf sich aufmerksam machten. Ein Afad-Vertreter forderte Menschen dazu auf, von beschädigten Gebäuden fernzubleiben, wie der Sender CNN Türk berichtete. Zahlreiche Staaten sagten Hilfe zu. Am späten Montagabend teilte der türkische Vizepräsident Fuat Oktay mit, dass 7.840 Menschen bereits aus den Trümmern gerettet worden seien.

Im Bürgerkriegsland Syrien kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums sowie der Rettungsorganisation Weißhelme von Montagabend mindestens 1.300 Menschen ums Leben. In der Türkei stieg die Zahl der Toten auf 2.921, wie die Katastrophenschutzbehörde Afad meldete. Präsident Erdogan verkündete eine einwöchige Staatstrauer. Flaggen aller Vertretungen im In- und Ausland sollen dafür bis Sonntag auf halbmast wehen.

Linken-Chefin Janine Wissler hält sich derzeit in der Türkei auf und erlebte das Erdbeben vor Ort. Mit t-online hat sie über die Nacht und den Morgen danach gesprochen. Das ganze Interview lesen Sie hier.

Scholz: "Wir trauern mit den Angehörigen"

UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich "zutiefst traurig" über die Katastrophe. Die Vereinten Nationen stünden bereit, um Nothilfe zu leisten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte Hilfe aus Deutschland zu. Das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU koordiniert die Entsendung europäischer Rettungskräfte in die Türkei.

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Zur Unterstützung vor Ort wurde der Copernicus-Satellitendienst der EU aktiviert. Unter anderem sagten Großbritannien, Indien, Pakistan, die USA, Finnland, Schweden und Russland Hilfe zu. Die EU will auch Betroffene in Syrien unterstützen. Auch Australien und Neuseeland senden Millionenhilfen.

Griechenland schickte trotz der Spannungen mit der Türkei bereits eine erste Rettungsmannschaft mit Spürhunden in das Erdbebengebiet. Athen und Ankara streiten sich seit Jahrzehnten um Hoheitsrechte in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer. Nun hatten Griechenlands Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und der Präsident der Türkei erstmals seit Monaten wieder direkten Kontakt.

Israel will der Türkei und Syrien, mit dem es sich im Kriegszustand befindet, Hilfe leisten. Der Iran bot ebenfalls Unterstützung an – er ist neben Russland im Bürgerkrieg der wichtigste Verbündete des syrischen Machthabers Baschar al-Assad.

Türkei bat Nato-Partner um Unterstützung

Eines der am schwersten vom Erdbeben betroffenen Gebiete war die Region Idlib in Syrien, die von Rebellen gehalten wird. Dies dürfte dort die staatliche Nothilfe erschweren. Die syrische Regierung rief die internationale Staatengemeinschaft zur Hilfe auf. Nach mehr als elf Jahren Bürgerkrieg in Syrien kontrollieren Assads Regierungstruppen wieder rund zwei Drittel des Landes.

Die Türkei bat ihre Nato-Partner um Unterstützung. Konkret wurden etwa drei für extreme Wetterbedingungen geeignete Feldkrankenhäuser und Personal für deren Einrichtung genannt. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte bereits am Vormittag mitgeteilt, Alliierte seien dabei, Unterstützung zu mobilisieren.

Hilfsorganisationen und Gemeinden in den betroffenen Regionen riefen neben Blutspenden auch zu Sachspenden auf und baten etwa um Decken, Heizer, Winterkleidung. Zahlreiche Organisationen aus Deutschland baten um Spenden und kündigten Soforthilfen an.

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Immer wieder Erdbeben in der Region

Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr.

Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre kamen im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der größten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.

Leseraufruf

Kennen Sie Menschen, die vom Erdbeben in der Türkei und/oder Syrien betroffen sind? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de. Bitte nutzen Sie den Betreff "Erdbeben" und schildern Sie uns die Erlebnisse.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP
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