Vier Kugeln trafen ihn Oldenburg: Vater trauert am Tatort um erschossenen Sohn

In Oldenburg schießt ein Polizist viermal auf einen 21-Jährigen. Er stirbt. Sein Vater spricht in einem Interview über das Geschehene.
In der Oldenburger Innenstadt ist ein kleiner Platz zu einem Ort der Trauer geworden. Dort, wo Lorenz in der Nacht zum Ostersonntag bei einem Polizeieinsatz ums Leben kam, stehen Blumen, Kerzen und Fotos. Am Mittwoch besuchte auch sein Vater, Edu Abje, den Gedenkort – leise, erschüttert, begleitet von großer Anteilnahme.
Der Verlust ist kaum zu begreifen. "Ich bin schockiert", sagt Abje im Interview mit RTL. Ob der Schusswechsel rassistisch motiviert gewesen sein könnte, will er nicht bewerten. Die Hautfarbe ist egal, für ihn zählt nur, dass sein Sohn nicht mehr lebt.
Auch Freunde von Lorenz halten an der Stelle Wache. Joel, ein enger Freund des Verstorbenen, sagte RTL, es falle ihm schwer, den Ort zu verlassen. "Es gibt einem das Gefühl, man würde ihn liegen lassen", erklärt er. Die Angst unter jungen Menschen sei seit der Tat gewachsen – auch bei seinen Eltern. Sie hätten Angst, ihn abends rausgehen zu lassen.
Drei Kugeln trafen ihn von hinten, eine in den Kopf
Lorenz sei als gutherziger Mensch bekannt gewesen, betont Joel. Viele, die ihn kannten, wollen sich jetzt verabschieden. "Ich sehe seit Tagen nur noch weinende Mütter. Das ist mit Abstand das Schlimmste, was ich je gesehen habe."
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft war Lorenz in der Nacht vor einem Club abgewiesen worden. Zeugen zufolge, weil er eine Jogginghose trug. Anschließend soll er Pfefferspray gegen Passanten und später auch gegen Polizisten eingesetzt haben. Als er floh, habe ein 27 Jahre alter Beamter vier Schüsse abgegeben. Drei Kugeln trafen den 21-Jährigen von hinten, darunter eine in den Kopf. Ein Messer, wie es zwischenzeitlich vermutet wurde, wurde laut Staatsanwaltschaft bisher nicht bestätigt.
Offiziell wird wegen Totschlags ermittelt, der Beamte wurde suspendiert. Laut Innenministerin Daniela Behrens lassen die Obduktionsergebnisse schwerwiegende Fragen und verheerende Vorwürfe aufkommen, die beantwortet und aufgeklärt werden müssen. Für die Familie und Freunde des Verstorbenen steht ein anderes Wort im Raum: Mord. Sie wollen am Freitag auf die Straße gehen und für Gerechtigkeit und gegen Polizeigewalt demonstrieren.