t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikTagesanbruch

Tagesanbruch: Boris Johnson droht noch heute der nächste Rückschlag


Was heute wichtig ist
Boris Johnson droht schon der nächste Rückschlag

  • Florian Wichert
MeinungVon Florian Wichert

Aktualisiert am 01.08.2019Lesedauer: 6 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Boris Johnson.Vergrößern des Bildes
Boris Johnson. (Quelle: Kirsty Wigglesworth/reuters)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Mit viel Getöse war Boris Johnson als Nachfolger von Theresa May in das Amt des Premierministers in Großbritannien eingeführt worden. Der Brexit-Hardliner auf dem Posten, von dem er sein Leben lang geträumt hatte. Seine Ziele? Denkbar groß. Erst wolle er Großbritannien bis zum 31. Oktober aus der EU führen, notfalls ohne ein Abkommen mit der EU. Dann würde er es in ein "goldenes Zeitalter" geleiten und über Jahre zum wohlhabendsten Staat Europas aufbauen. Johnson plusterte sich auf die Größe von Donald Trump (1,90 m) auf, mit dem er ohnehin immer wieder verglichen wurde.

Das war vor einer Woche.

Und genau so lange hat es gedauert, bis Johnson wieder auf sein Normalmaß von 1,75 m zurückgeschrumpft ist.

Denn: Der Gegenwind kommt aus allen Richtungen.

  • Seine erpresserische Forderung, Brüssel müsse das 585-seitige, von Theresa May unterzeichnete und drei Mal im britischen Parlament abgelehnte Ausstiegsabkommen nachverhandeln, lehnte die EU direkt als "inakzeptabel" ab.
  • Seine Auftritte in Schottland und Wales endeten mit Ablehnung und heftigen Protesten, weil beispielsweise in Wales die vielen Landwirte um ihre EU-Fördergelder im Falle eines No Deals fürchten.
  • Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon fällte zu Beginn der Woche ein vernichtendes Urteil: "Hinter allem Bluff und Getöse ist dies eine Regierung, die gefährlich ist."
  • Mark Drakeford, Regierungschef von Wales, kritisierte: "Keine Anerkennung, dass Lebensgrundlagen in Gefahr sind. Keine ernsthaften Antworten."
  • Auch seine gestrige Nordirland-Reise stand im Zeichen von scharfer Kritik von Parteien und Demonstranten mit der Botschaft: Wir werden nicht zulassen, dass ein No Deal passiert.
  • Die Unsicherheit wirkt sich weiter negativ auf die Wirtschaft aus, weil beispielsweise die Autoproduktion in Großbritannien den 13. Monat in Folge gesunken und gegenüber dem Vorjahresmonat um 15,2 Prozent gefallen ist, wie der britische Branchenverband mitteilte.
  • In heimischen wie in ausländischen Medien wird Johnson äußerst kritisch gesehen.
  • Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger wirft Johnson im "Badischen Tagblatt" von heute vor, er habe "keinen Kompass, keinen Wertekanon und keine Prinzipien."

Für eine erste Bilanz der Johnson-Amtszeit ist es eigentlich viel zu früh. Aber: Erfolgversprechend war der Start nicht. Im Gegenteil. Johnson hat es tatsächlich geschafft, das durch das Brexit-Chaos der vergangenen drei Jahre ohnehin ramponierte Ansehen der Briten innerhalb einer Woche noch weiter zu beschädigen.

Und schon heute droht der nächste Rückschlag bei einem Stimmungstest in Form einer Nachwahl zum Unterhaus im walisischen Wahlkreis Brecon und Radnorshire. Den Tories droht der Verlust einer ihrer Parlamentssitze. Der konservative Abgeordnete Chris Davies war wegen falscher Abrechnungen verurteilt worden, hatte sein Mandat verloren und hat nun keine guten Karten mehr. Das wiederum würde Johnsons Position weiter schwächen.

Da wird auch der neue britische Brexit-Chefunterhändler David Frost nicht viel ausrichten können, der derzeit in Brüssel sein Glück versucht.


Der Iran bleibt hart, der Westen auch: Die Lage im Persischen Golf ist explosiv. Sollte auch Deutschland Soldaten schicken, um mit der Straße von Hormus eine wichtige Handelsroute zu sichern?

Die neue Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte gestern zunächst, man prüfe die Bitte der USA um eine deutsche Beteiligung noch. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt, ist aber nicht sonderlich hoch.

Und tatsächlich: Wenige Stunden später sprach Bundesaußenminister Heiko Maas unmissverständlich im Namen der Bundesregierung und sagte Nein. "An der von den USA vorgestellten und geplanten Seemission wird sich die Bundesregierung nicht beteiligen", so Maas.

Und das zu Recht, wie die Mehrheit der Deutschen findet. Das zeigt eine exklusive Umfrage von t-online.de.


WAS STEHT AN?

Eigentlich sind es noch 15 Monate bis zu den US-Präsidentschaftswahlen 2020. Der aktuelle Präsident Donald Trump befindet sich trotzdem gefühlt bereits seit Monaten mitten im Wahlkampf. Er will unbedingt eine weitere Amtszeit. Dabei ist noch nicht einmal klar, gegen wen er überhaupt antreten wird.

Darum ging es heute Morgen um 2 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Da stritt eine zweite Gruppe aus den insgesamt 25 Kandidaten der Demokraten, die für die Kandidatur infrage kommen, im TV. Die Kulisse: das gigantische Fox-Theatre in der Woodward Avenue in Detroit. 5.048 Plätze fasst der opulente Kinosaal, die Wände sind mit Stuck verziert, die goldenen Säulen ragen schier endlos in die Höhe.

Die großen Fragen: Wer von ihnen hat das Zeug, Trump ernsthaft herauszufordern? Was braucht ein Kandidat überhaupt, um schließlich auch Präsident zu werden?

Mein Kollege Daniel Schreckenberg hat genau das analysiert, die Favoriten identifiziert und interessante Erkenntnisse gewonnen. Zum Beispiel durch einen Blick in die Statistik.

Unter den Kandidaten der Demokraten sind nämlich:

  • sieben Senatoren und ein Ex-Senator
  • ein ehemaliger Vizepräsident und ein ehemaliger Minister unter Obama
  • zwei Gouverneure und ein Ex-Gouverneur
  • drei amtierende Bürgermeister
  • drei Kongressabgeordnete und drei Ex-Kongressabgeordnete
  • ein Hedgefund-Manager, ein Start-up-Unternehmer und eine Buchautorin

Ist die Geschichte ein Fingerzeig für die kommende Präsidentschaftswahl, wird es für alle Kongressabgeordneten und die Senatoren schwierig. In über 200 Jahren amerikanischer Geschichte haben es lediglich vier von ihnen ins Präsidentenamt geschafft. Vollkommen chancenlos sind sie damit allerdings auch nicht. Denn einer von den wenigen, die es aus dem Senat direkt ins Weiße Haus schafften, war 2007 ein ziemlich Unbekannter aus Illinois. Sein Name: Barack Obama.


Eine Blaskapelle, die ein Heavy-Metal-Festival eröffnet? Klingt komisch, ist aber traditionell so beim "Wacken Open Air". Mit dem Auftritt des Musikzugs der örtlichen Feuerwehrkapelle ist das weltbekannte Festival in der schleswig-holsteinischen Gemeinde Wacken gestern Abend inoffiziell gestartet.

Stehen die Besucher sonst eher auf harte Klänge, schunkelten sie bei der Show der "Wacken Firefighters" zu Schlagern und Ballermann-Klassikern. Auch ein Klassiker: das miese Wetter. Aufgrund eines heftigen Gewitters mussten schon gestern Abend Teile des Geländes evakuiert werden. Heute beginnt das Festival dann offiziell – mit rund 75.000 Besuchern und 200 Bands. Das muss man mögen – oder eben nicht.


WAS LESEN ODER ANSCHAUEN?

Der sinnlose Tod des Jungen am Frankfurter Hauptbahnhof ist das Thema der Woche. Er macht nicht nur betroffen, die Brutalität der Tat ist schier unfassbar. Der Ruf nach Maßnahmen, die solche Taten zukünftig verhindern, ist deswegen laut – und verständlich. Der Bundesinnenminister verspricht entsprechend Konsequenzen – und ist am Ende doch furchtbar hilflos, wie mein Kollege Jonas Mueller-Töwe kommentiert.


Haben Sie auf dem Schirm, auf welchen Plattformen im Internet Sie sich mal angemeldet oder einen Account erstellt haben? Wenn das nicht so sein sollte, wäre das ein großes Sicherheitsrisiko. Gut, dass mein Kollege Ali Roodsari hier erklärt, wie Sie verwaiste Accounts finden und löschen.


Mischwesen aus Mensch und Tier: Solche Chimären könnten in Japan bald geboren werden. Das Land erlaubt Experimente mit menschlichen Zellen und tierischen Embryos. Meine Kollegin Ana Grujić hat aufgeschrieben, warum die Forscher in dieser skurrilen Richtung forschen.


In zweieinhalb Wochen beginnt die neue Saison in der Fußball-Bundesliga. Für ihn hat sie längst begonnen: Lutz Pfannenstiel. Der ist Manager bei Fortuna Düsseldorf. Zu seinen Hauptaufgaben gehören: Spieler verpflichten, verkaufen und eine Mannschaft zusammenstellen.

Loading...
Loading...
Täglich mehr wissen

Abonnieren Sie kostenlos den kommentierten Überblick über die Themen, die Deutschland bewegen. Datenschutzhinweis

Wenn Sie das Gefühl haben, Sie leiden unter zunehmendem Stress, dann empfehle ich dieses Interview meines Kollegen Alexander Kohne mit Pfannenstiel. Der schläft in der Regel vier bis fünf Stunden pro Nacht, in denen er aber im Notfall noch wichtige Anrufe annimmt. Tagsüber klingelt sein Telefon alle fünf Minuten, 20-mal pro Stunde brummt es aufgrund einer Kurznachricht. Gesund kann das nicht sein, Pfannenstiel aber scheint das Pensum wegzustecken.

Das Pfannenstiel-Interview ist dabei nur eines von vielen Gesprächen, die Alexander Kohne in den vergangenen Tagen und Wochen geführt hat. Er war für Sie in den Trainingslagern diverser Bundesligisten unterwegs, um sich ein Bild zu machen – meistens in Österreich und den angrenzenden Regionen.

Gladbachs Kapitän Lars Stindl verriet ihm, wie der Fußball wieder fannäher werden kann; Leverkusens Routinier Sven Bender berichtete von seinen dunkelsten Stunden als Profi und bei Schalke 04 schaute unser Reporter dem neuen Trainer David Wagner über die Schulter.


Wenn Sie zuletzt zufällig bei einem fragwürdigen Format im TV hängengeblieben sind, bei dem ein 47-jähriger Schlagersänger mit seiner 19-jährigen Freundin herumturtelt, sich mit einem ehemaligen und zwischenzeitlich abgestürzten "Lindenstraße"-Schauspieler bepöbelt oder einem ehemals drogenabhängigen und nun schwer übergewichtigen früheren Castingshow-Teilnehmer, dann kann man nur sagen: willkommen beim "Sommerhaus der Stars". Besser als die Sendung ist eindeutig die Kolumne meiner Kollegin Janna Specken. Hier.


WAS AMÜSIERT MICH?

Ruhestörung, eine ausufernde Party, über die Stränge schlagende Gäste, vielleicht ein Polizeieinsatz – das kommt vor. Schuld sind für gewöhnlich Jugendliche, junge Erwachsene, die womöglich alkoholisiert sind. Nicht so in diesem Fall. In der Düsseldorfer Altstadt beschwerten sich Nachbarn an einem Nachmittag über die Lautstärke einer Feier mit rund 150 Gästen und lösten einen Einsatz des Ordnungsamtes aus. Die Beamten trauten ihren Augen kaum.

Ich wünsche Ihnen einen beschwingten Tag.

Ihr

Florian Wichert
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

Den täglichen Newsletter von Florian Harms hier abonnieren.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel



TelekomCo2 Neutrale Website