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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ausfälle und Testspielpleiten Vom neuen Schalke ist Wagner noch weit entfernt
Spektakulärer Tempofußball mit furioser Balljagd und Angriffen wie Raubüberfälle – dafür steht Schalkes neuer Trainer David Wagner. Momentan muss er allerdings einige Steine aus dem Weg räumen und schimpft auch mal über Testspielgegner.
Sichtlich angefressen verließ Schalkes Trainer David Wagner nach dem Freundschaftsspiel gegen den FC Bologna den Platz im Kitzbüheler Stadtteil Langau. Das lag nicht nur am Ergebnis – Schalke hatte 2:3 verloren. Besonders die harte Gangart des Gegners missfiel dem neuen Coach der Gelsenkirchener: "Die ganze Geschichte heute war für mich zu hart", sagte Wagner.
Wagners Verletzungssorgen
Besonders eine Szene am Ende der Partie sorgte für Diskussionen: In der 82. Minute senste der 17-jährige Bologna-Angreifer Musa Juwara Schalkes Jonas Carls derart heftig um, dass dieser mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden liegen blieb. "Es sieht nach einer Bänderverletzung aus. Weitere Untersuchungen werden folgen", erklärte Wagner, für den verletzte und angeschlagene Spieler langsam zum Problem werden.
Nicht mit dabei gegen Bologna waren unter anderem die Stürmer Guido Burgstaller (Fuß verstaucht) und Ahmed Kutucu (Rückenbeschwerden), Neuzugang Benito Raman (Leistenprobleme) oder auch Nationalspieler Sebastian Rudy, der zuletzt viel individuell trainierte. Im Spiel gegen die Italiener zog sich dazu auch noch Linksverteidiger Jonas Carls eine Bänderdehnung und eine Knochenprellung im linken Fuß zu – der 22-Jährige wird vorerst fehlen. Dazu kommt Königstransfer Ozan Kabak. Der 15-Millionen-Neuzugang vom VfB Stuttgart ist nach seiner Knochenreizung zwar auf dem Weg zurück, trainierte im Trainingslager im österreichischen Mittersill allerdings nur individuell in einer Turnhalle. Wann der türkische Innenverteidiger wieder voll auf der Höhe ist, ist derzeit noch nicht absehbar.
Fokus auf der Belastungssteuerung
Um nicht erneut von einer Verletzungsflut wie in der Vorsaison heimgesucht zu werden, achten Wagner und sein Trainerteam geradezu penibel darauf, die Spieler nicht zu überfordern. Das Zauberwort dabei: Belastungssteuerung. Aufgrund dieser wurden beispielsweise bis vor Kurzem verletze Spieler wie Nassim Boujellab und Steven Skrzybski vorzeitig aus einer Trainingseinheit genommen. Und auch der mit den USA beim Gold-Cup aktive Weston McKennie drehte zu Beginn der Trainingslagers nur Laufrunden.
Positive Nachrichten gibt es derweil von Alessandro Schöpf, Daniel Caligiuri und Mark Uth, die nach teilweise monatelangen Verletzungen wieder mit der Mannschaft trainierten. Aber auch sie sollen erstmal peu à peu wieder herangeführt werden, weshalb Schöpf und Caligiuri gegen Bologna jeweils nur etwas mehr als 20 Minuten eingesetzt wurden.
Schalke und der Wagner-Stil
Besonders in der Offensive ist die Personalnot groß. So groß, dass Wagner mit Sandro Plechaty den vierten Spieler aus der Schalker U23 nach Österreich beorderte. Auch wenn Plechaty und seine U23-Kollegen Krystian Wozniak, Görkem Can und Münir Levent Mercan sich im Training auffällig bemühen, ist die Situation für Wagner alles andere als optimal.
Denn der 47-Jährige, dem bei seiner letzten Station Huddersfield Town mit dem Aufstieg in die Premier League und dem anschließenden Klassenerhalt wahre Wunderdinge gelangen, arbeitet gerade fieberhaft daran, den Schalkern einen neuen Stil einzuimpfen. Den Wagner-Stil. Konkret heißt das: spektakulärer Tempofußball, basierend auf klugem Gegenpressing und überfallartigem Umschalten nach Balleroberung.
Schalkes durchwachsene Testspielbilanz
Gegen Bologna war das allerdings nur selten zu sehen. Und auch in den vorherigen Tests gegen Twente Enschede (1:1), Norwich City (1:2) und Regionalligist Wattenscheid 09 (2:2) war Wagners Handschrift höchstens grob zu erahnen. Gewonnen wurden von den bisherigen sechs Testspielen lediglich zwei – und das gegen Regionalligist Oberhausen (3:1) und eine Stadtauswahl aus Bottrop (20:1).
Obwohl Testspielergebnisse in der Vorbereitung oftmals nicht allzu aussagekräftig sind, scheint Wagner durchaus bewusst zu sein, dass es noch dauern wird, bis das Team seine Ideen adaptiert. Wohl auch deshalb dämpft der 47-Jährige die Erwartungen. "Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich es aktuell als unseriös empfinden, ein konkretes Ziel auszurufen, außerdem wollen wir uns nicht selbst beschränken", erklärte Wagner in einem Interview mit der "Funke Mediengruppe" – und blieb stattdessen maximal unkonkret: "Wir wollen einen Fußball spielen, der uns gut zu Gesicht steht. Damit haben wir unser Ziel formuliert."
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Der Trauzeuge von Jürgen Klopp baut darüber hinaus auf die Entwicklung eines "Wir-Gefühls" – und spricht das auch immer wieder an. So gewann er der vermeintlich harten Gangart von Testspielgegner Bologna auch etwas Positives ab: "Wie die Mannschaft da zusammengestanden hat, hat mich und sicher auch viele andere Schalker stolz gemacht." Und Wagner wird diesbezüglich noch konkreter: "Alles, was über Mentalität, Bereitschaft, Führung, Spirit über dieses Team in der letzten Saison gesagt wurde – kloppt das alles in die Tonne. Das ist, was meine Erfahrungen der ersten Wochen betrifft, schlichtweg nicht wahr."