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Russland: Nato wirft erstmals klaren Bruch von Abrüstungsabkommen vor


USA setzen 60-Tage-Frist
Nato wirft Russland klaren Bruch von Atomwaffen-Abkommen vor

Von dpa, reuters, jmt

Aktualisiert am 04.12.2018Lesedauer: 2 Min.
Eine russische Interkontinentalrakete während einer Militärparade in Moskau: Die Nato wirft Russland einen Bruch des Abrüstungsabkommens zu Mittelstreckenraketen vor.Vergrößern des Bildes
Eine russische Interkontinentalrakete während einer Militärparade in Moskau: Die Nato wirft Russland einen Bruch des Abrüstungsabkommens zu Mittelstreckenraketen vor. (Quelle: Dmitry Korotayev/Epsilon/getty-images-bilder)

Einer der maßgeblichen Abrüstungsverträge aus der Zeit des Kalten Krieges steht vor dem Aus. Muss sich die Welt auf ein neues atomares Wettrüsten einstellen? Es herrscht Krisenstimmung.

Die Nato-Staaten haben Russland erstmals geschlossen vorgeworfen, mit neuen Marschflugkörpern gegen den INF-Abrüstungsvertrag über atomare Mittelstreckenwaffen zu verstoßen. Man rufe Russland auf, sofort und nachweisbar wieder volle Vertragstreue herzustellen, teilte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach Beratungen der Außenminister in Brüssel mit. Die US -Regierung setzte Russland eine 60-Tage-Frist. Andernfalls sähen sich auch die USA nicht mehr an das Abkommen gebunden, sagte Außenminister Mike Pompeo.

"Bedeutende Risiken für euroatlantische Sicherheit"

"Die Verbündeten sind zu dem Schluss gekommen, dass Russland das Raketensystem 9M729 entwickelt und erprobt hat", hieß es in einer Erklärung. "Das verletzt den INF-Vertrag und stellt bedeutende Risiken für die euroatlantische Sicherheit dar." Die Nato unterstütze dementsprechende Erkenntnisse der USA.

Mit der Erklärung soll Russland eine letzte Gelegenheit erhalten, die von der Nato vermutete Missachtung der Regeln des Vertrags zu beenden. Wenn es dies nicht tut, könnte auf Bündnisebene zum Beispiel ein Ausbau der Raketenabwehr in Europa beschlossen werden. Sollte Russland nicht einlenken, hätte dies auch zur Folge, dass die USA den INF-Vertrag mit politischer Rückendeckung der anderen Alliierten kündigen könnten.

"Russland zur Vernunft bringen"

Das geplante Vorgehen gilt als Kompromiss unter den Nato-Partnern. US-Präsident Donald Trump hatte eigentlich bereits im Oktober angekündigt, den INF-Abrüstungsvertrag wegen der neuen russischen Marschflugkörper aufkündigen zu wollen. Nato-Partner wie Deutschland befürchten allerdings, dass dies ein fatales Signal wäre und ein neues Wettrüsten auslösen könnte. Sie wollen deswegen alle Möglichkeiten nutzen, um das Abkommen doch noch zu retten. "Wir denken, dass es klug ist, weiter zu versuchen, den Vertrag zu erhalten und Russland zur Vernunft zu bringen", sagte der niederländische Außenminister Stef Blok.

Der INF-Vertrag über nukleare Mittelstreckensysteme ("Intermediate Range Nuclear Forces") wurde 1987 zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion geschlossen. Er verpflichtet beide Seiten zur Abschaffung aller landgestützten ballistischen Raketen und Marschflugkörper mit Reichweiten zwischen 500 und 5500 Kilometern. Zugleich untersagt er auch die Produktion und Tests solcher Systeme. Eine Aufkündigung würde einen Grundpfeiler der europäischen Sicherheit untergraben und könnte ein neues Wettrüsten in Gang setzen.

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Die USA werfen Russland seit längerem vor, mit der Entwicklung eines Marschflugkörpers mit dem Namen 9M729 (Nato-Code: SSC-8) gegen den Vertrag zu verstoßen. Russland dementiert das und hat im Gegenzug auch den USA schon mehrfach einen Vertragsbruch vorgeworfen. Ein Einlenken Moskaus gilt deswegen als sehr unwahrscheinlich.


In europäischen Militärkreisen wird allerdings vermutet, dass auch die USA kein großes Interesse an einem Erhalt des Vertrags haben. Er verpflichtet nämlich nur Russland und sie selbst zum Verzicht auf die atomaren Mittelstreckenwaffen. Andere aufstrebende Militärmächte wie China können sie weiter entwickeln. Ziel der USA könnte es deswegen sein, das INF-Abkommen durch einen neuen multilateralen Vertrag zu ersetzen. Alternativ könnten sie zur Abschreckung von Gegnern selbst neue landgestützte Mittelstreckensysteme bauen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters
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