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Ukraine: Pistorius weist Berichte über versagende deutsche Waffen zurück


Deutsche Waffen in der Ukraine
Pistorius äußert sich zu Bundeswehr-Problembericht

Von dpa
Aktualisiert am 11.04.2025 - 17:56 UhrLesedauer: 3 Min.
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Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius inspiziert während einer Übung einen Schützenpanzer der Bundeswehr (Archivbild): Der SPD-Politiker reagiert "erstaunt" auf Berichte über Probleme mit deutschen Waffen in der Ukraine. (Quelle: IMAGO/JOERAN STEINSIEK/imago)
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Ein internes Bundeswehrpapier bescheinigt deutschen Waffen in der Ukraine große Probleme. Verteidigungsminister Pistorius reagiert "mit Erstaunen".

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat sich überrascht zu Medienberichten über Probleme mit deutschen Waffen in der Ukraine gezeigt. "Die Berichte habe ich mit Erstaunen zur Kenntnis genommen", sagte Pistorius am Rande des Treffens der Verteidigungsminister der Ukraine-Kontaktgruppe am Freitag in Brüssel. Er sei in "regelmäßigem Austausch mit unseren ukrainischen Partnern und Meldungen wie diese oder Beschwerden über unser Material sind mir nicht bekannt geworden".

NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" hatten am Donnerstag über ein internes Bundeswehrpapier berichtet, demzufolge die ukrainische Armee große Probleme mit deutschem Kriegsgerät habe. "Uneingeschränkt kriegstauglich ist kaum ein deutsches Großgerät", wurde dabei ein deutscher Militärattaché in Kiew zitiert. So bestünden Probleme mit der deutschen Panzerhaubitze 2000, anderes Gerät sei aufwendig in der Reparatur oder es fehle an Munition, wie etwa beim Luftverteidigungssystem Iris-T.

Pistorius will ukrainischen Amtskollegen konsultieren

Zur Panzerhaubitze 2000 hieß es demnach, diese habe eine "so hohe technische Anfälligkeit, dass Kriegstauglichkeit stark infrage gestellt wird". Der Kampfpanzer Leopard 1A5 gelte zwar als "zuverlässig", werde "aber aufgrund zu schwacher Panzerung oft nur als Behelfsartillerie eingesetzt". Beim neueren Leopard 2A6 sei wiederum der Aufwand der Instandsetzung hoch, und oft keine Feldinstandsetzung, also eine Reparatur an der Front, möglich.

Video | Was kann die deutsche Panzerhaubitze 2000?
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Quelle: t-online

Pistorius räumte ein, es könne immer "ein einzelnes Gerät ausfallen oder nach drei Jahren Kampfeinsatz nicht mehr die Funktionalität aufweisen". Er wolle die Berichte "nicht bewerten", werde darüber aber mit seinem ukrainischen Kollegen Rustem Umerow "aber ganz sicher reden".

Der CDU-Politiker und stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages Henning Otte äußerte sich ähnlich – und verwies als eine Erklärung auf die plötzliche Notsituation. "Die ukrainische Armee hat allerdings nur eine vergleichsweise kurze Zeit für das Beherrschen und die Instandsetzung der Geräte gehabt. Ob gegebenenfalls die Logistik und Instandsetzung angepasst werden muss, sollte militärisch bewertet werden", sagte Otte t-online. "Deutschland hat schnell Material an die Ukraine zu deren Verteidigungsanstrengungen geliefert."

Bundeswehr nimmt "Verbesserungsvorschläge" aus der Ukraine auf

Eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums betonte, es gebe einen "engen und ständigen Austausch" mit der ukrainischen Seite. Dabei spielten "natürlich auch Nachbesserungs- und Verbesserungsvorschläge" eine Rolle. Zu Details könne sie sich aus Gründen der militärischen Sicherheit nicht äußern.

Die Sprecherin verwies aber auch auf viele öffentliche Einlassungen aus Kiew. Diese würden das Bild, das in den aktuellen Medienberichten gezeichnet werde, "nicht unterstreichen".

Der Austausch mit der Ukraine sei "keine Einbahnstraße" fügte die Ministeriumssprecherin hinzu. Sie bezog dies auch auf Berichte, wonach die Bundeswehr ihrerseits ukrainische Erfahrungen mit der Leistungsfähigkeit dorthin gelieferter Waffensysteme für ihre Zwecke auswertet.

Mit Blick auf die Kritik an einer hohen Reparaturanfälligkeit gelieferter Waffensysteme wies die Sprecherin lediglich allgemein darauf hin, dass deren Einsatz in der Ukraine "mit einer hochintensiven Nutzung einhergeht". Dies führe dann auch "zu einem höheren Verschleiß". Zudem sei es eine Eigenschaft komplexer Waffensysteme, dass bei ihnen auch der Instandhaltungsaufwand höher sei.

Ukrainischer Botschafter: "Die deutschen Waffen gehören zu den besten"

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, lobte die Qualität der an sein Land gelieferten deutschen Waffen. "Die deutschen Waffen gehören zu den besten, die wir haben", sagte Makeiev dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Diese seien "den russischen Waffen weit überlegen". Makeiev sagte weiter: "Auf keinen Fall sind diese Waffen unbrauchbar." Sie hätten sich vielmehr "sehr gut bewährt".

Allerdings ergäben sich unter Kriegsbedingungen natürlich auch Hinweise darauf, "woran es hakt und was an einer Waffe geändert werden sollte", sagte Makeiev weiter. Daraus könne die Rüstungsindustrie Schlüsse ziehen für die Produktion, aber auch die Streitkräfte für ihre Taktik.

Deutschland hat nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums bisher Militärhilfen in Höhe von etwa 28 Milliarden Euro für die Unterstützung der Ukraine zur Verfügung beziehungsweise für die kommenden Jahre angekündigt. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 hat Deutschland demnach Material aus Beständen der Bundeswehr mit einem geschätzten Wiederbeschaffungswert von etwa 5,2 Milliarden Euro an die Ukraine abgegeben.

Am Freitag kündigte Pistorius ein weiteres Waffenpaket an, in dem unter anderem vier weitere Iris-T-Systeme mit 300 Lenkflugkörpern enthalten sind. Das Paket umfasst nach Angaben aus dem Ministerium zudem 15 weitere Kampfpanzer vom Typ Leopard 1, Aufklärungsdrohnen und zusätzliche 100.000 Schuss Artilleriemunition. Für die Zukunft stellte Pistorius der Ukraine weitere umfangreiche Lieferungen in Aussicht.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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