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Tagesanbruch: Ideologische Flüchtlingsdebatte, Chaos an Flughäfen, EM-Gold


Tagesanbruch
Was heute Morgen wichtig ist

Meinung
09.08.2018Lesedauer: 5 Min.
Flüchtlinge und ein Polizist im spanischen Hafen von AlgecirasVergrößern des Bildes
Flüchtlinge und ein Polizist im spanischen Hafen von Algeciras (Quelle: Marcos Moreno/dpa)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?


"Keinen Schritt weiter als vor zwei Monaten"

Was für eine Erfolgsmeldung. Deutschland hat ein Abkommen mit Spanien ausgehandelt, um Flüchtlinge, die dort bereits registriert wurden, wieder zurückschicken zu können. So jedenfalls will man es uns glauben machen. Für Horst Seehofer ist es ein erster Achtungserfolg, nachdem ihm Angela Merkel geschickterweise den Auftrag erteilt hat, genaue solche Verhandlungen mit europäischen Ländern zu führen, in denen Flüchtlinge erstmals europäischen Boden betreten. Das sind neben Spanien vor allem Italien und Griechenland, die sich gegen solch eine Abmachung noch sträuben.

Aber ist es wirklich ein Erfolg?

Erstens gibt es keine absoluten Zahlen, um wie viele Menschen es sich tatsächlich handelt. Das Ministerium gibt nichts raus. So viele können es also nicht sein. Immerhin, so könnte man sagen, gibt es aber eine Regelung.

Zweitens, und so formuliert es der Migrationsexperte Gerald Knaus, der das deutsche Rücknahmeabkommen für Flüchtlinge mit der spanischen Regierung begrüßt, haben Deutschland und die EU noch keine Strategie in der Flüchtlingspolitik. "Das ist ein Zeichen des guten Willens einer Regierung, die an einer gemeinsamen, humanen Politik zur humanitären Krise im Mittelmeer und zur Zukunft von Asyl interessiert ist", sagte der Erfinder des EU-Türkei-Deals in dem sehr empfehlenswerten Interview mit meinem Kollegen Johannes Bebermeier. "Doch was Madrid und Berlin wirklich brauchen, ist etwas anderes – einen Sanchez-Merkel-Plan." Also eine Vereinbarung zwischen dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Plan müsse Vereinbarungen für die Seenotrettung im Mittelmeer, schnelle Asylverfahren und Abkommen mit afrikanischen Ländern enthalten, die schnelle Rückführungen ermöglichen.

Darüber hinaus kritisiert er die Migrationsdebatte vor der Sommerpause in unserem Land, an der die Regierung fast zerbrach, scharf. "In Deutschland wurde viel zu viel über irrelevante Themen diskutiert." Es sei "im Kern eine ideologische Debatte" gewesen, in der "es nicht um umsetzbare Lösungen" gegangen sei. "Bei den drängenden Fragen sind wir heute keinen Schritt weiter als vor zwei Monaten."

Ich bin immer dafür, Diskussionen konstruktiv und lösungsorientiert zu führen – ohne leidliche Schuldzuweisungen. Immer nach vorn gerichtet. Die Nachricht über den Afghanen, der nach Deutschland zurückkehren darf, der wegen eines Verfahrensfehlers zu früh ausgewiesen wurde, lässt mich allerdings etwas ratlos zurück. Sie wissen schon, ein Verfahren in Greifswald gegen den Mann lief noch, als er in den Flieger in seine Heimat stieg. Diese Pannen dürfen einfach nicht passieren. Denn es sind dann diese Einzelfälle, die alle Bestrebungen konterkarieren und die öffentliche Debatte plötzlich beherrschen. Ganz zu schweigen vom Missbrauchen und Instrumentalisieren dieser vermeidbaren Fehler durch Populisten. Jetzt soll zwar vor jeder Abschiebung geprüft werden, ob es noch ein laufendes Verfahren gibt. Das kommt aber reichlich spät und versteht sich eigentlich als selbstverständlich.

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Sicherheitskontrollen haben in letzter Zeit für Chaos an deutschen Flughäfen gesorgt. Keine Kontrolle in München, Panne in Frankfurt/Main und zuletzt Alarm in Bremen. Der Fall in Frankfurt wirft viele Fragen auf. Ein Blick hinter die Kulissen liefert die Antworten und deckt Sicherheitslücken auf. Meine Kollegin Sara Orlos hat mit der Polizeisprecherin des Flughafens Stuttgart gesprochen und ein "Schnell erklärt" zu Sicherheitsschleusen und den Vorgängen dort erstellt.

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Ich hätte Ihnen heute an dieser Stelle gern ein Bild gezeigt, auf dem Diskuswerfer Robert Harting von Glückshormonen übermannt sein Trikot zerreißt. Leider hat es für den Berliner Olympiasieger und Weltmeister vergangener Tage nicht ganz gereicht. Er erreichte zwar das Finale, was angesichts seiner Verletzungsgeschichte aller Ehren wert ist, wurde letztlich aber Sechster.

Stattdessen sorgte Arthur Abele für das erste deutsche Gold bei den Europameisterschaften in Berlin. Sensationell. Und auch sonst laufen die European Championships äußerst erfolgreich für unsere Sportler. Es gab weiteres Gold im Wasserspringen sowie viele weitere Medaillen in anderen Sportarten.

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USA erweitern Sanktionen gegen Russland

Es erscheint schon etwas skurril, was Donald Trump da für ein diplomatisches Spiel spielt. Gestern zeigte sich Senator Rand Paul erfreut, nach eigenen Angaben einen Brief von Präsident Donald Trump an die Regierung von Kremlchef Wladimir Putin überreicht zu haben. Paul erklärte, das Schreiben unterstreiche die Notwendigkeit einer Kooperation gegen Terroristen, eines Dialogs der Parlamente beider Länder und einer Wiederaufnahme des kulturellen Austausches.

Am späten Abend dann erreichte uns im Newsroom die Nachricht, dass die USA weitere Sanktionen gegen Russland wegen des Giftanschlags auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergei Skripal und seine Tochter im englischen Salisbury verhängen. Erst ein Zeichen der Entspannung? Dann eine weitere Stufe der Eskalation im ohnehin schon angespannten Verhältnis zwischen den beiden Supermächten?

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WAS STEHT AN?

Diese Tage stehen die Chancen sehr gut, Sternschnuppen zu sehen. Es gibt nicht nur besonders viele, auch die Sicht ist ungestört. Wann sich der Blick in den Himmel am meisten lohnt.

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Borussia Dortmund startet in gut zwei Wochen in eine Bundesliga-Saison mit vielen Fragezeichen. Trainer, einige Spieler und Teile des Managements sind ausgetauscht oder zusätzlich verpflichtet worden. Mein Kollege Luis Reiß hat Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc, den Architekten des Neuaufbaus, im Trainingslager in Bad Ragaz (Schweiz) getroffen. Im Interview erklärt er, wie man die Mentalität eines ganzen Klubs verändert, warum der Meistertitel weit entfernt ist – und er in Frankreich und England aktuell einfacher Top-Talente für den BVB findet als in Deutschland.

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WAS LESEN?

Neuer Gaga-Radweg. Im Berliner Stadtteil Zehlendorf gibt es einen neuen Radweg. Der ist allerdings etwas seltsam geraten – und sorgt über die Stadtgrenzen hinaus für Spott. Wie konnte das passieren?

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Empörung und eine große Debatte in Frankreich. Bilder einer Überwachungskamera zeigen, wie eine junge Frau auf offener Straße geschlagen und gedemütigt wird. Der Fall hat in unserem Nachbarland eine erneute Debatte rund um die Behandlung von Frauen entfacht. Das Problem sei nicht neu. "Ich habe Angst und fühle mich nicht mehr sicher", sagt die betroffene 22-jährige Marie im Videointerview mit meinem Kollegen Martin Trotz. Viele ältere Frauen aus der ganzen Welt hätten ihr geschrieben, die früher nicht über das Problem sprechen konnten. Einen Lösungsansatz für das gesellschaftliche Problem hat sie auch.

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Sind Sie Android-Nutzer? Dann schauen Sie doch mal in den Einstellungen Ihres Smartphones. Denn dort versteckt Google sogenannte Easter Eggs für den Zeitvertreib. Das können hübsche Animationen sein oder Minispiele. Jede Android-Version hat dabei ein anderes Easter Egg. Hier erfahren Sie, welche Spielereien es bisher gab und wie Sie alle ausprobieren können.

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WAS AMÜSIERT MICH?

Der Fußballplatz des schwäbischen Bezirksligisten SV 1848 Bad Buchau ist in dieser Woche ganz groß rausgekommen – durch ein Luftbild der dpa, das auch Freunden mysteriöser Kornkreise Freude bereiten würde: Dort haben die Dürre und eine Panne in der Beregnungsanlage grüne Kreise auf den Rasen gezaubert. Drumherum ist der Rasen vertrocknet. Nach dem Bild wollten wir wissen: Wie kam es dazu? Der Co-Trainer hat es meinem Kollegen Lars Wienand in einem nicht ganz bierernsten Interview erzählt.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Ihr Jan Hollitzer
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de
Twitter: @janhollitzer

Mit Material von dpa.

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