Tagesanbruch Was heute Morgen wichtig ist
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:
WAS WAR?
Was waren das für Lücken in der Abwehr? Wo war das Spiel nach hinten? Waren die Fehlpässe nicht zum Verrücktwerden? Warum kam Julian Brandt nicht eher ins Spiel? Gestern endlich konnte wieder jeder, der es wollte, Nationaltrainer sein. Kritik an unserer Mannschaft äußern, die Aufstellung hinterfragen, offensichtliche Schwächen bemängeln. Aber wie man so schön sagt: Nach der Schlacht ist jeder General. Und auch ich, der kein Fußballfan bin, muss gestehen, dass ich mir bei jeder EM und WM ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft kaufe (auch wenn diese völlig überteuert sind) und dann so gekleidet vor dem Fernseher oder vor einer Leinwand im Freien die Spiele verfolge. Irgendwie muss man die Jungs ja unterstützen. Ich weiß, alles nur Einbildung und Aberglaube. Jedenfalls mag ich die WM-Zeit, die Atmosphäre im Land und das friedliche Fest verschiedenster Nationen rund um die Partien. Und die WM ist immer eine willkommene Verschnaufpause von all den hitzigen politischen Debatten und anderen bedrückenden Themen. Aber dazu später mehr.
Ja, die Auftaktniederlage unserer Elf gegen Mexiko war bitter. Ich will jetzt nicht den 85.354. Bundestrainer raushängen lassen. Ich kann nur sagen, mich hat der Auftritt nicht überzeugt, was den unbedingten Willen angeht, den Titel zu verteidigen. Das war mir zu wenig Leidenschaft und ich habe zu viele einfache Fehler gesehen. Eine fundierte Einschätzung überlasse ich lieber unseren Experten aus der Sportredaktion. t-online.de-Reporter Luis Reiß ist seit der Vorbereitung mit der Nationalmannschaft unterwegs. Seine Sicht: Eines dürfte Bundestrainer Jogi Löw nach dem 0:1 gegen Mexiko besonders ärgern: Ausgerechnet die Anführer des Teams, die vor vier Jahren noch den Titel holten, spielten erschreckend schwach, teilweise sogar lustlos. Deshalb verteilt er in seiner Bewertung auch zweimal die Note 6. Schauen Sie hier, ob Sie mit seiner Meinung übereinstimmen.
Wie man Löw kennt, wird der Bundestrainer aus der überraschenden Niederlage Konsequenzen ziehen. Welche Weltmeister jetzt um ihren Platz in der Startelf zittern müssen, lesen Sie im Laufe des Tages auf unserer Seite.
Um die richtige Aufstellung geht es auch unserem Sportchef Florian Wichert und Sportbuzzer-Fußballchef Heiko Ostendorp im Zweikampf der Woche. Sie diskutieren darüber, ob sich Joachim Löw verzockt hat, indem er die zuletzt verletzten Neuer und Boateng aufstellte – und auch auf den umstrittenen Özil setzte? Wer Ja sagt und wer Nein und vor allem warum, lesen Sie hier.
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Der konservative Kandidat Iván Duque hat die Präsidentenwahl in Kolumbien gewonnen. Er kam in der Stichwahl am Sonntag auf 55,56 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt nach der Auszählung von zwei Dritteln der Stimmen mitteilte. Sein Konkurrent Gustavo Petro von der linken Bewegung Colombia Humana erhielt demnach 40,38 Prozent.
Bei der Abstimmung ging es auch um die Zukunft des historischen Friedensabkommens mit der linken Guerillabewegung Farc. Duque will das Abkommen in wesentlichen Punkten ändern und könnte die Ex-Rebellen damit zurück in den Untergrund treiben.
Der international bejubelte Friedensprozess ist in dem südamerikanischen Land äußerst umstritten. Nach Einschätzung der Rechten hat der Staat den Rebellen zu viele Zugeständnisse gemacht. Beispielsweise müssen sie nur relativ milde Strafen fürchten und erhalten zehn garantierte Sitze im Parlament.
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WAS STEHT AN?
Was wir dieser Tage erleben, ist ein innenpolitisches Spektakel. Oder eher ein Desaster? Beides. Wir werden Zeuge eines spektakulären Desasters, mit denen die Unionsparteien CDU und CSU im Streit um die Asylpolitik Selbstdemontage betreiben und dabei die Regierung aufs Spiel setzen. Die Vehemenz, mit der Forderungen eskaliert werden, ist beeindruckend. Warum aber hat die Debatte um eine geordnete Asyl- und Integrationspolitik nicht schon eher in dieser Intensität stattgefunden? Den Menschen in unserem Land mag es sicher gefallen, dass endlich mit wahrnehmbarer Konsequenz in den Regierungsparteien gestritten und um Lösungen gerungen wird. Doch es entsteht mehr und mehr der Eindruck, dass nur machtpolitische und egoistische Ziele hinter dem Gezänk stecken. Dafür aber ist das Thema viel zu ernst. Wir wollen endlich praktikable Lösungen von unseren Spitzenpolitikern.
Heute kommt der CSU-Vorstand in München zusammen. Es wird erwartet, dass er dem Parteichef und Bundesinnenminister Horst Seehofer grünes Licht für sein Vorhaben geben wird, künftig Asylbewerber an der Grenze abzuweisen, die bereits in einem anderen EU-Land registriert sind. Offen ist aber, ab welchem Zeitpunkt dies umgesetzt werden soll. Gleiches will übrigens auch die CDU erreichen. Allerdings nicht isoliert als nationale Lösung, sondern vorher abgestimmt mit den anderen EU-Staaten. Ich halte das für vernünftig.
Wie zu hören ist, erwägt die CSU, Kanzlerin Angela Merkel, die heute den italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte zu einem Antrittsbesuch empfängt und das Thema besprechen will, möglicherweise eine zweiwöchige Schonfrist zu geben. Dann wird in Brüssel über die gemeinsame europäische Asylpolitik verhandelt. Es bleibt nur zu hoffen, dass unsere Politiker sachorientiert handeln und nicht durch Machtspielchen noch mehr Kredit bei den Menschen verspielen. Man kann die täglichen Wasserstandsmeldungen, verbalen Anfeindungen und taktischen Spielchen nicht mehr ertragen. Wie mein Kollege Florian Harms trefflich in seinem Kommentar schreibt: Jetzt reißt euch mal zusammen.
In unserem Live-Blog können Sie alle Entwicklungen rund um den eskalierten Asylstreit verfolgen.
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Der UN-Menschenrechtsrat kommt ab heute zu einem dreiwöchigen Treffen zusammen. Auf der Tagesordnung steht unter anderem ein Bericht zur Lage in Syrien. Eine Untersuchungskommission trägt Beweismittel zusammen, um im Falle eines Tribunals eines Tages Anklagen erheben zu können. Ein solches Tribunal wegen Kriegsverbrechen ist allerdings nicht in Sicht. Überschattet wird die Sitzung von der Austrittsdrohung der USA. Vor gut einem Jahr hatte Washington dringend Reformen verlangt. Versuche, diese durchzusetzen, waren in den vergangenen Wochen gescheitert.
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Der Asylstreit in der Union überlagert in der öffentlichen Debatte viele andere Themen, die die Menschen in unserem Land ebenso, wenn nicht sogar noch mehr betreffen. Bezahlbarer Wohnraum, Kitaplätze, Lehrermangel und auch Pflege und Krankenversorgung. Die Gewerkschaft Verdi will heute ihre Forderung nach mehr Personal für Krankenhäuser mit neuen Zahlen untermauern. Sie stellt dazu heute Mittag die Ergebnisse einer Umfrage zur Personalsituation in den Kliniken vor. Dafür wurden Mitarbeiter auf verschiedenen Stationen gefragt, wie viel Personal vorhanden ist, und wie viele Pflege- und sonstige Kräfte für die anfallenden Arbeiten gebraucht werden.
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Knapp ein halbes Jahr nach der Messerattacke auf die 15-jährige Mia im südpfälzischen Kandel beginnt heute der Mordprozess gegen den mutmaßlichen Täter. Der Beschuldigte ist der Ex-Freund des Opfers. Er soll das Mädchen am 27. Dezember vergangenen Jahres in einem Drogeriemarkt erstochen haben. Weil sich das genaue Alter des vermutlich aus Afghanistan stammenden Flüchtlings nicht feststellen ließ, wird nach Jugendstrafrecht verhandelt. Die Öffentlichkeit ist ausgeschlossen. Die Tat hatte bundesweit Aufsehen erregt. Sie fachte auch die Debatte über die Altersfeststellung von jungen Flüchtlingen neu an.
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WAS LESEN?
Das Beste, was ich zum Gipfel zwischen Donald Trump und Kim gelesen habe. Die amerikanische Nordkorea-Expertin Laura Rosenberger kritisiert in einem exzellenten Interview mit unserem Washington-Korrespondenten Fabian Reinbold vor allem, dass Trump die US-Position mit seinem Gipfeltreffen gar geschwächt habe. "Die USA haben einen hohen Preis für die gemeinsame Erklärung bezahlt", sagt sie. Rosenberger hat jahrelang für das US-Außenministerium und das Weiße Haus Nordkorea analysiert – und selbst über das Atomprogramm verhandelt. Sie berichtet über die Taktiken am Verhandlungstisch und über eine Nordkoreanerin, die den Amerikanern besonders viel Respekt einflößt. Ich kann Ihnen dieses Stück voller spannender Hintergrundinformationen nur ans Herz legen.
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Oh, wie schön ist Panama. Heute um 17 Uhr erleben wir eine Premiere. Panama ist zum ersten Mal bei der Fußball-WM dabei und der wohl größte Außenseiter des Turniers. Bei der Qualifikation kam wirklich alles zusammen: Während die USA völlig überraschend verloren, gewann Panama unerwartet – wobei der Schiedsrichter ein Tor gab, obwohl der Ball gar nicht hinter der Linie war. Doch das interessiert jetzt niemanden mehr – am allerwenigsten Kevin Kuranyi. Die Mutter des ehemaligen deutschen Nationalspielers ist Panamaerin. Kuranyi verbrachte einige Jahre seiner Jugend in dem mittelamerikanischen Land und kennt aus dieser Zeit noch viele aktuelle Nationalspieler persönlich. Deshalb sollte er als Teammanager mit zur WM fahren. Warum daraus nichts wurde und was der 36-Jährige dem großen Außenseiter zutraut, hat er meinem Kollegen Alexander Kohne im Interview verraten.
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WAS AMÜSIERT MICH?
Die Fußballwelt rätselt: Was sollte der kuriose "Ziegenbart"-Torjubel von Cristiano Ronaldo gegen Spanien? Es gibt eine Vermutung – und die könnte mit seinem Rivalen zu tun haben ...
Ich wünsche Ihnen einen großartigen Start in die neue Woche. Morgen schreibt mein Kollege Florian Harms wieder den Tagesanbruch.
Ihr Jan Hollitzer
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de
Twitter: @janhollitzer
Mit Material von dpa.
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