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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.CDU-Chef Merz zwischen AfD und Linken Die Mauer muss weg
Michael Kretschmer rettet sich mit Hilfe der Linken wieder in die Staatskanzlei von Dresden. Wie zuvor schon sein Parteifreund Mario Voigt in Erfurt. Friedrich Merz kann sich nicht länger vor einer unbequemen Frage zur Unzeit drücken.
Vergangene Woche gab es dieses Bild aus Erfurt, wie Thüringens Linken-Chef Bodo Ramelow dem frisch gewählten Ministerpräsidenten Mario Voigt freundschaftlich-rustikal mit der geschlossenen Faust vor die Brust knuffte: Das haben wir beide geschaukelt, sagte dieses sprechende Foto von Amtsvorgänger und Amtsnachfolger.
Nur mit der Unterstützung von Ramelows Linker konnte sich Voigt ins Amt hangeln, und genauso erging es nun auch seinem Parteifreund Michael Kretschmer in Sachsen. Im ersten Wahlgang gescheitert, rettete er sich im zweiten nur mit der Hilfe der Linken abermals in die Staatskanzlei. Ohne allerdings, wie auch Voigt in Erfurt, über eine Mehrheit fürs operative Geschäft im Parlament zu verfügen.
Erfurt und Dresden zeigen: Die Zeit der doppelten Brandmauer ist für die CDU vorbei. Sie muss sich entscheiden: Macht sie die Türen auf zur AfD? Oder beendet sie die Ächtung der Linken, die sie als Nachfolgeorganisation der SED seit Jahr und Tag mit einem Unvereinbarkeitsbeschluss belegt hat?
Zwischen den beiden Wahlen hatte schon ein dritter CDU-Ministerpräsident angefangen, sich als Mauerspecht zu betätigen. Nichts sei für die Ewigkeit, antwortete Reiner Haseloff seiner Lokalzeitung in Magdeburg auf die Frage, wie es denn um die Zukunft des Linken-Bannes in der CDU bestellt sei.
Jetzt rächt sich für den CDU-Chef, Wahlkämpfer und Kanzlerkandidaten Friedrich Merz, dass er diese Front nicht längst begradigt hat. Just zum Auftakt eines absehbar extrem aufgeheizten Kampfes ums Kanzleramt bekommt er diesen Dresdner Stollen aufgetischt, und da ist kein Marzipan drin, sondern bitterstes Orangeat und Zitronat.
Es ist eine Catch-22-Situation für Merz: Wie er es macht, macht er es falsch. Diese Grundsatzfrage bietet so oder so breiteste Angriffsfläche für die politische Konkurrenz. Und sie trifft Merz in einem Moment, in dem er ohnehin nicht gerade einen Lauf hat.
- Eigene Überlegungen