Riesenmanöver mit 300.000 Soldaten In Sibirien probt Russland den Ernstfall
Hunderttausende Soldaten rücken in Russland zum Manöver aus. Die Übung richte sich gegen niemanden, sagt das Oberkommando. Doch der Zeitpunkt der Übung ist heikel.
Russland zeigt seine wiedererstarkte Militärmacht beim größten Manöver seit sowjetischen Zeiten 1981. Bei der Übung "Wostok" kommende Woche ist der Einsatz von 300.000 Soldaten, 36.000 Panzern, mehr als 1.000 Flugzeugen, Hubschraubern und Drohnen sowie von 80 Marineschiffen geplant.
Manöver in brenzliger Situation
Das Großmanöver in Sibirien und im Fernen Osten Russlands richte sich gegen kein anderes Land, sagte Generalstabschef Waleri Gerassimow. Die Übung finde statt in Übereinstimmung "mit unserer Militärdoktrin, die auf Verteidigung ausgerichtet ist", betonte er vor ausländischen Militärdiplomaten. Bei vergangenen Manövern hatte die Nato kritisiert, dass Russland nicht das tatsächliche Ausmaß und die tatsächliche Zielrichtung angebe – und nicht die notwendige Transparenz durch zugelassene Beobachter herstelle.
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Auch beim bevorstehenden Manöver werden die Mengen an Soldaten und Material in international brenzliger Lage in Marsch gesetzt. In Syrien zeichnet sich eine Offensive der Regierungsarmee gegen die letzte Rebellenhochburg Idlib ab. Die Türkei, die USA und die EU-Staaten befürchten ein großes Blutvergießen. Russland hat im östlichen Mittelmeer eine starke Flotte zusammengezogen. Auch die übt nach Moskauer Angaben nur, sie soll aber andere Mächte von einem Eingreifen abhalten.
Im Kriegsgebiet Ostukraine ist die Lage gespannt nach der Ermordung des von Moskau unterstützten Separatistenführers von Donezk, Alexander Sachartschenko.
China nimmt auch am Manöver teil
Anders als 2017 beim "Sapad"-Manöver bemüht sich die russische Militärführung diesmal aber, Befürchtungen in anderen Ländern zu entkräften. Damals hatte Russland an seiner Westgrenze geübt, was die Nachbarstaaten im Baltikum sowie Polen und die Ukraine als Bedrohung empfanden – gerade angesichts der irreführenden Angaben der russischen Militärführung und der Intransparenz. Die Nato hielt Moskau vor, mehr Soldaten einzusetzen als angekündigt.
Diesmal wurde Russlands großer östlicher Nachbar China zur Teilnahme an dem Manöver eingeladen. Etwa 3000 chinesische Soldaten mit 30 Flugzeugen werden auf dem Schießplatz Zugol östlich des Baikalsees mit den Russen üben. Auch die benachbarte Mongolei ist beteiligt.
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Schiffe der russischen Nordflotte und der Pazifikflotte werden im Nordpazifik und im Ochotskischen Meer zwischen Russland und Japan üben. Die Inselgruppe der Kurilen sei aber ausgenommen, sagte Gerassimow. Japan hätte die Inseln vor seiner Nordküste gern zurück, die am Ende des Zweiten Weltkriegs von der Sowjetunion besetzt worden waren. Zeitgleich mit dem Manöver treffen sich der russische Staatschef Wladimir Putin und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe in Wladiwostok, um über eine Annäherung in der Inselfrage zu sprechen.
Offiziell findet Wostok 2018 vom 11. bis zum 15. September statt. Meist dauern solche Übungen aber länger, Gerassimow nannte den 17. September als Schluss. Seinen Angaben nach ist das jetzt geplante Manöver größer als die letzte vergleichbare sowjetische Übung Sapad 1981 noch zu Zeiten des Kalten Krieges.
Auch die Nato hält in diesem Herbst ihr wahrscheinlich größtes Manöver seit dem Kalten Krieg ab. Vom 25. Oktober bis 7. November sollen in Norwegen mehr als 40.000 Soldaten aus etwa 30 Nato- und Partnerstaaten gemeinsam trainieren.
- dpa