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Zum journalistischen Leitbild von t-online.t-online-Kurztest Verkanntes Talent? Der geliftete Hyundai Bayon im Check

Der Hyundai Bayon hat es schwer – auch im eigenen Haus. Warum das kleine SUV trotzdem überzeugt, zeigt unser Test.
Der Hyundai Bayon hat es nicht leicht – selbst innerhalb der eigenen Modellpalette. Zwischen dem kleinen Kona und dem größeren Tucson fristet das kompakte SUV auf Basis des Kleinwagens i20 ein Nischendasein. Rund 4.500 Exemplare des Bayon haben die Koreaner 2024 in Deutschland verkauft – der Kona (13.600) und der Tucson (21.800 Autos) waren da deutlich erfolgreicher.
Macht das den Bayon zum schlechteren Fahrzeug? Unser Kurztest zeigt: Wer sich den Bayon genauer anschaut, entdeckt ein erstaunlich stimmiges Auto.
t-online-Kurztest – was ist das?
Immer wieder laden Fahrzeughersteller zu sogenannten Fahrveranstaltungen ein – hier können Journalistinnen und Journalisten neue Modelle für einige Stunden oder einen Tag Probe fahren. Dabei handelt es sich nicht um einen ausführlichen Alltagstest, sondern um eine erste Einschätzung: Wie wirkt das Auto auf den ersten Kilometern? Was fällt sofort positiv oder negativ auf? Unsere Eindrücke stammen also aus einem kompakten Zeitraum – mit dem Ziel, Ihnen möglichst schnell einen authentischen Eindruck von dem neuen Modell zu vermitteln.
Erster Eindruck
Auf den ersten Blick hat sich beim Facelift des seit 2021 gebauten Bayon nicht viel getan. Die Front trägt jetzt eine durchgehende LED-Lichtleiste – ein Designmerkmal, das auch größere Hyundai-Modelle haben. Der Kühlergrill wirkt damit breiter, kantiger, etwas robuster. Am Heck bleibt es beim eigenwilligen Zuschnitt – Geschmackssache.
Mit einer Länge von 4,18 Metern und einer Höhe von 1,50 Metern ist der Bayon kompakt, steht aber solide auf der Straße.
Platzangebot
Überraschung im Innenraum: Hier wirkt das Bayon-SUV deutlich luftiger, als es die Außenmaße vermuten lassen. Wer vorne Platz nimmt, findet dank großzügig verstellbarer Sitze selbst mit 1,86 Metern Körpergröße eine bequeme Sitzposition. Auch im Fond reicht es für Erwachsene.
Der Kofferraum ist mit 411 Litern Fassungsvermögen im Klassenvergleich guter Durchschnitt. Klappt man die Rückbank um, sind bis zu 1.205 Liter möglich. Nur: Eine Mittelarmlehne für die Rückbank fehlt.
Die Übersicht nach hinten leidet zudem unter einer kleinen hinteren Seitenfensterfläche und dicken D-Säulen – gut, dass Rückfahrkamera und Parkpiepser hinten serienmäßig sind.
Innenraum und Bedienung
Innen zeigt sich der Bayon funktional und solide. Viel Hartplastik findet sich, ja – aber die Kunststoffe sind zumindest abwechslungsreich gestaltet: glatte und geriffelte Oberflächen, kleine Farbakzente und die Ambientebeleuchtung (je nach Ausstattung) sorgen für etwas Pep. Was fehlt, sind farbliche Highlights – die Sitze und das Cockpit sind fast durchgängig dunkelgrau bis schwarz gehalten.
Punkte sammelt der Hyundai bei der Bedienung. Klimaanlage, Sitzheizung und Fahrmodi oder Lautstärke lassen sich über Tasten und Drehregler bedienen. Nur die berührungsempfindliche Leiste unter dem 10,25-Zoll-Touchscreen wirkt umständlich, da wären Knöpfe sinnvoller. Immerhin: Der nervige Tempowarner lässt sich per Lenkradtaste deaktivieren. Apple CarPlay und Android Auto sind nun serienmäßig an Bord.
Das Navigationssystem fährt etwas behäbig hoch und braucht nach dem Motorstart einen Moment, bis es verfügbar ist.
So fährt er
Angetrieben wird der Bayon von einem 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner mit 100 PS. Im Testwagen kam er mit manuellem Sechsgang-Getriebe – optional gibt es für 1.800 Euro ein Doppelkupplungsgetriebe. Der Motor klingt typisch knurrig, hängt aber ordentlich am Gas. 172 Newtonmeter Drehmoment reichen für flottes Mitschwimmen in der Stadt und auf der Landstraße.
Die Kupplung kommt zackig, die Schaltung arbeitet präzise. Die Gänge lassen sich leicht einlegen, auch wenn die Wege etwas lang sind. Die Bremsen greifen früh und spürbar zu – das kann bei der ersten Fahrt aber überraschen. Verbrauch laut Bordcomputer: 7,5 Liter auf 100 Kilometer – auf dem Papier stehen 5,5 Liter.
Das Fahrwerk zeigt sich ausgewogen: Kopfsteinpflaster und Schlaglöcher steckt der Bayon souverän weg, ohne zu schaukeln. Die Lenkung ist direkt und recht leichtgängig. Auch die Assistenzsysteme arbeiten angenehm zurückhaltend. Der Spurhalteassistent etwa korrigiert sanft die Lenkung, ohne Piepen oder Vibrationen – so bleibt die Unterstützung im Hintergrund, aber zuverlässig wirksam.

Technische Daten (Testwagen)
Motor: 1.0 T-GDI Benziner, 3 Zylinder
Leistung: 74 kW (100 PS)
Drehmoment: 172 Nm
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
Verbrauch (Test): 7,5 l/100 km
Wendekreis: 10,4 m
Kofferraum: 411-1.205 Liter
Länge/Breite/Höhe: 4.180/1.775/1.500 mm
Das kostet er
Das Bayon-Basismodell (Select) startet bei 22.900 Euro. Unser Testwagen in der Ausstattungslinie Trend kostet ab 25.200 Euro (digitales Cockpit, beheizbares Lenkrad, LED-Scheinwerfer) – mit Komfortpaket (u. a. Klimaautomatik, Sitzheizung hinten, Smart-Key-System) summiert sich der Gesamtpreis auf 26.520 Euro.
Fazit
Der Hyundai Bayon gehört nicht zu den großen Aufregern – weder im positiven noch im negativen Sinn. Aber genau das macht ihn interessant. Er ist ein angenehm unaufgeregter Alltagsbegleiter. Mit gutem Raumgefühl, solider Verarbeitung, sinnvoller Ausstattung und durchdachter Bedienung.
Nur sein Platz im Modellportfolio bleibt diffus – und sein Design wird nicht jeden überzeugen. Doch wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt ein kompaktes Stadtauto mit erstaunlich vielen Talenten.
- Eigene Erfahrungen
- Hyundai-Pressematerial