Blechkisten werden zu Goldeseln Deutschlands Städte blitzen sich reich

Deutschlands Städte scheffeln Milliarden mit Tempo- und Parkverstößen. Ein neues Ranking zeigt, wo die Blitzer besonders einträglich stehen.
Ein Anhänger, kein Personal, aber 5.000 Treffer schon im ersten Monat: Dortmunds neuester Blitzer macht kurzen Prozess mit Rasern. Besonders dreist: Ein Fahrer raste mit 149 km/h durch eine Tempo-50-Zone – 800 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und drei Monate Fahrverbot. Der Anhänger, mobil und unauffällig, kostet die Stadt zwar 9.600 Euro Miete im Monat – aber das Geld ist schnell wieder drin. Denn die Jagd auf Temposünder füllt die Stadtkasse.
Städte blitzen Millionen ein
Dortmund ist kein Einzelfall: In deutschen Städten klingeln die Kassen dank Rasern und Falschparkern. Spitzenreiter 2024: Berlin mit 112 Millionen Euro, dicht gefolgt von Hamburg. Die Hansestadt wurde bereits für ihre Blitzerflut ausgezeichnet – mit dem "Goldenen Blitzer" der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht. Denn nirgendwo stehen mehr Radarfallen. Aber andere Städte blitzen lukrativer.
Denn gemessen an den Einnahmen pro Kopf liegen Stuttgart und Düsseldorf noch vor Hamburg. Das ergab eine Befragung des "Spiegel". Demnach kassieren neun der zehn größten Städte zweistellige Millionensummen pro Jahr allein durch ihre Knöllchen. Nur München bleibt stumm – hier teilen sich Polizei und Verwaltung die Arbeit, eine Statistik führt angeblich niemand.
Rang | Stadt | Einnahmen pro Kopf |
---|---|---|
1 | Düsseldorf | 51,24 Euro |
2 | Stuttgart | 45,98 Euro |
3 | Hamburg | 41,83 Euro |
4 | Köln | 40,45 Euro |
5 | Frankfurt/Main | 29,34 Euro |
6 | Leipzig | 28,97 Euro |
7 | Berlin | 28,93 Euro |
8 | Dortmund | 28,20 Euro |
9 | Bremen | 25,90 Euro |
Wo blitzt es am häufigsten?
In großen Städten stehen mehr Blitzer als in kleineren – das dürfte kaum jemanden überraschen. Die Vergleichsplattform "Allright" hat deshalb gerechnet: Blitzer pro Straßenfläche – erst das schafft klare Verhältnisse.
Rang | Stadt | Absolute Zahl der Blitzer |
---|---|---|
1 | Hamburg | 72 |
2 | Berlin | 66 |
3 | Köln | 60 |
Denn Spitzenreiter bei der Blitzerdichte ist aber nicht etwa Hamburg oder Berlin, sondern Freiburg. Dort kommen auf 1.000 Hektar Straßenfläche 36,1 Blitzer – nirgendwo ist das Risiko größer, erwischt zu werden.
Rang | Stadt | Blitzer pro 1.000 Hektar Straßenfläche |
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1 | Freiburg | 36,1 |
2 | Karlsruhe | 25,9 |
3 | Stuttgart | 21,8 |
4 | Wiesbaden | 19,9 |
5 | Wuppertal | 19,4 |
— | Durchschnitt | 10,2 |
38 | Krefeld | 3,3 |
39 | Braunschweig | 2,5 |
40 | Magdeburg | 1,9 |
Ein dichtes Blitzernetz haben auch Karlsruhe (25,9), Stuttgart (21,8), Wiesbaden (19,9) und Wuppertal (19,4). Am anderen Ende der Skala blitzt kaum jemand: Krefeld (3,3), Braunschweig (2,5), Magdeburg (1,9) sind die Schlusslichter im Ranking. Der Durchschnitt der 40 größten Städte: 10,2 Blitzer pro 1.000 Hektar.
Höhere Bußgelder, weniger Raser?
Die Einnahmen aus Buß- und Verwarnungsgeldern sind seit Jahren stabil hoch – aber von 2021 auf 2022 gab es einen großen Sprung. Das war kein Zufall. Denn damals trat der verschärfte Bußgeldkatalog in Kraft. Und einige Strafen wurden deutlich härter. Wer beispielsweise innerorts 30 km/h zu schnell fährt, zahlt inzwischen 180 statt früher 100 Euro.
Das war gut für die Stadtkassen: In Berlin kletterten die Einnahmen von 72,6 auf 109,5 Millionen Euro. Köln legte von 33,9 auf 51,3 Millionen zu, Düsseldorf von 17,3 auf 30,2 Millionen.
Allerdings: Nicht nur die Knöllchen wurden teurer, es wurde auch mehr geblitzt und nach der Corona-Pandemie rollte der Verkehr wieder auf Hochtouren. Dennoch zeigt der Trend: Hohe Strafen schrecken einige Autofahrer immer noch nicht ab.
- allright.de: Blitzer-Ranking: In diesen deutschen Städten gibt es die meisten Kontrollen
- spiegel.de: So viel verdienen Städte mit Rasern und Falschparkern (Bezahl-Inhalt)