Zahlen zeigen Verbreitung Deshalb sind amerikanische Autos in Europa so unbeliebt

Amerikanische Autos haben in Europa einen schweren Stand. Welche Faktoren ihnen im Weg stehen – und welche Rolle die Zölle dabei spielen.
US-Präsident Donald Trump ist mit dem Verhältnis von europäischen Autos in den USA und umgekehrt unzufrieden – und wirft Europa wegen der wenigen amerikanischen Autos in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern Ungleichbehandlung vor. Während die EU für US-Autos bisher Zölle von zehn Prozent erhob, galten in umgekehrter Richtung nur 2,5 Prozent. – woraufhin Trump die Zölle anhob. Doch sind es wirklich die Einfuhrgebühren, die den Erfolg amerikanischer Autos in Europa schmälern?
Die beliebtesten Autos der USA kommen tatsächlich auf unserem Kontinent kaum vor, zeigt eine Erhebung von Dataforce für das Fachblatt "Automobilwoche": Während die zehn meistverkauften Autos in den USA zusammen rund 3,4 Millionen Mal verkauft wurden, fanden die gleichen Modelle in Europa im gleichen Zeitraum 390.000 Abnehmer. Darunter sind mit Toyota RAV4 (72.649) und Toyota Corolla (118.740) zwei Autos aus Japan; erfolgreichstes amerikanisches Auto ist das Tesla Model Y (153.892 Exemplare in Europa). Tesla spielt also eine Sonderrolle in Europa – und das hat auch nachvollziehbare Gründe, wie sich später zeigen wird.
Was allerdings auffällt: Auch in den USA sind unter den zehn meistverkauften Autos nur vier amerikanische: Ford F-150 (Platz 2), Tesla Model Y (Platz 4), Chevrolet Silverado (Platz 5) und der GMC Sierra 1500 (Platz 10). Alle weiteren Fahrzeuge der Top-10 stammen von Toyota, Nissan und Honda.
Deutschland importiert Autos aus den USA vor allem von eigenen Marken
Aus Deutschland wurden im vergangenen Jahr knapp 450.000 Autos in die USA ausgeführt, andersherum kamen laut "Spiegel" nur 136.000 Autos hierher. Darunter sind aber auch Autos, die in den US-Fabriken deutscher Hersteller gebaut wurden. So etwa BMW X4 bis X7 oder Mercedes GLE, GLS und die großen SUVs von EQE und EQS.
Weshalb US-Autos in Europa so selten sind
Woher kommt es, dass die amerikanischen Autos in Europa nicht ankommen? Am Preis liegt es nicht – denn US-Fahrzeuge sind im Schnitt 20 bis 30 Prozent günstiger als vergleichbare europäische Modelle, sagt Karl Geiger, der seit mehreren Jahren US-Fahrzeuge nach Europa exportiert, dem "Spiegel". Dafür spielen aber andere Aspekte eine Rolle:
Verschiedene Standards: Während deutsche Hersteller ihre Fahrzeuge für den US-Exportmarkt aufwendig umrüsten (weil die US-Exporte für sie wichtig sind), tun die US-Hersteller dies nicht. Wird ein US-Fahrzeug nach Deutschland importiert, muss es teils aufwendig an die hiesigen Standards angepasst werden. Jedes Auto aus den USA muss einzeln abgenommen werden, wenn es sich nicht um ein für Europa in der Großserie zugelassenes Auto handelt. Dazu kämen laut Geiger häufig noch Ausnahmegenehmigungen. Nur Ford baut Modelle speziell in und für Europa; das tun andere US-Marken nicht. Möglicherweise auch, weil sie für den hiesigen Markt spezielle Fahrzeuge anbieten müssten, denn die Bedürfnisse sind in Europa ganz andere:
Unterschiedliche Vorlieben: US-Kunden bevorzugen große SUVs und Pick-ups. Das bestätigen auch die Zahlen: Laut Daten, die der "Automobilwoche" vorliegen, entfallen 74 Prozent der Autos in Europa auf die Segmente A bis C – also vom Kleinwagen bis zum Mittelklasse-SUV. In den USA dagegen kommt allein schon das D-Segment (Obere Mittelklasse), zu dem etwa ein Audi Q5 gehört, auf einen Marktanteil von 46 Prozent – und das etwas kleinere C-Segment liegt bei 38 Prozent.
Das ist auch ein Grund, warum das Tesla Model Y als einziges US-amerikanisches Auto aus den US-Top-10 auch hierzulande erfolgreich ist: Neben dem bislang hohen Ansehen als Elektropionier, also den Erfolgen der Marke selbst, passt das Model Y auch hinsichtlich seiner Größe zu den europäischen Vorlieben.
Unterschiedliche Bedürfnisse: Die USA und Europa unterscheiden sich auch geografisch stark: Die Städte in den USA sind deutlich stärker auf den Autoverkehr ausgerichtet – nicht zu vergleichen mit den engen Straßen, die man teils in Südeuropas Stadtzentren vorfindet. Hier wäre ein riesiger Pick-up eher hinderlich als nützlich. Zudem sind die Distanzen in den USA deutlich größer. Sprich: Die Fahrzeuge werden auch für Großeinkäufe und den Transport von größeren Dingen benötigt und sollen auch auf stundenlangen Fahrten bequem sein.
Unterschiedliche Spritpreise: Durch die Spritpreise in den USA ist es bezahlbarer, einen großen Pick-up wie einen Ford F-150 mit einem Verbrauch von mehr als zehn Litern auf 100 Kilometer auch im Alltag zu fahren. Ein Liter Benzin kostet umgerechnet rund 80 Cent, hierzulande sind es teils 1,70 Euro. Die "Automobilwoche" rechnet vor: Einen Ford F-150 mit einem Normverbrauch von 10,15 Liter 100 Kilometer weit zu fahren, kostet in den USA 8,12 Euro, in Deutschland dagegen 17,25 Euro.
Höhere Umweltauflagen in Europa: Dazu kommen die deutlich strengeren Regelungen, was den CO2-Ausstoß betrifft: Überschreiten die Emissionen einen Grenzwert, drohen saftige Strafzahlungen. "Es ist kein Zufall, dass Modelle wie Ford F150 oder Dodge Ram in Europa nur über Importeure zu haben sind, die aufgrund der geringen Stückzahlen von den CO2-Flottengrenzwerten nicht in gleichem Maße betroffen sind wie die großen Hersteller", so die "Automobilwoche".
Händlernetz: Wer sich ein Auto kauft, hat gern seinen Händler und eine Fachwerkstatt in der Nähe. US-Hersteller haben ein solches Netz nicht – das ist ein klarer Nachteil im Kampf um Marktanteile.
Wenn US-Hersteller in Europa wirkliche Erfolge feiern wollten, würde das eine große Kraftanstrengung bedeuten – es bräuchte passende Modelle und ein Händlernetz. Gleichzeitig ist die Konkurrenz durch hiesige Autohersteller wie den Volkswagen- oder Stellantis-Konzern immens – plus die wachsende Konkurrenz aus China. Daher steht nicht zu erwarten, dass in absehbarer Zeit der Marktanteil der US-Autohersteller stark steigen dürfte.
- automobilwoche.de: "Automarkt: So verkaufen sich US-Bestseller in Europa wirklich" (kostenpflichtig)
- spiegel.de: "Zölle: Darum sind US-Autos im Ausland so unbeliebt"