Auch im Herbst So locken Sie mehr Vögel in Ihren Garten
Wer Vögel beobachten möchte, sollte sie in seinen Garten locken. Doch der ist oft lebensfeindlich. So bieten Sie Rotkehlchen und Co. ein Zuhause.
Betonflächen, optimierte Landwirtschaft und mangelnde Artenvielfalt in vielen Gärten führen dazu, dass sich die Vögel aus ihren Revieren zurückziehen. Sie finden einfach zu wenig Nahrung. Dabei kann bereits der Gartenbesitzer etwas dagegen tun.
Mit einem Vogelhäuschen und einer Wasserstelle ist es aber nicht getan. Sie können zwar nicht schaden, aber Vögel brauchen Bedingungen, unter denen sie möglichst selbstständig leben können. Der Tipp von Sonja Dölfel vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern lautet daher: "Einfach mal gar nichts tun und den Garten selbst machen lassen – das ist schon ein erster Schritt."
Längst findet man viel mehr Vogelarten in Gärten als in der freien Natur. "Das war vor 200 Jahren noch ganz anders. In der damals noch strukturreichen, kleinteiligen Landschaft lebten bis zu 80 Prozent mehr Vögel als in der heutigen Kulturlandschaft", berichtet Staudengärtnerin Svenja Schwedtke aus Bornhöved (Schleswig-Holstein). Unter anderem das Insektensterben zwingt die Vögel in die Gärten. Denn hier finden sie Nahrung und ein Zuhause.
Aber wie sieht ein guter Vogelgarten eigentlich aus? Und was müssen Gartenbesitzer alles beachten?
Vogelschlag: Fensterscheiben markieren
Eine vogelfreundliche Umgebung beginnt nicht erst im Garten, sondern schon an der Veranda oder auf der Terrasse. Genauer gesagt: an der Fensterscheibe. Über 18 Millionen Vögel krachen laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) jedes Jahr an Fenster, Tausende sterben an den Folgen der Kollision.
An den Scheiben sollten daher sogenannte hochwirksame Muster angebracht werden. Dazu zählen nicht Vogelsilhouetten. Sondern vertikale oder horizontale, wenige Millimeter dünne Linien, die in Abständen von fünf bis zehn Zentimetern auf den Fensterscheiben angebracht werden.
Meisenknödel nur unter bestimmten Voraussetzungen
Wer Vögeln insbesondere in der kalten Jahreszeit etwas Gutes tun will, der hängt Meisenknödel auf. Das kann man übrigens auch auf seinem Balkon tun. Aber Meisenknödel ist nicht gleich Meisenknödel, erklärt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Das Netz sollte beispielsweise nicht aus Plastik bestehen. Denn darin können sich die kleinen Beinchen und Krallen der Vögel leicht verheddern und verletzen.
- Einfache Anleitung: Meisenknödel selbst machen
Alternativ kann man auch Futterspender aufstellen. Hier mahnt der Nabu aber an, dass die Tiere nicht im Futter herumlaufen dürfen. Sonst können Krankheiten übertragen werden. Aus dem gleichen Grund darf das Futter nicht nass werden. Übrigens: Als Futter eignen sich Sonnenblumenkerne gut.
Aber Vorsicht: Zwischen April und Juli gelten besondere Einschränkungen zur Jungenfütterungszeit. Die Kleinen vertragen nämlich weder Fettfutter noch Erdnüsse oder ganze Sonnenblumenkerne. Besser verfüttert man möglichst kleine Samen von Wildkräutern oder frisches, nicht getrocknetes Insektenfutter.
Vorsicht beim Rückschnitt
Staudengärtnerin Schwedtke plädiert dafür, im Herbst den Garten vogelfreundlich für die kalte Jahreszeit vorzubereiten. So rät sie beispielsweise dazu, verblühte Stauden, Gräser und Wildkräuter nicht vollständig abzuschneiden, sondern bis zum Frühjahr stehenzulassen. "Die Samen vieler Arten fallen nach und nach aus, sodass die Piepmätze lange gut davon haben."
Und Schwedtke hat einen Pflanztipp: "Beerensträucher und Wildsträucher wie Schlehe, Berberitze, Schneeball, Vogelkirsche oder Weißdorn produzieren Früchte, die lange in den Winter hinein Nahrung bieten." Spätestens im Herbst sollten diese Gehölze gepflanzt werden.
Info
Laut dem Nabu gilt der Weißdorn als besonders insektenfreundlich: So wurden 163 Insektenarten an ihm beobachtet.
So eine Bepflanzung hat einen weiteren Vorteil: In einem möglichst naturbelassenen, etwas wilden Garten fühlen sich auch Insekten wohl. Und die haben wiederum die Vögel zum Fressen gern.
In der Realität sieht das allerdings leider oft anders aus. Vor allem in Vorgärten von Wohnsiedlungen sieht man karge Kiesgärten. Es hat sich auch eingebürgert, den Garten im Herbst winterfest zu machen. Hecken und Sträucher werden dann gestutzt, Pflanzen abgeschnitten, das Laub wird entsorgt.
"Für die Vögel ist das eine Katastrophe", warnt Wessel. "Schon eine einzige verblühte Sonnenblume bietet den Vögeln mehr Nahrung als eine exakt geschnittene Thuja-Hecke", sagt Magnus J. K. Wessel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Ein Umdenken ist angesagt. Die Pflanzen sollten im Herbst so stehen gelassen werden, wie sie verblüht sind. "Das kann übrigens später bei Schnee oder Raureif sehr schön aussehen", sagt Wessel. Im Frühjahr lassen sie sich dann immer noch zurückschneiden.
Den Vögeln Nistmöglichkeiten bieten
Doch nicht nur bei der Nahrung sind die Vögel auf die Gartenbesitzer angewiesen. Um ihrem Nachwuchs eine Kinderstube zu bieten, brauchen Vögel Nistplätze, die sicher sind, etwa vor Katzen. "Dornenbüsche wie Schlehen, Weißdorn, Brombeeren und Wildrosen bieten wunderbare Nistmöglichkeiten, denn dorthin kommen wenig Feinde", sagt Gärtnerin Schwedtke.
In der Brutsaison der Vögel zwischen März und September ist es übrigens verboten, Bäume, Sträucher und Hecken großflächig zurückzuschneiden. Der genaue Zeitraum, in dem das Schneiden und Fällen untersagt ist, wird von den jeweiligen Kommunen geregelt, erklärt der BUND.
Alternativ kann man Vögeln Nistkästen anbieten. "Hier ist es wichtig, dass die Einfluglöcher nach Osten zeigen und dass die Kästen katzensicher hängen", sagt Schwedtke. Außerdem sollten sie nicht direkt in der Sonne hängen.
Magnus J. K. Wessel, Leiter Naturschutzpolitik und -koordination beim BUND, erklärt: "Besonders für Arten wie das Rotkehlchen oder den gefährdeten Gartenschläfer sind Nistkästen eine gute Unterstützung." Er erklärt außerdem, dass Nistkästen nicht vor März angebracht werden sollten, um die Tiere nicht in ihrer Winterruhe zu stören.
Bei der Reinigung sollte man auf chemische oder desinfizierende Mittel verzichten, raten die Naturschützer vom Nabu. Es reicht vollkommen aus, wenn der Kasten gründlich ausgefegt wird. Bei starkem Parasitenbefall kann mit klarem Wasser und gegebenenfalls etwas Sodalauge geputzt werden.
Damit man die Präsenz der Vögel im Garten richtig genießen kann, hat Schwedtke noch einen Tipp: "Hängen Sie Vogelfutterhäuser auf, am besten dort, wo Sie die Vögel auch beobachten können. Und erleben Sie die Freude, Kleiber, Buntspecht, Stieglitz und Meisen am Futterhaus zuzuschauen."
Der gepflegte Rasen ist ein Fluchtgrund
Ein kurz geschorener Rasen, abgezirkelte Beete, korrekt gestutzte Hecken und große Terrassen mögen für viele Menschen der Inbegriff eines gepflegten Gartens sein. Für Vögel und Insekten sind sie allerdings ein Grund zur Flucht.
Vögel ernähren sich vor allem von Insekten und Samen. "Damit sie in den Garten kommen, ist es wichtig, dort die heimische Flora und Fauna zu fördern", rät Dölfel. Viele Gärtner nutzen aber gern exotische Pflanzen wie den Kirschlorbeer. "Dieser Strauch ist jedoch für unsere Insekten uninteressant. Sie gehen da gar nicht erst ran." Außerdem tragen die fremdländischen Pflanzen oft Früchte, mit denen die heimische Vogelwelt nichts anzufangen weiß.
Vor allem Obstgehölze und Beerensträucher bieten den Vögeln Nahrung und Unterschlupf. "Nach der Ernte sollten ruhig ein paar Früchte dranbleiben, dann haben die Tiere bis in den Winter hinein Futter. In Bäumen, Stauden und Sträuchern überwintern auch Insekten", so Wessel.
Den Vogelbeerbaum pflanzen
Wer den Vögeln etwas Gutes tun will, holt sich zum Beispiel einen Vogelbeerbaum in den Garten. "63 Vogelarten fressen seine roten Beeren", erklärt Dölfel. Ebenfalls Nahrung bieten:
- Traubenkirsche
- Feldahorn
- Haselnuss
- Stechpalme
- Rotbuche
- Weißdorn
- Schneeball
Beliebt bei Menschen und Vögeln gleichermaßen sind folgende Obstsorten:
Auch Rosen sind eine Empfehlung. Und zwar heimische Arten, die Hagebutten produzieren. Bei wilden Kräutern wie Brennnessel, Distel oder Klee gehen die Geschmäcker allerdings auseinander. Während viele Menschen sie als Unkraut verachten und vernichten, stehen sie bei Insekten hoch im Kurs.
"Ideal ist ein dreigeteilter Garten", sagt Wessel. Ein Drittel sollte natürlich und wild wachsen dürfen. Im zweiten Drittel ist Raum für den Anbau von Obst und Gemüse, im restlichen Drittel könnten Gärtner ihre persönlichen Vorlieben realisieren.
Und im kleinen Garten?
Ein vogelfreundlicher Garten ist aber nicht die Heimat nur einer Art, er bietet Lebensräume für viele. Da hämmert der Buntspecht am Stamm, eine kleine Blumenwiese bietet Samen für Stieglitz, Gimpel und Grünfink und im Gartenteich könnte eine Bachstelze baden.
Und im kleinen Garten? Da kann man ja nicht so viel pflanzen und gestalten. Die einfachste Maßnahme ist laut Nabu wieder das Stehenlassen: Wer an einigen Stellen Unkraut stehen und ein wenig Herbstlaub liegen lässt, bietet Lebensräume für Insekten.
Ein Reisighaufen und eine nicht gemörtelte Natursteinmauer bieten Nistmöglichkeiten für Rotkehlchen und Zaunkönig.
Letztlich sind auch die erwähnten Kästen eine Hilfe: Man sollte dann jedoch jene wählen, welche die weniger häufig vorkommenden Vogelarten unterstützen. Also sogenannte Meisen- oder Starenkästen für Gartenrotschwanz oder Bachstelze aufhängen.
- Nachrichtenagentur dpa