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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Praktische Anleitung Kein Vogel im Nistkasten: Woran liegt das?
Wer den Singvögeln und seinem Garten etwas Gutes tun will, sollte einen Nistkasten aufhängen. Doch wann ist der beste Zeitpunkt? Darauf sollten Sie beim Selbstbauen und Anbringen achten.
Inhaltsverzeichnis
- Wann beziehen Vögel den Nistkasten?
- Natürliche Eigenschaften: Wie sollten Nistkästen konstruiert sein?
- Richtiges Material: Holz, Plastik oder Metall?
- Nistkasten selbst bauen: So funktioniert es
- Einflugloch bohren: Wie groß sollte es sein?
- Nistkasten anbringen: Welcher Platz ist sicher?
- Nistkasten ausrichten: Welche Himmelsrichtung?
- Nistkasten befüllen: Welches Material eignet sich?
- Nistkasten reinigen: Wie oft ist das nötig?
Die Zahlen sprechen für sich: Ein Meisen-Pärchen mit Nachkommen vertilgt im Jahr rund 70.000 Raupen und 20 Millionen Taginsekten. Das heißt, Vögel sorgen nicht nur mit ihrem Gesang für gute Laune, sie fressen auch große Mengen an Schädlingen.
Doch bei den Vogelarten Drossel, Fink und Star herrscht Wohnungsnot. Die Gründe: Der Wald ist häufig "aufgeräumt", Hecken verschwinden und landwirtschaftliche Flächen werden als Monokulturen genutzt, sagt der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).
Nistkästen können helfen, zum Beispiel in Gärten und auf Balkonen. Sie bieten Ausweichmöglichkeiten für brütende Tiere, die kaum noch alte oder morsche Bäume zum Nestbau finden.
Wann beziehen Vögel den Nistkasten?
Laut der Deutschen Wildtier Stiftung starten die meisten Singvögel ab Anfang beziehungsweise Mitte März mit ihrer Brut- und Aufzuchtphase. Zu diesem Zeitpunkt haben sie dann schon einen Nistkasten bezogen. Bei milder Witterung können die ersten Vögel, wie etwa Meisen, aber bereits im Februar mit dem Nestbau beginnen. Ansonsten errichten Stare oder Bachstelzen zumeist zwischen April und Juni ihr etwas unordentlich anmutendes Nest in Nistkästchen. Wie auch das Rotkehlchen, dessen Brutzeit Anfang April beginnt und im Juli endet.
Bester Zeitpunkt: Wann sind Nistkästen anzubringen?
Das heißt, dass Sie im zeitigen Frühjahr spätestens den Nistkasten anbringen sollten. "Aber grundsätzlich gibt es keinen Monat, in dem man das nicht machen sollte. Die Vögel brüten nämlich nicht nur in den Nistkästen, sondern schlafen darin auch gern", sagt Heinz Kowalski vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) im Interview mit der Stiftung Warentest.
Natürliche Eigenschaften: Wie sollten Nistkästen konstruiert sein?
Natürlich und atmungsaktiv sollte der Vogelunterschlupf sein. Am besten sind Kästen, deren Vorderwand leicht abnehmbar ist. Kann man nur das Dach öffnen, gestaltet sich nämlich die Reinigung recht schwierig.
Unser Tipp
Von maschinell ausgehöhlten Holzstämmen ist abzuraten. Diese lassen sich oft nur von unten öffnen. Dann besteht die Gefahr, dass das Nest samt Jungvögeln herausfällt.
Richtiges Material: Holz, Plastik oder Metall?
Nisthöhlen aus Holz, Holzbeton oder Bimsbeton haben sich besonders bewährt, sind langlebig und sehr praxistauglich. Doch Finger weg von Nistkästen aus Plastik oder Metall. Auch wenn einige Modelle schön aussehen: Weder Plastik noch Metall sind atmungsaktiv. Das Material hält die Wärme nicht ab und lässt die Luft nicht zirkulieren. Im schlimmsten Fall droht den kleinen Piepmätzen in solchen Nistkästen der Erstickungstod.
Nistkasten selbst bauen: So funktioniert es
Wer gerne selber bastelt, kann Nistkästen gut in Eigenregie bauen. Laut Nabu sollte der Boden des Kastens mindestens eine Fläche von zwölf mal zwölf Zentimetern bieten. Das Dach sollte zudem einen möglichst breiten Überstand haben, denn das schützt die Tiere besser vor Fressfeinden. Wir geben Ihnen eine genaue Bauanleitung.
Material:
- Senkkopfschrauben
- zirka 20 Millimeter dicke, ungehobelte sowie unbehandelte Bretter aus Eichen-, Robinien- oder Lärchenholz
- auch Kiefern- oder Fichtenbretter sind empfehlenswert.
Info
Von Buchenholz im Außenbereich ist abzuraten, da es unbeständig ist. Sperrholz oder Spanplatten sind nicht witterungsbeständig und deshalb ungeeignet.
Werkzeug:
- Holzbohrer
- Schraubhaken
- Schraubenzieher
- Stichsäge
- Anschlagwinkel
- Zollstock
- Bleistift
- Schleifpapier
Anleitung:
- Sägen Sie zuerst die Bretter zu: zwei angeschrägte Seitenwände (15 x 28 bzw. 24 cm) für die Dachneigung, Rückwand (17 x 28,5 cm), Vorderseite (13 x 25 cm), Dach (20 x 23 cm), Boden (13 x 13 cm).
- Glätten Sie die Außenflächen von Dach, Boden und Wänden mit Schleifpapier.
- Bohren Sie in die Vorderseite ein kreisrundes Einflugloch. Wichtig: Dessen Unterkante sollte mindestens 17 Zentimeter über dem Kastenboden liegen, auch zum Schutz vor Feinden.
- Bohren Sie vier circa fünf Millimeter breite Löcher in den Boden des Nistkastens. Das schützt vor Feuchtigkeit und Pilzbefall.
- Verschrauben Sie jetzt alle Holzteile (außer dem Dach). Verwenden Sie dabei pro Kante jeweils zwei Senkkopfschrauben. Wichtig: Die Vorderseite erhält nur eine Schraube auf jeder Seite, etwa auf Einflugloch-Höhe. Sonst lässt sich die Frontseite später nicht aufklappen.
- Befestigen Sie das Dach des Nistkastens an der Rückwand sowie an den Seitenwänden.
- Um zu vermeiden, dass sich die Frontseite versehentlich öffnet, sollten Sie Folgendes tun: Bohren Sie zwei Zentimeter von der Unterkante der beiden Seitenwände jeweils ein Loch und drehen Sie jeweils einen rechtwinkligen Schraubhaken ein. Einerseits sichert das die Frontseite, andererseits lässt sich der Nistkasten zum Reinigen aufklappen, nachdem man die Haken um 90 Grad verdreht hat.
- Streichen Sie die Außenwände gegebenenfalls mit Leinöl oder umweltfreundlichen, lösungsmittelfreien Farben auf Wasserbasis. Das schützt den Nistkasten vor Nässe und Feuchtigkeit.
Einflugloch bohren: Wie groß sollte es sein?
Besonders wichtig ist beim Nisthaus die Größe des Einfluglochs. Sie entscheidet auch darüber, ob der Vogel den Nistkasten annimmt oder nicht. Folgende Vogelarten brauchen diese Größe:
- Meisen (Blaumeise, Haubenmeise, Sumpfmeise, Tannenmeise): 26–28 Millimeter (mm)
- Feldsperling: 30 mm
- Kohlmeise, Haussperling, Kleiber, Trauerschnäpper: 32 mm
- Star: 45–55 mm
- Gartenrotschwanz: 30 mm breit, 45 mm hoch (Hinweis: Für diese Vogelart ist ein ovales Einflugloch besser.)
- Hausrotschwanz: 50 mm
- Rotkehlchen: 50 mm
- Specht: 60 mm
- Turmfalke: 100 mm
- Steinkauz: 100 mm
- Waldkauz: 130 mm
Nistkasten anbringen: Welcher Platz ist sicher?
Befestigen Sie die Nistkästen in zwei bis drei Metern Höhe. Das typische Meisenhaus hängt in etwa zwei Metern Höhe an einem Baum, empfiehlt die Deutsche Wildtier Stiftung. Dort können auch der Feldsperling, der Spatz (Haussperling), Kleiber und Trauerschnäpper brüten.
Freie Sicht – also mindestens ein paar Meter Abstand zu einer Hausmauer – ist wichtig, damit die Tiere Feinde erspähen können. Der Kasten sollte auch nicht in einer Astgabel sitzen, sonst können Katzen und Marder die Vögel leicht erreichen.
Grundsätzlich sind Haus- und Schuppenwände ebenfalls günstige Orte für Nisthilfen aller Vogelarten, vor allem geschützt unter dem Dach und mit einer Mindesthöhe von etwa zweieinhalb Metern. Gerade Nistkästen in Halbhöhlenform kommen an Hauswände – sie eignen sich für Bachstelze, Grauschnäpper, Haus- und Gartenrotschwanz, Rotkehlchen und Zaunkönig.
Nistkasten ausrichten: Welche Himmelsrichtung?
Das Nisthäuschen darf nicht längere Zeit der prallen Sonne ausgesetzt sein. Das Einflugloch zeigt möglichst nicht zur Wetterseite Richtung Westen – sonst können Wind und Regen eindringen. Die Ausrichtung Osten oder Südosten ist dagegen gut.
Nistkasten befüllen: Welches Material eignet sich?
Laut dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern brauchen Vögel neben Nistkästen auch ausreichend Nistmaterial wie Grashalme, Blätter, feine Ästchen oder Moos. All das finden sie zumeist im Garten. Wer etwas Heu übrig hat, kann eine Handvoll Heu im Garten ausstreuen. Das lockt vor allem Haussperlinge und Stare an, die das getrocknete Gras für den Nestbau verwenden.
Nistkasten reinigen: Wie oft ist das nötig?
Nach dem Nistkastenbau sollten Sie die Vogelhäuschen einmal im Jahr reinigen, am besten in den Monaten nach der Brutzeit im September oder Oktober. So werden auch in der Nisthilfe lebende Parasiten beseitigt. Wird das Ungeziefer nicht entfernt, kann dies zu einer erhöhten Sterblichkeit der Jungvögel führen.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa-tmn
- Stiftung Warentest
- Naturschutzbund Deutschland (Nabu)
- Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LVB)
- Deutsche Wildtier Stiftung
- Aktion Tier – Menschen für Tiere
- Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund)/Regionalverband Südlicher Oberrhein
- Mein schöner Garten