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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ursachen, Prognosen und Behandlung Darmkrebs: Diese Fakten sollten Sie kennen
Darmkrebs verursacht oft lange Zeit keine Schmerzen und wird oft spät erkannt. Was nach der Diagnose passiert, hängt unter anderem vom Stadium der Erkrankung ab.
Inhaltsverzeichnis
- Definition und Ursachen: Was ist Darmkrebs und wie entsteht er?
- Welche Arten von Darmkrebs gibt es?
- Symptome: Beschwerden und Schmerzen
- Diagnose: Wie wird Darmkrebs festgestellt?
- Stadien des Tumors: So entwickelt sich Darmkrebs
- Behandlung von Darmkrebs: Diese Therapien gibt es
- Früherkennung und Vorsorge: Welche Möglichkeiten gibt es?
- Wie läuft eine Darmspiegelung ab?
- Der immunologische Stuhltest
- Familiäres Darmkrebsrisiko: Vorsorge sollte früher beginnen
- Prävention: Was Sie für Ihren Darm tun können
Tumore im Darm entwickeln sich meist lange Zeit unbemerkt. Für die Behandlung ist jedoch auch der Zeitpunkt entscheidend, an dem der Krebs entdeckt wird. Die besten Prognosen haben Patienten, bei denen der Tumor die Darmwand noch nicht durchdrungen hat und ins umliegende Gewebe eingedrungen ist.
Im Frühstadium ist Darmkrebs nämlich in fast allen Fällen heilbar. Doch auch Karzinome im fortgeschrittenen Stadium sind oft gut behandelbar. Lesen sie hier, wie sich Darmkrebs entwickelt, welche Symptome typisch sind und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
- Ausführlich: Hinter diesen Symptomen kann Darmkrebs stecken
Definition und Ursachen: Was ist Darmkrebs und wie entsteht er?
Der Begriff Darmkrebs bezeichnet einen bösartigen Tumor im Dickdarm oder Mastdarm. Im Dünndarm dagegen kommt Krebs eher selten vor.
Darmtumore entwickeln sich langsam über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren. Sie entstehen in über 90 Prozent der Fälle aus Vorstufen, den sogenannten Darmpolypen (Adenome). Sie sitzen in der Darmschleimhaut und sind lange Zeit gutartig.
Die Entwicklung von der gutartigen Wucherung zum bösartigen Tumor bezeichnen Mediziner als "Adenom-Karzinom-Sequenz". Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Genveränderungen (Mutationen) an den Schleimhautzellen der Darmwand dafür verantwortlich sind.
Es gibt Menschen, die aufgrund erblicher Vorbelastung ein höheres Risiko dafür haben. Aber auch äußere Auslöser können derartige Mutationen begünstigen. Dazu gehören krebsfördernde Umwelteinflüsse wie Rauchen, Sonneneinstrahlung oder chemische Stoffe in der Nahrung.
Wird Darmkrebs im frühen Stadium während einer Darmspiegelung entdeckt und entfernt, liegen die Heilungschancen bei fast 100 Prozent. Unentdeckt wachsen die Krebszellen jedoch invasiv ins umliegende Gewebe und siedeln Tochtergeschwulste an.
Solche Metastasen bilden sich zuerst in den Lymphknoten. Das sind, je nach Sitz des Tumors, die Lymphknoten entlang der großen Bauchschlagader, die Lymphknoten der Beckenwand oder der Leistengegend. Später bilden sich Darmkrebs-Metastasen am häufigsten in der Leber und in der Lunge.
Nach aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 61.000 Menschen neu an Darmkrebs, 24.600 davon sterben an dieser Krebserkrankung. Damit ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland, nach Brustkrebs, vor Prostatakrebs und sogar noch vor Lungenkrebs.
Welche Arten von Darmkrebs gibt es?
Der Krebs kann in verschiedenen Abschnitten des Darms auftreten. In etwa der Hälfte der Fälle entwickelt sich der Krebs im Enddarm (Rektum oder Mastdarm), den letzten 16 Zentimetern des Darms (Rektumkarzinom). Doch Krebs kann auch in der sogenannten Sigmaschlinge, die ans Rektum anschließt, auftreten. Bei etwa 30 Prozent der Tumoren ist das der Fall. Dickdarmkrebs macht dagegen etwa zehn Prozent der Fälle aus. Dünndarmkrebs tritt eher selten auf.
Medizinische Bezeichnungen:
Bei Dickdarmkrebs sprechen Ärzte von einem Kolonkarzinom, bei Mastdarmkrebs dagegen von einem Rektumkarzinom. Der Begriff "kolorektales Karzinom" dagegen fasst Dickdarm- und Mastdarmkrebs zusammen.
Symptome: Beschwerden und Schmerzen
Darmkrebs wird auch die "stille Krankheit" genannt, denn sie verläuft lange Zeit ohne Beschwerden. Treten Symptome auf, ist die Krankheit oft schon weit fortgeschritten und die Prognosen verschlechtern sich.
Die ersten Anzeichen, die ein bösartiger Darmtumor verursachen kann, sind so unspezifisch, dass sie meist nicht mit der Erkrankung in Zusammenhang gebracht werden. Dazu zählen etwa verminderte Leistungsfähigkeit, häufige Müdigkeit, Bauchschmerzen, Gewichtsabnahme oder Nachtschweiß.
Meist kommen zu den Befindlichkeitsstörungen veränderte Stuhlgewohnheiten dazu. Der Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg (DKFZ) weist darauf hin, dass besonders häufiger Stuhldrang, aber auch wiederholte Verstopfung Warnzeichen für Darmkrebs sein können. Ein ständiger Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall sollte ebenfalls aufmerksam machen.
Auch häufige, starke Blähungen sowie Völlegefühl, obwohl man nicht viel gegessen hat, sollten Betroffene ernst nehmen. Möglich ist zudem, dass ein Darmtumor Schmerzen beim Stuhlgang auslöst oder zu krampfartigen Bauchschmerzen führt.
Blut im Stuhl kann ebenfalls auf Darmkrebs hindeuten. Aufmerksam sollten Sie auch werden, wenn Schleim entsteht. Wie der KID berichtet, erzählen manche Betroffene zudem von besonders übelriechendem Stuhl, ohne dass sich dies durch bestimmte Lebensmittel erklären ließe. Führt ein wachsender Tumor zu Verengungen im Darm, kann der Stuhl bei manchen Patienten außerdem bleistiftdünn geformt sein.
Achtung: Da andere Magen-Darm-Erkrankungen ähnliche Warnsignale aussenden, ist es wichtig, die Beschwerden schnell abklären zu lassen. So führt zum Beispiel eine Nahrungsmittelunverträglichkeit ebenfalls zu Verdauungsbeschwerden. Hinter Blutungen können auch Hämorrhoiden stecken.
Symptome für Darmkrebs im Überblick:
- häufiger Stuhldrang
- Schmerzen beim Stuhlgang
- Veränderung des Stuhls (Bleistiftstuhl)
- übelriechender Stuhl
- Verstopfung
- Durchfall
- Blähungen
- Völlegefühl
- Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe
- Rückenschmerzen (meist dann, wenn Metastasen vorliegen)
- Blut im Stuhl
- häufige Müdigkeit
- wiederholt leichtes Fieber
- Nachtschweiß
- unerklärliche Gewichtsabnahme
- Stuhlunregelmäßigkeiten
Diagnose: Wie wird Darmkrebs festgestellt?
Die sicherste Methode, um Darmkrebs festzustellen, ist die Darmspiegelung (Koloskopie). Bei dieser Untersuchung können auch Gewebeproben entnommen und im Labor analysiert werden. Erhärtet sich der Verdacht, klären weitere Untersuchungen wie eine Tastuntersuchung des Enddarms und ein Ultraschall des Bauchraumes, wie weit der Krebs fortgeschritten ist. Eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel und ein Tumormarker-Test werden ebenfalls häufig nach einer Krebsdiagnose durchgeführt, um die Lage und Größe des Tumors besser zu erkennen.
Bei Enddarmkrebs kommen in der Regel weitere Untersuchungen hinzu wie eine Magnetresonanztomografie (MRT), ein endoskopischer Ultraschall und eine Enddarmspiegelung mit einem starren Rohr.
Stadien des Tumors: So entwickelt sich Darmkrebs
Um die passende Behandlung zu finden, ist es wichtig zu wissen, wie weit sich der Darmkrebs ausgebreitet hat. Dafür gibt es eine Einteilung in Tumorstadien:
- Stadium I: Der Krebs ist auf die Muskelschicht des Darms begrenzt.
- Stadium II: Der Krebs hat die äußere Schicht der Darmwand erreicht oder ist in benachbartes Gewebe eingewachsen.
- Stadium III: Der Krebs hat umliegende Lymphknoten befallen, aber keine anderen Organe.
- Stadium IV: Der Krebs hat bereits andere Organe befallen und dort Metastasen gebildet.
Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) weist darauf hin, dass mit "frühem Stadium" die Stadien I, II und III gemeint seien. Die Prognosen in diesem Fall seien günstig. Insgesamt lebten von 100 Menschen mit Darmkrebs nach fünf Jahren noch etwa 62.
Behandlung von Darmkrebs: Diese Therapien gibt es
Darmkrebs ist gut behandelbar. Voraussetzung für eine Heilung ist, dass der Tumor vollständig entfernt wurde und der Krebs noch nicht gestreut hat. In einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium verfolgt die Behandlung das Ziel, den Krebs weitestgehend zu entfernen und eine weitere Ausbereitung des Tumors möglichst lange aufzuhalten. Damit kann bei vielen Patienten oft über Jahre ein Leben mit guter Lebensqualität erreicht werden.
Grundsätzlich stehen Darmkrebspatienten verschiedene Therapien zur Verfügung, die von der Art und dem Stadium des Krebses sowie dem Allgemeinzustand des Patienten abhängig sind:
- die Operation
- die Bestrahlung
- die Chemotherapie
- die Behandlung mit Medikamenten
Wenn sich bei einer Darmspiegelung nicht alle Polypen sicher entfernen lassen oder die Laboranalyse der Gewebeproben ergab, dass ein Karzinom vorliegt, wird dem Patienten eine Operation empfohlen. In vielen Fällen können die Ärzte bei einem solchen Eingriff das gesamte Tumorgewebe entfernen, sodass eine komplette Heilung möglich ist.
Nachdem der Tumor bei der Operation entfernt wurde, wird sein Gewebe im Labor untersucht und klassifiziert. Von diesem Ergebnis hängt ab, ob und welche weiteren Behandlungen folgen. Oft ist auch eine Chemotherapie notwendig. Patienten mit einem Rektumkarzinom erhalten zudem häufig eine Bestrahlung.
Wenn der Darmkrebs bereits gestreut hat und sich Metastasen in anderen Körperregionen gebildet haben, besteht nach Auskunft des Krebsinformationsdienstes die Möglichkeit, neben der Chemotherapie auch sogenannte zielgerichtete Medikamente einzusetzen.
Künstlicher Darmausgang:
Obwohl sich die Operationsverfahren für Darmkrebspatienten in den letzten Jahren verbessert haben, kann nicht immer vermieden werden, dass Patienten mit einem Rektumkarzinom einen künstlichen Darmausgang (Stoma oder Anus Praeter) erhalten. Eine gute Nachsorge mit einer Stoma-Therapie kann helfen, mit der neuen Situation besser klarzukommen. Bei anderen Patienten mit Dick- oder Enddarmkrebs kann ein vorübergehender künstlicher Darmausgang notwendig werden. Wann das Stoma wieder zurückverlegt werden kann, hängt von der individuellen Situation ab.
Ein großer Hoffnungsträger bei der Behandlung von Darmkrebs ist die sogenannte Immuntherapie. Sie befindet sich jedoch derzeit noch im Forschungsstadium, allerdings zeigen erste Studien an Patienten gute Ergebnisse.
Früherkennung und Vorsorge: Welche Möglichkeiten gibt es?
Männer haben ab dem 50. Lebensjahr und Frauen ab dem 55. Lebensjahr einen Anspruch auf regelmäßige Untersuchungen zur Darmkrebsvorsorge. Die Kosten hierfür werden von den gesetzlichen wie auch von den privaten Krankenkassen übernommen. Solche Früherkennungsuntersuchungen für große Gruppen Gesunder bezeichnet man auch als "Screening".
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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) schätzt die Früherkennung als wichtig und sinnvoll ein. Denn Darmkrebs, der in einem frühen Stadium erkannt wird, hat sehr gute Heilungschancen. Zudem können bei einer Darmspiegelung sogar Krebsvorstufen entfernt werden, bevor sie sich zu einem Tumor entwickeln.
Zur Darmkrebsfrüherkennung gehören folgende Untersuchungen:
- die Darmspiegelung (Koloskopie)
- der immunologische Stuhltest (Okkultblut-Stuhltest)
- Abtasten des Enddarms
Allerdings ist die Tastuntersuchung nicht mehr Teil des gesetzlichen Programms zur Darmkrebsvorsorge. Bei der Untersuchung können Ärzte unter Umständen Veränderungen im letzten Darmabschnitt bemerken. Doch die Methode hat einen Nachteil: Tumore können auch in Darmabschnitten entstehen, die sich nicht ertasten lassen. Je nach Situation führen Ärzte sie aber weiter durch, zum Beispiel bei der Untersuchung der Prostata bei Männern oder bei Frauen bei gynäkologischen Untersuchungen.
- Ausführlich: Was Sie über Darmkrebsvorsorge wissen sollten
Wie läuft eine Darmspiegelung ab?
Bei einer Darmspiegelung (Koloskopie) wird der gesamte Dickdarm mit dem Koloskop, einem speziellen Endoskop, untersucht. An seinem vorderen Ende ist eine kleine Kamera angebracht, die den Darm nach möglichen Veränderungen der Darmwand absucht.
Über den Schlauch des Koloskops kann der Arzt außerdem winzige Geräte einführen, um Gewebeproben aus auffällig veränderten Stellen im Darm zu entnehmen und Wucherungen (Polypen) sofort zu entfernen. Diese werden anschließend in ein Labor geschickt und untersucht. Enthalten sie Krebszellen, können diese genau klassifiziert werden. In den meisten Fällen handelt es sich um Krebsvorstufen, die in diesem frühen Stadium heilbar sind.
Die Dauer der Behandlung beträgt in der Regel etwa 20 bis 30 Minuten. Falls der Arzt eine oder mehrere Gewebeproben entnimmt oder Polypen entfernt, dauert die Vorsorgeuntersuchung entsprechend etwas länger.
- Ausführlich: Vorbereitung und Durchführung einer Darmspiegelung
Der immunologische Stuhltest
Wer eine Früherkennungskoloskopie ablehnt, kann alternativ alle zwei Jahre einen immunologischen Stuhltest machen lassen. Dadurch können kleinste Blutmengen nachgewiesen werden. Ein sicherer Nachweis von Darmkrebs oder dessen Vorstufen ist damit zwar nicht möglich. Allerdings können Blutspuren in der Stuhlprobe Hinweise auf Polypen oder Tumoren sein. Der Test ist daher eine wichtige Hilfe, um einen bösartigen Tumor oder Darmpolypen frühzeitig zu entdecken. Allerdings muss ein auffälliges Ergebnis immer mit einer Darmspiegelung abgeklärt werden.
Familiäres Darmkrebsrisiko: Vorsorge sollte früher beginnen
Bei etwa 30 Prozent der Darmkrebserkrankungen sind bereits Darmtumore bei anderen Familienmitgliedern aufgetreten. Dies bedeutet für alle direkten Verwandten der Betroffenen – das sind Eltern, Geschwister und Kinder –, dass sie ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs haben. Bereits ein direkter Verwandter mit Darmkrebs erhöht das eigene Risiko für die Entwicklung dieser Erkrankung um das Zwei- bis Dreifache.
Menschen mit einem erhöhten Krebsrisiko sollten daher mit den Früherkennungsmaßnahmen bereits früher beginnen. Ist ein naher Verwandter betroffen, haben sie zehn Jahre vor dem Diagnose-Alter ihres Angehörigen ein Anrecht auf eine Koloskopie, deren Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Auch Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, etwa Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, können die Untersuchungen früher als gesetzlich vorgesehen wahrnehmen.
Prävention: Was Sie für Ihren Darm tun können
Auch wenn etwa jeder dritte Darmkrebs im Zusammenhang mit erblicher Veranlagung steht, kann jeder mit einem gesunden Lebensstil dazu beitragen, sein persönliches Krebsrisiko zu senken. Wichtig ist, dass man sich ausreichend bewegt und Übergewicht vermeidet. Eine ballaststoffreiche Ernährung mit Vollkornprodukten, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten tut dem Darm gut. Fleisch sollte nur in Maßen auf dem Speiseplan stehen, Alkohol nur selten und in kleinen Mengen konsumiert werden. Auf Zigaretten verzichtet man am besten ganz.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Robert Koch-Institut (RKI)
- Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg (DKFZ)
- Leitlinie "Kolorektales Karzinom" der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e. V. (DGVS)
- Onko Internetportal der Deutschen Krebsgesellschaft