"Bedrohung für unsere Sicherheit" Schleswig-Holstein steigt bei Word und Outlook aus

Schleswig-Holstein will in der Verwaltung auf Microsoft-Programme wie Word und Outlook verzichten. Die hohen Lizenzgebühren sind nicht der einzige Grund.
Schleswig-Holstein geht einen neuen Weg. Das Land will Microsoft-Dienste wie Word und Outlook aus dem Programm nehmen. Selbst das Betriebssystem Windows steht zur Debatte. Stattdessen will die Landesregierung von Daniel Günther (CDU) und ihre Behörden künftig auf Open-Source-Lösungen setzen.
Hintergrund sind die Debatten über die Abhängigkeit von US-Tech-Konzernen wie Microsoft und europäische Souveränität. Zudem belasten Lizenzgebühren für die Programme des US-Konzerns den Landesetat. "Die Gefangenschaft in Softwarelösungen großer, insbesondere außereuropäischer Anbieter ist nicht nur eine Bedrohung für unsere Sicherheit, sondern lähmt auch das Wachstum unserer Digitalwirtschaft", sagte Dirk Schrödter (CDU), Chef der Staatskanzlei und Kieler Digitalisierungsminister, der "Bild-Zeitung".
Schrödter gilt als treibende Kraft hinter dem Projekt. Doch reichen die Pläne schon länger zurück. Bereits 2018 hatte der Kieler Landtag den Abschied von Microsoft beschlossen.
Open-Source-Software (OSS) werden Programm-Lösungen genannt, deren Quellcode öffentlich zugänglich gemacht wurde und die kostengünstiger genutzt werden können. Das bietet mehr Flexibilität und individuell angepasste Softwarelösungen. Doch fürchten viele Verwaltungen im Zeitalter der Cyberkriminalität auch Cyberattacken.
Das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software-Engineering (IESE) kommt in einer Studie zu dem Schluss: "Die Verwendung von OSS kann zunehmend als erfolgreiches Geschäftsmodell angesehen werden. Insbesondere bei digitalen Plattformen und Ökosystemen erfreut sich das Open-Source-Modell zunehmender Beliebtheit. Mitunter auch deswegen, weil damit nicht nur Plattformen flexibel implementiert, sondern auch Vorgaben für Produkte und Services, die auf der Plattform integriert werden sollen, einfacher gestaltet werden können."
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) bilanziert in einer Analyse aus dem Jahr 2024 aber zurückhaltend: "Der tatsächliche Einsatz von OSS in den Kommunen ist bisher wenig verbreitet. Neben fehlenden Kompetenzen und rechtlichen Unsicherheiten dürfte dies auf ein noch zu geringes Verständnis der Mechanismen und Funktionsweisen von Open Source zurückzuführen sein."
- bild.de: "Erstes Bundesland schafft Word und Outlook ab"
- iese.fraunhofer.de: "Was ist Open Source Software? Definition, Vor- und Nachteile, Lizenzen, Strategien"
- bbsr.bund.de: "Open-Source-Software in Kommunen Einsatz und Schnittstellen in der kommunalen Planungspraxis"