Laut Stiko-Chef Für diese Menschen könnte eine Affenpocken-Impfung sinnvoll sein
Die Stiko spricht jetzt eine Empfehlung bezüglich einer präventiven Impfung gegen die Affenpocken aus. Für wen ist sie wirklich sinnvoll?
Eine präventive Impfung von Risikogruppen gegen die Affenpocken könnte laut dem Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, sinnvoll sein. "Darüber wird derzeit nachgedacht", sagte Mertens der "Rheinischen Post". Im Gegensatz zur klassischen Pockenimpfung seien bei dem modernen Impfstoff keine Nebenwirkungen zu erwarten. Eine Impfung der gesamten Bevölkerung sei aber "sehr wenig wahrscheinlich".
Bei der Erstimpfung mit dem klassischen Pockenimpfstoff war es bei einem von rund 20.000 Geimpften zu Hirnhautentzündungen gekommen. "Der aktuelle Impfstoff – und nur dieser kommt infrage – ist aber viel besser verträglich", sagte Mertens. Das Impfvirus könne sich nach der Impfung im Menschen nicht weiter vermehren.
Infizierte sollten 21 Tage in Quarantäne
Ältere Menschen, die gegen die Pocken geimpft wurden, verfügen laut dem Stiko-Chef auch über einen Impfschutz gegen die Affenpocken. "Ein gewisser Schutz hält wahrscheinlich lebenslang an", sagte Mertens. Zwar sei der Impfschutz nicht vollständig, er schütze aber zumindest gegen schwere Erkrankungen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte am Dienstag am Rande des Ärztetags in Bremen eine Isolation für Affenpocken-Infizierte von mindestens 21 Tagen gefordert. Zudem müssten die Symptome ausgeheilt sein, bevor die Maßnahme beendet werden könne.
Kommunikation des Bundesgesundheitsministeriums wird kritisiert
Die Deutsche Aidshilfe kritisierte die Kommunikation des Bundesgesundheitsministeriums, demzufolge von den Affenpocken vor allem Männer betroffen sind, die Sex mit anderen Männern haben. Vor diesem Hintergrund müssten Begriffe wie "Risikogruppe" unbedingt vermieden werden. "Formulierungen wie 'Risikogruppe' wirken stigmatisierend, die vereinfachende Erwähnung anonymer Sexkontakte bedient ein abwertendes Klischee – zumal Affenpocken auch ohne Sex übertragen werden können", mahnte Holger Wicht von der Aidshilfe.
Das Wort "Risikogruppe" sei großen Teilen der Bevölkerung erst seit der Corona-Pandemie bekannt. Schwule Männer würden dadurch jedoch "an eine Zeit erinnert, in der sie krass stigmatisiert" worden seien. Damals sei oftmals nicht das HI-Virus, sondern die "Risikogruppe" als Gefahr gesehen worden. Um die richtigen Gruppen zu erreichen und Infektionen erfolgreich einzudämmen, brauche es jetzt eine Kommunikation, die "niemanden stigmatisiert und von den Menschen, an die sie sich richtet, akzeptiert werden kann", forderte Wicht.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa