Zweite Dosis früher möglich Was sich bei der Vergabe von Astrazeneca ändert
Berlin (dpa) - Corona-Impfungen sind mit dem Präparat von Astrazeneca künftig für alle möglich, wenn sich Impfwillige mit ihrem Arzt dafür entscheiden. Die Priorisierung mit einer festen Vorrangliste wird für diesen Impfstoff voll aufgehoben, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mitteilte.
Ständige Impfkommission zu Astrazeneca:
Beim Einsatz in jüngeren Altersgruppen traten 4 bis 16 Tage nach der Impfung selten teils tödliche Blutgerinnsel im Gehirn auf. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) den Einsatz für Menschen ab 60 Jahren. In der Altersgruppe falle die Nutzen-Risiko-Abwägung "eindeutig zu Gunsten der Impfung" aus. Denn mit dem Alter steigt das Risiko für schwere und tödliche Verläufe. Auch für Jüngere ist die Impfung mit dem Präparat aber möglich - "nach ärztlicher Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz durch den Patienten", so die Impfkommission.
Priorisierung:
Die Impfkommission hatte dafür plädiert, zunächst weiter an der Bevorzugung besonders gefährdeter Gruppen festzuhalten. Es gebe bei anhaltend hoher Impfbereitschaft einen "noch beträchtlichen Anteil an impfbereiten Personen mit hohem Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf, die noch keine Möglichkeit zur Impfung hatten". Das betreffe viele 70- bis 79-Jährige und noch mehr 60- bis 69-Jährige - insgesamt Millionen Menschen. Auch bei jüngeren Vorerkrankten sei nur etwa ein Viertel einmal geimpft. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens, diese Erklärung beziehe sich auf die aktuelle Stiko-Empfehlung - "also auch auf Astrazeneca". Voraussichtlich im Juni soll die Priorisierung laut Spahn in Deutschland generell aufgegeben werden.
Flexibilität bei Astrazeneca:
Künftig soll es dem Arzt in Absprache mit dem Impfling laut Bund-Länder-Beschluss auch freigestellt werden, den Abstand für eine Astrazeneca-Zweitimpfung zwischen vier und zwölf Wochen festzulegen. "Die Zweitimpfung haben jetzt viele lieber früher, auch mit Blick auf den Sommer - das geht mit Astrazeneca auch innerhalb der Zulassung", hatte Spahn bereits im WDR gesagt. Astrazeneca-Geimpfte müssten dann weniger lang warten bis zum Wegfall von Corona-Einschränkungen. Allerdings hätten Astrazeneca-Geimpfte im Fall einer früheren zweiten Spritze den Nachteil einer womöglich geringeren Wirksamkeit.
Die Impfkommission empfiehlt für das Präparat nämlich einen Abstand von 12 Wochen zwischen erster und zweiter Dosis. Hintergrund sind Beobachtungen, dass der längere Abstand zu einer besseren Wirksamkeit führt. Die Wirksamkeit einer zweimaligen Impfung im Abstand von vier bis acht Wochen liege laut einem Bericht der europäischen Zulassungsbehörde EMA bei 50,4 Prozent. Bei zwölf und mehr Wochen steige sie auf 72,1 Prozent bis 82,4 Prozent an.
Impfungen für 12- bis 18-Jährige:
Bund und Länder wollen Impfungen für Kinder über 12 Jahre während der Sommerferien vorbereiten. Stand heute sei eine EU-Zulassung des jetzt ab 16 Jahre freigegebenen Biontech-Impfstoffs für 12- bis 15-Jährige im Juni wahrscheinlich, sagte Spahn. Unter dieser Voraussetzung wollten die Länder jeweils für sich Konzepte erstellen, wie bis Ende August allen 12- bis 18-Jährigen eine erste Impfungen angeboten werden könne. Der Bund wolle sicherstellen, dass dafür die nötigen Impfdosen für diese Altersgruppe auch verfügbar sind.
"Gerade die Eltern und die Kinder dürfen erwarten, dass wir diese Frage bestmöglich vorbereiten", sagte Spahn. Es gehe auch darum, "ob und wie Schule wieder losgehen kann nach den Sommerferien". Nach Angaben Holetscheks wollen die Länder die Konzepte bis Ende Mai erstellen. Dies sei "ein Signal an die Jugend", dass sich Durchhalten unter Pandemiebedingungen lohne. "Impfungen für diese Altersgruppe sind der Schlüssel zu einem geregelten Schulunterricht und zu mehr Sicherheit in der Freizeit."
Für Erst- und Zweitimpfung dieser Jahrgänge sind in Deutschland etwa zehn Millionen Dosen notwendig. Möglich könnten etwa Einladungen in die Impfzentren oder Reihenimpfungen in den Schulen sein.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.