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Candida auris: Gefährliche Infektion mit Pilz breitet sich rasant aus


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Weltweiter Ausbruch
Gefährlicher Krankheitserreger breitet sich in Deutschland aus


Aktualisiert am 03.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Pilzsporen des Candida auris: Er wird immer mehr zur BedrohungVergrößern des Bildes
Pilzsporen des Candida auris: Er wird immer mehr zur Bedrohung. (Quelle: Dr_Microbe/getty-images-bilder)

Bereits Anfang 2023 warnte das US-Gesundheitsministerium vor dem Pilz Candida auris – einem Krankheitserreger. Nun steigen die Zahlen auch in Deutschland.

Der erst vor wenigen Jahren entdeckte Pilz und Krankheitserreger Candida auris breitet sich rasch in Deutschland aus. 2023 sei er bundesweit 77 Mal nachgewiesen worden – das sei sechsmal häufiger gewesen als in den Vorjahren, wie aus der Auswertung des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) mit Sitz in Jena hervorgeht. Der erst 2009 entdeckte Hefepilz ist zwischen Menschen übertragbar und gegen diverse Medikamente immun.

"Wir gehen aktuell mit hoher Sicherheit davon aus, dass es sich um einen realen Anstieg der Fallzahlen handelt und nicht um eine 'bessere Erfassung'", sagte Oliver Kurzai vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Uni Würzburg, zugleich Leiter des NRZMyk, am Donnerstag. Bisher sei dem Referenzzentrum aber kein Todesfall in Deutschland bekannt, der direkt auf eine Infektion mit dem Hefepilz zurückzuführen ist. Dennoch sei der Pilz gefährlich, gerade für vorerkrankte oder immungeschwächte Menschen.

Nach Kurzais Angaben sind neben Blutstrominfektionen ("Pilzsepsis") insbesondere Infektionen von Prothesen und Fremdmaterialien im Körper durch Candida auris bedrohlich und schwer zu behandeln, etwa Infektionen von Gelenkprothesen.

Was ist Candida auris?

Es handelt sich um einen krankheitserregenden Pilz, der wegen seiner besonderen Art des Wachstums ("hefeartig") zu den Hefepilzen zählt. Erstmals wurde er 2009 in Japan entdeckt. Bei der 70-jährigen Patientin wurde er im Ohr nachgewiesen, daher auch der Name ("auris", lateinisch für Ohr). Nachträglich untersuchte Proben deuten darauf hin, dass sich bereits 1996 ein Kind in Südkorea infiziert hatte. Candida auris ist gegen einige Medikamente zur Bekämpfung von Pilzbefall ("Antimykotika") resistent, so auch gegen einige Desinfektionsmittel. Er wird über Schmierinfektionen übertragen und kann sich zum Teil monatelang auf Oberflächen halten.

Forscher dringen auf generelle Meldepflicht

Bereits 2023 erklärte Oliver Kurzai im Interview mit t-online: "Es ist schon beunruhigend. Die Zahlen aus den USA zeigen den Trend einer rapiden Zunahme der nachgewiesenen Infektionsfälle. In Europa beobachten wir den gleichen Trend, wenn auch auf einem bislang wesentlich niedrigeren Niveau der Fallzahlen. Aber man muss daraus schließen: Candida auris ist in Teilen Europas bereits endemisch verbreitet. Insgesamt heißt das: Der Erreger breitet sich weltweit weiter aus."

Den Anstieg der Fallzahlen in Deutschland hat das Forschungsteam um Alexander M. Aldejohann von der Uni Würzburg im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts veröffentlicht. Nur ein Teil dieser Fälle sei im Rahmen der 2023 eingeführten Meldepflicht erfasst worden, da diese nur für bestimmte Infektionen gelte. Ein weiterer Anstieg der Fallzahlen in Deutschland müsse als wahrscheinlich angenommen werden, eine generelle Meldepflicht für jeden Labornachweis könnte eine Ausbreitung des Pilzes bremsen. Es rät zudem zu umfassenden Tests auf Candida auris.

Gesunden Menschen setzt der Pilz gewöhnlich nicht zu. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen kann er zum Problem werden, vor allem auf Intensivstationen. Die Übertragung erfolgt über Schmierinfektionen. Durch die Luft, wie etwa das Coronavirus, verbreitet sich der Erreger nicht. "Gelangt Candida auris in ihren Blutkreislauf, droht eine Blutvergiftung, die in gut der Hälfte aller Fälle tödlich endet", schreiben die Forscher.

Wie wirkt sich eine Infektion aus?

Gesunde Menschen können asymptomatisch infiziert sein, merken also häufig nichts von ihrer Infektion. Gefährlich kann der Pilz für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem werden, es ist also besonders tückisch in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Hier kann er zum Beispiel durch medizinische Instrumente, Kathether oder Beatmungsschläuche übertragen werden, etwa wenn der Pilz gegen die eingesetzten Desinfektionsmittel resistent ist. Die WHO erläutert: "Candida auris ist ein weltweit verbreiteter pathogener Hefepilz, der eine invasive Kandidose (Pilzinfektion – Anmerkung der Redaktion) im Blut, Herz, Zentralen Nervensystem, Augen, Knochen und inneren Organen verursachen kann".
Es kommt unter anderem zu Infektionen der Harnwege, von Wunden und zu Blutvergiftungen. Die Mortalität, also die Sterberate, ist recht hoch. Befällt der Pilz die inneren Organe, liegt sie zwischen 29 und 53 Prozent – so die WHO.

Ausbrüche vor allem in Kliniken

Bei 58 von 77 im vergangenen Jahr in Deutschland registrierten Fällen waren die Patienten von dem Pilz besiedelt. In 13 weiteren Fällen kam es den Wissenschaftlern zufolge zu einer Infektion. In sechs Fällen sei der Status unklar. Von den besiedelten Patienten oder denen mit unklarem Infektionsstatus hätten im späteren Verlauf 5 eine invasive Infektion entwickelt. Die häufigsten Infektionen waren demnach Wund- und Gewebsinfektionen, Blutstrom- und katheterassoziierte Infektionen und Protheseninfekte.

Die Zunahme von Candida auris sei vor allem auf drei Ausbruchsgeschehen zurückzuführen, heißt es. "Der enorme Anstieg 2023 hat uns überrascht. Ausschlaggebend sind hier vor allem auch Ausbruchsgeschehen in Krankenhäusern. Wenn diese nicht frühzeitig erkannt und adäquat bekämpft werden, sind sie später sehr schwer in den Griff zu bekommen", erklärte Aldejohann.

Der erst 2009 entdeckte Hefepilz Candida auris hat sich rasch international verbreitet. Von Anfang an war der überaus hartnäckige Erreger gegen einige Antimykotika – Medikamente zur Bekämpfung von Pilzbefall – und manche Desinfektionsmittel resistent.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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