Mehr als 300 Kinder verstorben WHO warnt vor kontaminierten Kinder-Hustensäften
Die Weltgesundheitsorganisation WHO berichtet von chemischen Verunreinigungen in Kindermedizin. Das Problem stelle nicht nur regional eine Gefahr dar.
Die WHO warnt vor kontaminierten Kinder-Hustensäften. Sie rief am Montag zu einer "unverzüglichen und konzertierten Aktion" zum Schutz von Kindern vor verunreinigten Medikamenten auf. In den vergangenen vier Monaten seien in mindestens sieben Ländern zahlreiche Fälle gemeldet worden, bei denen eine Verunreinigung von Kinder-Hustensäften mit Diethylenglykol und Ethylenglykol bestätigt oder vermutet wurde.
Im vergangenen Jahr starben nach Angaben der WHO mehr als 300 Kinder in Gambia, Indonesien und Usbekistan an akuten Nierenschäden – diese Todesfälle seien auf verunreinigte Medikamente zurückzuführen. Bei den meisten handelte es sich um Kleinkinder unter fünf Jahren.
Industriechemikalien in Hustensäften
Bei den Verunreinigungen handelt es sich der WHO zufolge um giftige Chemikalien, die als industrielle Lösungsmittel und Frostschutzmittel verwendet werden und schon in geringen Mengen tödlich sein können. "Sie sollten niemals in Arzneimitteln enthalten sein."
Die WHO veröffentlichte drei medizinische Warnmeldungen zu den Vorfällen in Gambia, Indonesien und Usbekistan zwischen Anfang Oktober und Mitte Januar, die auch an die nationalen Gesundheitsbehörden der 194 WHO-Mitgliedstaaten weitergeleitet wurden. In diesen Warnungen fordert sie unter anderem, verunreinigte Arzneimittel aus dem Verkehr zu ziehen und eine verstärkte Überwachung der Lieferketten in den betroffenen Ländern.
Bessere Kontrollen von Pharmaherstellern gefordert
Da es sich nicht um Einzelfälle handele, müssten Regulierungsbehörden und Regierungen dafür sorgen, dass nur zum Verkauf zugelassene Medikamente auf den Markt kommen und von lizenzierten Lieferanten bezogen werden. Nötig seien auch bessere Ressourcen für die Inspektionen von Produktionsstätten sowie eine verstärkte Marktüberwachung, einschließlich gezielter Tests.
Die Arzneimittelhersteller forderte die WHO unter anderem auf, Hilfsstoffe in pharmazeutischer Qualität nur von qualifizierten Lieferanten zu beziehen, umfassende Tests vorzunehmen und genaue Aufzeichnungen über den Materialeinkauf bis hin zum Vertrieb zu führen, um die Rückverfolgbarkeit bei etwaigen Zwischenfällen zu erleichtern.
Betroffene Unternehmen weisen Vorwürfe zurück
Produktwarnungen hatte die WHO für Hustensäfte der indischen Unternehmen Maiden Pharmaceuticals und Marion Biotech verschickt, die mit den Todesfällen in Gambia beziehungsweise in Usbekistan in Verbindung gebracht werden. Sie warnte zudem vor Hustensäften von den vier indonesischen Herstellern PT Yarindo Farmatama, PT Universal Pharmaceutical, PT Konimex und PT AFI Pharma, die in Indonesien verkauft wurden. Die Unternehmen haben zurückgewiesen, dass ihre Produkte kontaminiert sind oder haben eine Stellungnahme während der noch laufenden Untersuchungen abgelehnt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur Reuters