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Gastransfer aus der Ukraine: Das bedeutet der Stopp für Deutschland


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Energielieferungen
Das bedeutet der Stopp der Gastransfers aus der Ukraine


Aktualisiert am 12.05.2022Lesedauer: 4 Min.
Ein Gazprom-Mitarbeiter im russischen Krasnodar (Symbolbild): Der russische Staatskonzern schickt auch Gas durch die Ukraine nach Europa.Vergrößern des Bildes
Ein Gazprom-Mitarbeiter im russischen Krasnodar (Symbolbild): Der russische Staatskonzern schickt auch Gas durch die Ukraine nach Europa. (Quelle: Dmitry Feoktistov/TASS/imago-images-bilder)

Trotz des Angriffskriegs hat Russland bislang weiter Gas durch die Ukraine nach Europa geschickt. Am Mittwoch der Schock: Die Gasmenge sinkt deutlich. t-online erklärt, was das für Deutschlands Versorgung bedeutet.

Auf den ersten Blick wirkt es widersinnig: Während russische Soldaten die Ukraine überfallen, fließt weiter russisches Gas durch das Land nach Europa – und damit auch nach Deutschland.

Jetzt aber scheint sich das zu ändern, die Kämpfe in der Ostukraine erschweren offenbar die Gastransporte. Am Mittwoch sank die Menge russischen Erdgases, das über die wichtige Route Sochraniwka in der Region Luhansk fließt, auf null, wie aus Daten des ukrainischen Gasnetzbetreibers GTSOU hervorgeht.

Im bayrischen Waidhaus, wo die Druschba-Pipeline endet, sank die eingehende Gasmenge in der Folge um ein Viertel. Zwar beschwichtigte die Bundesnetzagentur in ihrem täglichen Lagebericht. "Die Gasversorgung in Deutschland ist stabil. Die Versorgungssicherheit ist weiterhin gewährleistet", heißt es darin.

Große Angst vor dem Gasembargo

Dennoch wächst bei vielen Menschen die Angst vor einem gänzlichen Lieferstopp sowie möglichen Gasrationierungen. Der Grund: Gas macht noch immer 21,6 Prozent im deutschen Energiemix aus – und 90 Prozent des verbrauchten Erdgases stammt aus Importen, vor allem aus Russland.

Aktuell bezieht Deutschland nach Angaben der Bundesregierung 38,2 Prozent seines Gases aus Russland. Weitere 34,8 Prozent kommen aus Norwegen, 22,4 Prozent aus den Niederlanden und 4,6 Prozent aus sonstigen Quellen. Vor allem energieintensive Industrien sprechen sich seit Kriegsbeginn deshalb immer wieder gegen ein Gasembargo im Rahmen der Sanktionen gegen Russland aus.

Gleichzeitig fürchten sie, dass Russland seinerseits den Gashahn schließen könnte. Zuletzt etwa hatte Wladimir Putin dieses Zeichen der Stärke etwa gegenüber Polen und Bulgarien ausgespielt.

Kämpfe in der Ostukraine unterbrechen Gasfluss

Das russische Gas kommt dabei durch drei verschiedene Pipelines nach Deutschland. Die bekannteste ist Nord Stream 1, die in Greifswald endet. Die Yamal-Pipeline verläuft von Russland durch Belarus und Polen und kommt in Mallnow in Deutschland an. Von dem nun gestoppten Gastransport über die Ukraine betroffen ist die Druschba-Pipeline, die auch die Slowakei und Tschechien durchquert und in Waidhaus endet.

Ukrainischen Angaben zufolge wurden für die Station Sochraniwka im östlichen Gebiet Luhansk für Mittwoch keine Aufträge mehr angenommen. Der Betrieb könne dort kriegsbedingt nicht mehr kontrolliert werden, hieß es zur Begründung aus Kiew. Dadurch kam es zu einem Teilstopp des Transits auf der Sojus-Pipeline, die mit der Drutschba-Pipeline zusammenläuft.

Durch diesen Ausfall könnten nun Gaslieferungen in Höhe von bis zu 32,6 Millionen Kubikmeter pro Tag wegfallen, fast ein Drittel der täglich über die Ukraine nach Europa transportierbaren Höchstmenge. Die Zahlen decken sich mit den Angaben des Gaskonzerns Gazprom.

Wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete, flossen am Mittwoch insgesamt 72 Millionen Kubikmeter Gas durch die Ukraine-Pipelines. Am Vortag waren es demnach noch 95,8 Millionen Kubikmeter. Gleichzeitig betonte Gazprom, alle seine Verpflichtungen gegenüber europäischen Kunden zu erfüllen.

Wirtschaftsministerium gibt vorerst Entwarnung

Alles halb so wild also? Diesen Eindruck wollte am Mittwoch auch das Bundeswirtschaftsministerium wecken. Engpässe drohten Deutschland derzeit nicht, heißt es. "Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell weiter gewährleistet", sagte eine Sprecherin am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Das liegt auch am aktuell warmen Wetter, denn ein Blick auf die Zahlen zeigt: Derzeit werden die Kapazitäten aller Pipelines nicht ausgenutzt. "Die Gasnetzlieferanten reagieren darauf in der Regel, indem sie weniger Gasmengen anmelden. In der Fachsprache heißt das 'nominieren'", heißt von der Bundesnetzagentur. "Der Gasverbrauch ist stark von der Temperatur abhängig. Der Winterbedarf liegt ungefähr achtmal höher als der im Sommer."

Gasspeicher werden wieder befüllt

In der nun anstehenden wärmeren Jahreszeit wird Deutschland also weniger Gas verbrauchen. Allerdings müssen die Speicher für den kommenden Winter aufgefüllt werden. Ein neues Gesetz sieht Mindestfüllmengen zu bestimmten Stichtagen vor: Am 1. Oktober eines Jahres müssen sie zu 80 Prozent gefüllt sein, am 1. November zu 90 Prozent und am 1. Februar zu 40 Prozent.

Im Lagebericht Gasversorgung schreibt die Bundesnetzagentur dazu Anfang Mai, dass derzeit Gas eingespeichert werde und das teils in höherem Umfang als im vergangenen Jahr oder auch 2018, 2017 und 2015. Die Speicher seien zu 38,44 Prozent gefüllt, was einer Menge von 91,61 Terrawattstunden Gas entspricht.

LNG als Weg zur Unabhängigkeit

Um die Abhängigkeit von russischem Gas langfristig zu reduzieren, war Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in den vergangenen Wochen weltweit unterwegs, um neue Lieferpartner zu finden. Die Gaslieferungen umzustellen, fällt vor allem deshalb so schwer, weil die bestehende Infrastruktur auf Pipelines basiert. Eine Alternative könnte daher Flüssiggas, auch LNG genannt, sein.

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Im Schnellverfahren wurden dazu nun drei Standorte ausgewählt: In Wilhelmshaven soll ein Flüssiggasterminal mit einer jährlichen Kapazität von 7,5 Milliarden Kubikmeter entstehen, etwa 8,5 Prozent des deutschen Jahresbedarfs. Damit alles besonders schnell geht, sollen zunächst vier gecharterte Spezialschiffe zum Einsatz kommen, die das Flüssiggas in seinen gasförmigen Zustand überführen und ins Netz einspeisen können. Später sollen die Kapazitäten dann noch erhöht werden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Bundesnetzagentur: "Lagebericht Gasversorgung"
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