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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wegen Corona Bodensee-Airport ist insolvent – Sanierung unterm Schutzschirm
Der Flughafen Friedrichshafen hat wegen Corona finanzielle Probleme – und musste Insolvenz anmelden. Das Unternehmen will sich unter einem rechtlichen Schutzschirm sanieren.
Der Flughafen Friedrichshafen, besser bekannt als Bodensee-Airport, ist insolvent und hat beim Amtsgericht Ravensburg ein Schutzschirmverfahren beantragt, dem das Gericht stattgab.
"Aufgrund der zweiten Corona-Welle und den damit verbundenen Einschränkungen findet Flugverkehr, anders als noch im September 2020 erwartet, kaum statt", heißt es in einer Mitteilung. "Trotz der begonnenen Impfungen ist bis weit ins Jahr 2021 keine wesentliche Verbesserung zu erwarten."
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Das Schutzschirmverfahren gebe dem Airport mehr Zeit für die bereits begonnene "Umstrukturierung". Der Schutzschirm ist ein spezielles Insolvenzverfahren, das nur möglich ist, wenn eine Aussicht auf Sanierung des Unternehmens besteht. Der Flugbetrieb soll weitergehen.
Airport schuldet Gläubigern Millionen
Der Bodensee-Airport ist der südlichste Flughafen Deutschlands. Er hat seine Ursprünge als Luftschiffhafen – aus Friedrichshafen stammt der Zeppelin.
Der Regionalflughafen hat schon seit Monaten finanzielle Probleme. Konkret geht es um rund 34,5 Millionen Euro an Krediten, die der Flughafen seinen Gläubigern schuldet, schreibt der "Südkurier".
Mit finanziellen Schwierigkeiten ist der Flughafen Friedrichshafen nicht allein: Der Flughafen Paderborn/Lippstadt hatte bereits im September 2020 Insolvenz in Eigenregie angemeldet und saniert sich zurzeit.
Krisentreffen im Verkehrsministerium geplant
Auch viele andere Flughäfen in Deutschland kämpfen angesichts Corona ums Überleben, so der Flughafenverband ADV. Für Mittwoch lud das Bundesverkehrsministerium deshalb Vertreter des Wirtschafts- und des Finanzministeriums zu einem Treffen ein, wie am Freitag aus Regierungskreisen verlautete. Die Grünen wandten sich indes gegen staatliche Hilfen für Regionalflughäfen.
Mit Blick auf die Situation der Flughäfen stünden zunächst die Eigentümer in der Verantwortung – das betreffe auch den Bund, hieß es. Mit den Ländern seien zudem Gespräche aufgenommen worden, nachdem diese ihre Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung der Flughäfen erklärt hätten.
Über das Treffen hatte zunächst die "Welt" berichtet. Demnach soll es den "Durchbruch" für die Rettung der Airports bringen. Regierungskreisen zufolge geht es bei dem Treffen um die Positionierung des Bundes zu Hilfen für die Flughäfen.
Verband: Airports verlieren zehn Millionen Euro am Tag
Laut "Welt" gibt es im Bundesverkehrs- und im Bundesfinanzministerium unterschiedliche Ansätze zu den geplanten Hilfen. Im Kern gehe es um die Frage, ob auch kleinere, schon länger defizitäre Flughäfen Hilfen erhalten sollen.
Die Flughäfen fordern indes, dass Staatshilfen als Zuschüsse gewährt werden, die nicht zurückgezahlt werden müssen. "Nur so können irreparable Strukturbrüche bei den durch die Pandemie bereits hoch verschuldeten Flughäfen aufgehalten werden", sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Die Flughäfen verlieren jeden Tag rund zehn Millionen Euro, sagte Beisel bereits im November t-online. Jeder vierte der rund 180.000 Arbeitsplätze an den deutschen Flughäfen sei bedroht.
- Eigene Recherche
- Mitteilung des Flughafens Friedrichshafen
- Südkurier: "Dem Bodensee-Airport droht die Zahlungsunfähigkeit: Nun wurde ein Schutzschirmverfahren eingeleitet"
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP