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Rente aufbessern mit Aktien: "Eine Ehe ist keine Garantie"


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Altersarmut
"Eine Ehe ist keine Garantie für eine sorgenfreie Rente"


13.04.2021Lesedauer: 5 Min.
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Aktien, Handel, Märkte: Diese Animation erklärt schnell und einfach, wie Börsenhandel funktioniert. (Quelle: t-online)
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Die Rente deutscher Frauen ist im Schnitt nur halb so groß wie die von Männern. Gerade sie müssten daher besonders gut vorsorgen. Doch nur die wenigsten trauen sich, ihr Geld ertragreich anzulegen. Wieso nur?

Sie heißen Fortunalista, Courage, Finanz-Heldinnen oder Madame Moneypenny – und haben alle die gleiche Mission: Frauen die Themen Geldanlage und Altersvorsorge schmackhaft machen. Egal ob im Zeitungskiosk, auf Instagram oder Spotify: Wer sich über Finanzen schlaumachen will, findet immer mehr Magazine, Blogs und Podcasts, die sich speziell an eine weibliche Zielgruppe richten.

Sie bieten damit eine Lösung für ein Problem, das die Statistik schon lange zeigt, aber nur die wenigsten Frauen bisher selbst erkannten: Weil sie über das gesamte Leben weniger Vermögen aufbauen, droht vielen Frauen Altersarmut.

Umso wichtiger ist es für sie, mehr aus ihrem Geld zu machen – in zinslosen Zeiten idealerweise an der Börse. Allein: Zwischen dem Wissen darum und dem tatsächlichen Tun klafft noch eine große Lücke. Wieso? Und wie lässt sich das ändern?

"Frauen trauen sich weniger zu"

"Viele Frauen wissen inzwischen, dass sie renditestärker mit Aktien sparen müssen, trauen sich aber weniger zu", sagt Gabriele Widmann, Volkswirtin bei der Dekabank. Anders als Männer wollten sie erst alles richtig verstanden haben, bevor sie mit dem Investieren loslegen.

Diese Zögerlichkeit spiegelt sich in den Zahlen wider: So verlassen sich bei den Haushaltsfinanzen immer noch 61 Prozent der Frauen teilweise oder komplett auf ihren Mann, wie eine Umfrage des Vermögensverwalters Fidelity zeigt. Nur 29 Prozent geben an, dass Investieren etwas für sie sei. Viele sehen Geldanlage und Finanzen als zu kompliziert an.

Die Schweizer Großbank UBS kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Nur jede fünfte Frau (21 Prozent) sagt demnach, dass sie sich selbst um langfristige Finanzentscheidungen kümmert. Knapp drei Mal so viele (60 Prozent) überlassen das Thema ihren männlichen Partnern.

Eine Rolle spielen dabei auch Stereotype. "In vielen Köpfen stecken immer noch überholte Klischees, die verhindern, dass Frauen sich um ihre Finanzen kümmern – auch bei den Frauen selbst", sagt Jacqueline Haben, Marketingmanagerin beim Vermögensverwalter Columbia Threadneedle Investments.

Während der Mann Karriere mache, erledige die Frau nach wie vor oft den Großteil der Arbeit im Haushalt – und habe dadurch weniger Zeit und finanzielle Möglichkeiten, Geld anzulegen. "Gerade deswegen sollten sich Frauen stärker um ihr Finanzpolster kümmern", sagt Haben. "Denn um es bewusst überspitzt zu sagen: Eine Ehe ist keine Garantie für eine sorgenfreie Rente."

Wenn Frauen investieren, dann erfolgreicher

Das oft gehörte Argument, dass Frauen auch deshalb weniger in Aktien investiert seien, weil sie das Risiko scheuten, hält Ilse Munnikhof, die bei der ING Deutschland eine neue Wertpapierberatung einführt, für zu kurz gegriffen. "Es gibt in der Welt der Wertpapiere viele Produkte mit überschaubarem Risiko", sagt sie. "Breit gestreute Fonds oder ETFs zum Beispiel, in die man per Sparplan über einen langen Zeitraum anlegt."

Tatsächlich entscheiden sich Frauen – wenn sie den Schritt an die Börse einmal gewagt haben – öfter für diese Art der Geldanlage als Männer. Und sind damit im Schnitt sogar erfolgreicher.

Laut einer Auswertung der ING aus dem Jahr 2019 erzielten Frauen im Untersuchungszeitraum mit durchschnittlich 24,1 Prozent eine höhere Rendite auf ihre Anlagen als Männer mit 23,5 Prozent. Während Männer stärker auf Einzelaktien setzen, hätten Frauen mehr Fonds im Depot. "Frauen kaufen und verkaufen weniger hin und her. Das spart Kosten und wirkt sich somit positiv auf die Rendite aus", sagt Munnikhof.

Frauen scheinen also beste Voraussetzungen zu haben, um an der Börse erfolgreich zu sein. Wie aber schaffen mehr von ihnen den Sprung dorthin?

"Es reicht nicht, nur das Finanzwissen zu erhöhen"

Ein wichtiger Hebel ist der Aufbau von Selbstvertrauen. Wie eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim zeigt, unterschätzen Frauen häufig ihre eigenen Fähigkeiten, wenn es um Geldfragen geht. Zwar wüssten sie tatsächlich weniger über Finanzen als Männer – aber nicht so wenig, wie sie selbst denken.

So gaben Frauen bei Fragen zu Zinseszins, Inflation und Risikostreuung überproportional oft die Antwort "weiß nicht". Gab es diese Antwortmöglichkeit jedoch nicht, wählten sie häufig die richtige Antwort. Mehr als ein Drittel der Kompetenzlücke lässt sich demnach auf Selbstzweifel zurückführen.

"Um die Lücke zwischen Frauen und Männern bei Investments am Aktienmarkt zu schließen, reicht es nicht, nur das Finanzwissen von Frauen zu erhöhen", schlussfolgern die Forscher. "Auch ihr Vertrauen in die eigene Kompetenz bei Finanzentscheidungen muss gestärkt werden." Gelinge das, würde die Diskrepanz zwischen den Investments von Frauen und Männern erheblich schrumpfen.

Frauen wurden von der Finanzindustrie lange ignoriert

Dazu muss auch die Finanzbranche ihren Teil beitragen. "Traditionell werden beim Thema Finanzen vor allem Männer adressiert. Dadurch fühlen sich einige Frauen von diesem Thema nicht angesprochen", erklärt Sally Peters vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff). Erst in den letzten Jahren hätte die Finanzindustrie Frauen stärker als Zielgruppe entdeckt.

"Es stoßen immer mehr Initiativen aus dem Boden, die explizit Frauen ansprechen. In solchen Formaten geht es beispielsweise um Altersarmut, Rentenlücke oder Teilzeitfalle, wovon Frauen im Schnitt stärker betroffen sind", sagt Peters. "Indem dort Frauen als Expertinnen auftreten, fungieren diese als Vorbilder und machen das Thema Finanzen und Vorsorgen für Frauen relevanter."

Gefragt sind aber auch die Frauen selbst. "Es steht und fällt damit, dass sich Frauen mehr mit dem Thema beschäftigen. Daran führt kein Weg vorbei", sagt Jacqueline Haben. "Vielleicht gibt es anfangs noch Unklarheiten. Aber man kann sich informieren, mit Freundinnen darüber reden, das Gespräch mit professionellen Finanzberatern suchen und so den Stein ins Rollen bringen."

Sparpläne starten schon ab 1 Euro

Der Einstieg ist dabei so leicht wie noch nie: Inzwischen kann man sogar Wertpapier-Sparpläne ohne Mindestrate beginnen – und so erst einmal ohne großen Einsatz schauen, wie man mit den Kursschwankungen klarkommt. "Das Wichtigste ist, loszulegen", sagt ING-Expertin Munnikhof. "Und dafür gibt es jetzt keine Ausrede mehr."

Das sieht auch Dekabank-Volkswirtin Widmann so. "Fast jeder kann regelmäßig einen kleinen Betrag wie 25 Euro anlegen. Das sind zweimal Kino oder eine halbe Jeanshose."

Und noch eine beliebte Ausrede lässt sie nicht gelten: Zeitmangel. "Ich finde es sehr schade, dass sich viele Frauen um alle kümmern, nur nicht um sich selbst", sagt Widmann. "Ich kann jammern und mir leidtun – oder ich steige jetzt ein."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Gabriele Widmann
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