Deutlich höhere Beiträge Wirtschaftsweiser warnt vor Plänen von Union & SPD

Beitrags-Schock bei der Rente? Experten warnen vor drastischen Erhöhungen – und politischen Plänen mit weitreichenden Folgen.
Auf die Beitragszahler in der gesetzlichen Rentenversicherung kommen nach Berechnungen des Wirtschaftsweisen Martin Werding in den kommenden Jahren deutlich höhere Beträge zu. Grund seien die schwarz-roten Rentenpläne. Demnach dürfte der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung nur dieses und nächstes Jahr bei 18,6 Prozent bleiben. Ab 2027 müsste der Satz für Beschäftigte und Arbeitgeber dann auf 19,7 Prozent steigen, bis 2030 auf 20,1 Prozent und bis 2035 auf 21,2 Prozent, wie die "Wirtschaftswoche" berichtete.
Höhere Beiträge für die Rente: "Wenn Bruttolöhne und Arbeitskosten steigen"
"Ohne Reformen wird die Rentendynamik zum Standortrisiko", sagte Werding. "Wenn Bruttolöhne und Arbeitskosten steigen, gefährdet das die ohnehin angeschlagene Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland", warnte er. Würde das Rentenniveau dauerhaft bei 48 Prozent festgeschrieben, wie es die SPD fordert, würde der Beitragssatz zur Rente Werdings Berechnungen zufolge ab 2032 noch deutlicher steigen und wäre 2035 noch einmal um 0,4 Prozentpunkte höher.
Beim Rentenniveau handelt es sich um einen statistischen Wert, der beschreibt, wie hoch die Rente eines Durchschnittsrentners im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen ist. Liegt das Rentenniveau bei 48 Prozent, bedeutet das: Nach 45 Beitragsjahren erhalten Rentner, die 45 Jahre zum Durchschnittsentgelt gearbeitet haben, 48 Prozent des Durchschnittsverdienstes, der dann aktuell herrscht (mehr dazu hier). Union und SPD sind sich allerdings noch uneins, auf welche Weise das Rentenniveau stabilisiert werden soll (mehr dazu hier).
Kommt höheres Rentenalter bei der Frührente?
Grundproblem des gesetzlichen Rentensystems ist, dass aufgrund des demografischen Wandels immer weniger Beschäftigte immer mehr Rentnerinnen und Rentner finanzieren müssen. Der Staat unterstützt die Rentenversicherung daher jährlich in Milliardenhöhe. Union und SPD hatten sich in ihren Sondierungen darauf geeinigt, dass es beim gesetzlichen Renteneintrittsalter von 67 Jahren und bei der abschlagsfreien Frührente nach 45 Beitragsjahren bleiben soll (mehr dazu hier). Letztere ist besser bekannt als "Rente mit 63", auch wenn die Altersgrenze derzeit auf 65 Jahre steigt.
Geht es nach der Union, soll dieselbe Erhöhung der Altersgrenze auch für die Frührente mit Abschlägen gelten, für die nur 35 Beitragsjahre nötig sind. Diese Rentenart kann man aktuell bereits ab 63 Jahren beziehen. Mehr zu den beiden Varianten der vorgezogenen Altersrente lesen Sie hier.
Wirtschaftsforscher fordern immer wieder, das reguläre Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. Union und SPD gehen einen anderen Weg: Nach den Plänen der wahrscheinlichen künftigen Koalitionäre sollen Menschen motiviert werden, freiwillig länger oder als Rentner weiterzuarbeiten. "Arbeiten im Alter machen wir mit einer Aktivrente attraktiv. Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und freiwillig weiterarbeitet, bekommt sein Gehalt bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei", heißt es dazu in den Verhandlungsergebnissen der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales. Lesen Sie hier mehr dazu, wie die Aktivrente funktioniert.
- wiwo.de: "Steigende Rentenbeiträge: Fehlende Reformen belasten den Standort"
- fragdenstaat.de: "Koalitionsverhandlungen CDU/CSU – SPD: AG 5 Arbeit und Soziales"
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP