Ab Montag IG Metall ruft zu Warnstreiks bei Volkswagen auf
Der Autobauer steckt in der Krise: Jetzt wird es in der kommenden Woche zu Warnstreiks bei Volkswagen kommen.
Die IG Metall ruft für diesen Montag zu flächendeckenden Warnstreiks bei Volkswagen auf. "Am Montag werden in allen Werken Warnstreiks beginnen", kündigte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger an. "Wenn nötig, wird das der härteste Tarifkampf, den Volkswagen je gesehen hat." Details nannte er zunächst nicht.
Betriebsratschefin Daniela Cavallo betonte, der Frust in der Belegschaft sei groß. "Ich bin mir sicher, dass wir einen enormen Zuspruch haben werden, wenn die ersten Aktionen anstehen." VW hat nach eigenen Angaben bereits Vorkehrungen getroffen, um die Auswirkungen des Warnstreiks gering zu halten.
"Volkswagen hat unsere Tarifverträge in Brand gesteckt und statt in drei Tarifverhandlungen dieses Feuer zu löschen, wirft der Vorstand noch offene Benzinfässer hinein", betonte IG-Metall-Vertreter Gröger. "Was nun folgt, ist der Konflikt, den Volkswagen herbeirief – wir wollten ihn nicht, aber wir werden ihn so engagiert führen, wie notwendig!"
VW bereitet Notversorgung vor
Die sogenannte Friedenspflicht, während der Streiks nicht erlaubt sind, war um Mitternacht ausgelaufen. Die IG Metall hat bereits angekündigt, ab Anfang Dezember zu zeitweisen Arbeitsniederlegungen an allen Standorten aufzurufen, bisher aber keine konkreten Termine genannt.
VW rüstet sich für den ersten großen Warnstreik seit 2018. Der Konzern habe bereits im Vorfeld gezielt Maßnahmen ergriffen, um eine Notversorgung sicherzustellen, erklärte ein Volkswagen-Sprecher am Sonntag. VW respektiere das Recht der Beschäftigten, an einem Warnstreik teilzunehmen. "Das Unternehmen setzt weiterhin auf den konstruktiven Dialog mit der Mitbestimmung, um eine nachhaltige und gemeinsam getragene Lösung zu erreichen." Die vierte Verhandlungsrunde ist für den 9. Dezember angesetzt.
Einsparungen von 1,5 Milliarden Euro?
Der Vorstand von Volkswagen fordert in dem Tarifkonflikt unter anderem eine Lohnkürzung für die rund 120.000 Beschäftigten an den Standorten Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, Salzgitter, Emden und Kassel sowie bei drei Töchtern um zehn Prozent und schließt Werksschließungen nicht aus. VW-Finanzvorstand Arno Antlitz begründete das zuletzt unter anderem mit massiven Überkapazitäten. Einen Gegenvorschlag der Arbeitnehmerschaft lehnte der Vorstand mit der Begründung ab, er führe kaum zu nachhaltigen finanziellen Entlastung des Konzerns.
Gewerkschaft und Arbeitnehmer hatten vor der dritten Verhandlungsrunde einen Vorschlag vorgelegt, der unter anderem einen Wegfall von Bonuszahlungen und einen Arbeitszeitfonds enthält. Der Flächentarifvertrag soll demnach zwar übernommen werden, das Geld aber nicht an die Beschäftigten ausgezahlt, sondern in den Fonds überführt werden. Dieser Fonds solle dann genutzt werden, um an den Standorten die Arbeitszeit zu verkürzen, an denen die Überkapazitäten besonders groß sind. Sie bezifferten das Sparpotential auf 1,5 Milliarden Euro. Zugleich fordern sie Perspektiven für alle Standorte.
- Nachrichtenagentur dpa`und Reuters