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Wüstenrot-Chef Bernd Hertweck kritisiert Politik: Zu wenig Förderung


Wüstenrot-Chef kritisiert Politik
"Das zahlt am Ende der Mieter. Das ist Quatsch"

Von t-online
Aktualisiert am 06.02.2025 - 02:24 UhrLesedauer: 3 Min.
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Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Bausparkasse AG. (Quelle: Marijan Murat/Archiv/dpa)
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Der Chef der Wüstenrot-Bausparkasse schlägt Alarm: Die Kosten fürs Bauen seien zu hoch, die Förderung zu gering. Er sieht eine gesellschaftspolitische Gefahr.

Wüstenrot ist Deutschlands älteste Bausparkasse, 1921 wurde sie gegründet, im Jahr 2023 machte die Wüstenrot und Württembergische AG etwa 6,5 Milliarden Euro Umsatzerlöse. Vorstandschef Bernd Hertweck ist dennoch nicht zufrieden. Er hält der Politik vor, das Bauen nicht ausreichend zu unterstützen.

In einem Interview mit "Bild" beklagte der Unternehmenschef, dass es zu wenig Förderung und zu große Belastungen gebe. "Beim Ziel der Regierung, 400.000 neue Wohnungen jährlich zu bauen, ist man nach 300.000 vor zwei Jahren nun auf dem Kurs Richtung 200.000 Fertigstellungen", sagte der 57-Jährige.

Mit der Kündigung von Altverträgen ist die Bausparkasse Wüstenrot in die Kritik geraten
Mit der Kündigung von Altverträgen ist die Bausparkasse Wüstenrot in die Kritik geraten (Quelle: dpa)

Wüstenrot: Mehr als nur Bausparverträge

Die Wüstenrot & Württembergische AG (W&W) ist ein deutsches Finanzdienstleistungsunternehmen mit Sitz in Kornwestheim. Im Geschäftsjahr 2023 beschäftigte es etwa 7.546 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Bilanzsumme belief sich zum Jahresende 2023 auf etwa 70,6 Milliarden Euro. Neben klassischen Bausparverträgen umfasst das Portfolio auch Immobilienfinanzierungen, Altersvorsorge und verschiedene Versicherungsprodukte.

Der Abwärtstrend im Bauwesen setze sich weiter fort, so Hertweck. Was bisher nicht genehmigt sei, werde auch in zwei oder drei Jahren noch nicht fertiggestellt sein. "Der Beitrag der Politik ist nicht unerheblich", kritisierte er und gab als einen der Gründe die Verteuerung an.

In Österreich betrage der Kostenanteil beim Hausbau durch formale Vorgaben rund acht Prozent, in Deutschland hingegen 37 Prozent. Hinzu kämen steigende Zinsen, bei gleichzeitig nachlassender Förderung. "Wir schätzen, dass in normalen Jahren rund 10 bis 12 Milliarden Euro in den Wohnungsneubau als Förderung geflossen sind – in den letzten drei Jahren im Schnitt nur noch 1,5 bis 2 Milliarden", zählte der Bausparexperte auf.

Doch auch Bauvorschriften sind zu einem großen Kostenfaktor geworden. Habe es in den 90er-Jahren noch etwa 5.000 Regeln zum Bauen gegeben, seien es nun 25.000. Und nicht alle sind nach Hertwecks Meinung sinnvoll. So müssten in einem Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage nicht nur E-Ladestationen zur Verfügung stehen, sondern auch für den Fall eines Brands ein Wassertank gebaut werden. "Das zahlt am Ende der Mieter. Das ist Quatsch, wir übertreiben das einfach."

Für Hertweck ist die Krise im Wohnungsbau nicht nur ein wirtschaftliches Problem. "Gesellschaftspolitisch ist es Sprengstoff, dass das Thema nicht gelöst ist", sagte er zu "Bild".

Analyse: Es fehlen 550.000 Wohnungen

Einer Analyse des Pestel-Instituts zufolge fehlen bundesweit rund 550.000 Wohnungen. Konkrete Bauziele, um diese Lücke zu schließen, hätten die Parteien vor der anstehenden Bundestagswahl bisher aber nicht vorgelegt, kritisierte das Bündnis Soziales Wohnen. "Ebenso macht keine der Parteien klare Zusagen für die Finanzierung von neuem Wohnraum", sagte der Chef der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), Robert Feiger. "Das wird der dramatischen 'Wohn-Not', die wir in Deutschland haben, nicht gerecht."

Zu den Mitgliedern des Bündnisses gehören neben der IG Bau auch der Deutsche Mieterbund, die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie, die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau sowie der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel. Das Pestel-Institut hat die Wohnungslücke im Auftrag des Bündnisses auf Basis des Zensus 2022, einer großangelegten Bevölkerungsumfrage, errechnet.

Bauindustrie apelliert an neue Bundesregierung

Die Bauindustrie erwartet 2025, das fünfte Jahr in Folge, ein Umsatzminus. Daran ändere auch die zuletzt überraschend gute Entwicklung bei den Aufträgen nichts. "Die Bauunternehmen haben die kommenden Monate so gut wie abgeschrieben", fasste der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), Peter Hübner, die Lage zusammen. Ob Wohnungsbau oder Infrastruktur – es kämen insgesamt einfach zu wenige Aufträge rein.

"Die neue Bundesregierung muss den Wohnungsbau ganz oben auf ihre Agenda setzen", fordert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB). "Unsere Branche kann und will deutlich mehr als bisher bauen, wenn die Politik uns denn lässt. Was wir brauchen, ist ein Neustart in der Baupolitik."

Verwendete Quellen
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