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Insolvenz bei Skigebieten in Deutschland: Betreiber kämpfen um ihre Lifte


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Liftbetreiber melden Insolvenz an
Deutsche Skigebiete kämpfen ums Überleben


Aktualisiert am 30.10.2024Lesedauer: 4 Min.
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Mehr Grün als Weiß: Ein Skigebiet in Bayern. (Quelle: IMAGO/imago-images-bilder)

Immer mehr Skigebiete in Deutschland machen dicht. Ohne kostspielige Investitionen in Sommerangebote hängt die Wirtschaftlichkeit von einem flüchtigen Faktor ab: Schnee.

Der Lift im Skigebiet Bödefeld-Hunau hat mehr als 50 Jahre lang Wintersportler auf den 800 Meter hohen Hunau befördert. Doch in diesem Monat musste die Skigebiet Bödefeld-Hunau-Lift GmbH & Co. KG Insolvenz anmelden. "Die letzte Saison war einfach zu schlecht. Wir hatten nur 19 Skitage", sagt Jörg Schmidt t-online.

Der Besitzer eines Handwerksbetriebs war zwei Jahre lang ehrenamtlich Geschäftsführer des Skigebiets. Jetzt ist das Unternehmen zahlungsunfähig, aber es gibt trotzdem noch Hoffnung, dass der Betrieb auch im kommenden Winter laufen kann.

Die Herausforderungen dafür sind riesig – und die ganze Branche ist gefährdet. So wie Schmidt mussten zuletzt auch andere Betreiber Insolvenz anmelden. In Bayern hat eine der wichtigsten Touristenattraktionen des Berchtesgadener Landes dauerhaft geschlossen. Der alpine Skibetrieb am bayerischen Jenner ist seit dem Ende der Saison Anfang März Geschichte. Die Lage ist nicht nur in Deutschland schwierig, auch in Österreich werden nicht alle Skigebiete diese Saison wieder öffnen.

Die Bedeutung des Wintersports für Deutschland

Der Wintersport hat in Deutschland traditionell eine große Bedeutung, und Freizeitsportler geben große Summen dafür aus. Aus einer Studie des Wirtschaftsministeriums geht unter anderem hervor:

  • Für alle Wintersportarten zusammen werden in Deutschland jährlich 16,4 Milliarden Euro ausgegeben.
  • Skifahren ist mit Abstand die wirtschaftlich bedeutsamste Sportart in Deutschland: Skilaufen alleine macht 13 Prozent der Gesamtkonsumausgaben für Sport aus.
  • Für Skisport wird fast doppelt so viel für Sporturlaube ausgegeben wie für andere Sportarten.

Diese beachtlichen Zahlen sind jedoch alt, die Studie "Wirtschaftsfaktor Wintersport" stammt aus dem Jahr 2013. Eine neuere Schätzung hat das Ministerium bisher nicht vorgelegt. Experten schätzen jedoch, dass die Umsätze in der Wintersportbranche zurückgegangen sind. Das liegt neben dem Ausfall ganzer Saisons aufgrund der Corona-Pandemie insbesondere am Klima.

So fielen die vergangenen Winter in Deutschland eher milder aus. Skisaisons begannen spät und Bilder von graugrünen Schlammpisten machten die Runde. Grund dafür ist die globale Erderwärmung, die sich schlecht mit Wintersport verträgt. Schneesicherheit könnte es zunehmend nur noch in höhergelegenen Skigebieten geben, für Mittelgebirge sieht es schlechter aus.

Skigebiete müssen Insolvenz anmelden

Das betrifft auch das insolvente Skigebiet von Geschäftsführer Schmidt. Der Hunaulift liegt im Sauerland. Das Mittelgebirge ist die bedeutendste Wintersportregion Nordrhein-Westfalens. Wenn es schneit, ziehen dort knapp 40 Skigebiete Touristen und Freizeitsportler magnetisch an. Neben den Liften profitieren dann auch Hotels, Gastronomie, Skischulen und Verleihe. "Manche Skigebiete arbeiten hier sehr erfolgreich", sagt Susanne Schulten.

Sie ist die Sprecherin der "Wintersport-Arena Sauerland", die den Skigebieten der Region eine Plattform bietet und Werbung für sie macht. Doch in diesem Jahr bekam Schulten neben der Insolvenz des Hunaulifts noch eine weitere Hiobsbotschaft. Auch der Skilift im nahegelegenen Winterberg-Züschen fährt nicht mehr.

Erst 2021 hatte sich ein Ehepaar aus Münster einen Lebenstraum erfüllt und das dortige Skigebiet "Mein Homberg" mitsamt Gastronomiebetrieb "Homberg Jause" übernommen. Sie müssten schon ab der ersten Saison Geld verdienen, denn die Kosten seien heftig, sagten die Betreiber damals der "Bild am Sonntag".

Nach zwei schlechten Wintern war der Traum vom eigenen Skigebiet aber schon wieder vorbei. Unter anderem wegen der zu hohen Temperaturen meldete das Unternehmerehepaar im Juli Insolvenz an, berichtet der "Sauerlandkurier".

"Ein ganz anderer Kostendruck"

Susanne Schulten sagt jedoch, dass es nicht allein an der Erderwärmung liege, wenn Skigebiete aufgeben. Stattdessen habe das immer individuelle Hintergründe. Außerdem seien Insolvenzen in der Branche normal, schon seit den Neunzigerjahren hätten viele Einzellifte den Betrieb eingestellt, erklärt die Pressesprecherin.

Die Insolvenz der Betreiber in Winterberg-Züschen und Bödefeld-Hunau erklärt Schulten durch die schwierige Marktsituation. "Diese mittelgroßen Skigebiete stehen unter einem ganz anderen Kostendruck", sagt sie. Die Kosten in der Branche seien stark gestiegen und Betreiber müssten mehr Geld für Energie, Personal und künstliche Beschneiung in die Hand nehmen.

Außerdem seien Investitionen nötig, um ein Sommerangebot aufzubauen. Andere Unternehmer im Sauerland hätten in die Einrichtung von Wanderrouten, Zip Lines, Sommerrodelbahnen oder Bikeparks investiert und könnten ihre Lifte so auch den Rest des Jahres laufen lassen, so Schulten.

Der Schlüssel liegt im Sommer

Ein Angebot für den Sommer konnten die Betreiber des insolventen Hunaulifts jedoch nicht aufbauen. "Wir konnten nicht investieren, dafür war kein Geld da", so Schmidt. Der Lift lief nur im Winter, im Sommer stand er still. Das soll sich nun jedoch ändern, wenn es nach Anwohnern von Schmallenberg geht. Sie haben einen Verein gegründet, der zukünftig für den Hunaulift verantwortlich sein soll. Zuerst wollen sie den Betrieb für den kommenden Winter sichern und im zweiten Schritt einen Ganzjahresbetrieb gewährleisten.

Ob das noch etwas wird, konnte keiner der Beteiligten t-online bestätigen. Ex-Geschäftsführer Jörg Schmidt sprach von einer Verkündung "in den nächsten Tagen". Susanne Schulten erklärte sich "recht zuversichtlich", dass Wintersportler auch in dieser Saison wieder auf den Hunau befördert werden können. Sie setze sich dafür ein, die Vielfalt der deutschen Skigebiete zu erhalten, denn "der nächste Schnee wird fallen, nicht nur im nächsten Winter, sondern noch viele Jahre lang", ist sich Schulten sicher.

Ob es dann jedoch auch für Skifahren in Nordrhein-Westfalen reicht, ist offen. Durch die Erderwärmung könnte aktuellen Prognosen zufolge schon Mitte des 21. Jahrhunderts kein regelmäßiger Wintersportbetrieb im Sauerland mehr möglich sein.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Jörg Schmidt
  • Gespräch mit Susanne Schulten
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