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Luisa Neubauer kritisiert Robert Habeck: LNG-Strategie "kompletter Wahnsinn"


Flüssiggas
Neubauer kritisiert Habeck: LNG-Strategie ist "kompletter Wahnsinn"

Von t-online, wan

Aktualisiert am 09.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Luisa Neubauer, Klimaaktivistin, spricht nach einem Treffen des ehemaligen US-Präsidenten Obama mit Klimaaktivistinnen und -aktivisten.Vergrößern des Bildes
Luisa Neubauer (Archiv): Die Klimaaktivistin kritisiert die Pläne zum LNG-Ausbau. (Quelle: Christoph Soeder/dpa./dpa)

Die geplanten LNG-Terminals seien zu umfangreich, heißt es in einer neuen Studie. Auch Klimaaktivistin Neubauer übt deutliche Kritik an Habecks Energievorhaben.

Einer neuen Studie zufolge haben die in Planung befindlichen deutschen Flüssiggas-Terminals viel zu große Kapazitäten. Sind alle elf LNG-Terminals in Betrieb, könnten diese 73 Milliarden Kubikmeter pro Jahr aufnehmen. Das wären 50 Prozent mehr Gas als vor dem Ukraine-Krieg aus Russland bezogen wurde. Die Pläne seien "massiv überdimensioniert."

Die Untersuchung wurde von dem Umwelt-Think-Tank "New Climate Institute" mit Sitz in Köln vorgenommen. Hauptkritik: Der Bau der Anlagen würde im Widerspruch zu Klimazielen stehen und damit auch das Klimaschutzgesetz verletzen, argumentiert das Institut. Nach Berechnungen der Klimaexperten sei der Gasverbrauch in Deutschland in diesem Jahr bereits 12 Prozent niedriger als im vergangenen Jahr. Um die Klimaziele zu erreichen, müsste Deutschland aber weiter den Verbrauch reduzieren – bis 2045 auf fast Null. Nach Ansicht des Instituts könnte der Gasbedarf bis dahin über Landimporte von Nachbarländern gedeckt werden.

Als "kompletten Wahnsinn" hat die Klimaaktivistin Luisa Neubauer die Pläne daraufhin bezeichnet. Fridays for Future spricht auf Twitter von einer "Torpedierung" der Klimaziele. "Die Ampel muss deshalb dringend mehr Erneuerbare ausbauen, anstatt den fossilen Gas-Lock-In zu forcieren!", fordern die Aktivisten.

Chef der Netzagentur verteidigt den Bau

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hingegen hat den geplanten Bau verteidigt. Deutschland habe auch eine Verantwortung für Länder ohne Küsten wie Österreich oder Tschechien, sagte der Behördenpräsident am Freitag im ARD-"Morgenmagazin". Zwar hätten die erneuerbaren Energien Priorität. Die Alternative zu Flüssiggas wäre aber Gas aus Russland oder mehr Kohle gewesen.

Zudem gibt es laut Müller Auflagen, dass die geplanten Terminals auf Wasserstoff umgerüstet werden können. "Die Zukunft Deutschlands liegt im regenerativen Wasserstoff."

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Nach bisherigen Planungen des Bundes sollen acht schwimmende Stationen und drei Anlagen an Land Gas unter anderem aus Katar aufnehmen und weitergeben können. Die Schiffe, die an den Küsten stationiert werden, sind angemietet. Die "Höegh Esperanza" wird als erstes Terminal schon bald in Wilhelmshaven erwartet. Dazu sollen in den kommenden Wochen zwei weitere schwimmende Terminals in Brunsbüttel (RWE) und Lubmin (Deutsche Regas) den Betrieb aufnehmen. Zusammen könnten die drei Anlagen etwa 20 Prozent des jährlichen Bedarfs der Bundesrepublik decken. Acht der elf Anlagen werden mit Bundesgeldern unterstützt. Außerdem gibt es Kreditgarantien für Flüssiggasimporte.

Drei Terminals würden reichen

Das Institut hat ausgerechnet, dass man selbst bei sinkenden Netto-Importen eine steigende Nachfrage mit höchstens drei schwimmenden Terminals decken könnte – oder einfach noch mehr Gas spart. Bereits ab 2035 würden dann die LNG-Anlagen gar nicht mehr gebraucht. Selbst wenn nur noch norwegisches Gas importiert würde, reichten die schwimmenden Terminals nach Berechnungen des New Climate Institute aus.

Neben verfehlten Klimazielen haben zeigt die Studie aber noch ein weiteres Risiko auf. "Da ein Großteil der LNG-Terminals durch finanzielle Mittel des Bundes unterstützt wird, tragen Steuerzahler diese Kosten mit", heißt es in einer Mitteilung zur Untersuchung. Sollten alle Terminals auch gebaut werden, könnte Deutschland zwei Drittel mehr Gas importieren, als es selbst verbrauche.

Wilhelmshaven deutlich teurer als geplant

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass der Bau des Terminal-Anlegers in Wilhelmshaven deutlich teurer wird. Von anfangs 45 Millionen Euro haben sich die Kosten um 11 auf nun 56 Millionen Euro erhöht, wie das Wirtschaftsministerium in Hannover Anfang November mitteilte. Die Anschaffung und der Unterhalt schwimmender Flüssigerdgas-Terminals kosten Deutschland insgesamt mindestens dreieinhalb Milliarden Euro mehr als geplant, hatte das Bundeswirtschaftsministerium Ende November mitgeteilt.

Auch die Nutzung für andere Energieträger überzeugt die Verfasser der Studie nicht: "Selbst unter Berücksichtigung einer Umrüstung auf grünen Wasserstoff oder Ammoniak sind die Pläne überdimensioniert. Zunächst müsste eine Umrüstung bereits in der Bauphase mitberücksichtigt werden. Außerdem wird der Bedarf an importiertem Wasserstoff in einem klimaneutralen Deutschland deutlich kleiner sein als der jetzige Gasbedarf." Und: Noch ist nicht ausgemacht, ob Wasserstoff überhaupt über solche Terminals oder auf anderen Wegen transportiert werden wird. "Die Erreichung der Klimaziele bei vollem Betrieb der geplanten Terminals wäre nahezu unmöglich", ist das Fazit der Untersuchung.

Kurzfristig wird Deutschland aber wohl nicht um LNG-Importe über das Meer auskommen. Für die nächsten Monate sieht Energie-Ökonom Andreas Fischer vom Institut der Deutschen Wirtschaft einen großen Bedarf. "Selbst bei einer vollständigen Auslastung der ersten drei geplanten schwimmenden LNG-Terminals könnte damit voraussichtlich nur in etwa ein Viertel der russischen Lieferungen nach Deutschland aus den vergangenen Jahren ersetzt werden." Dies bedeute eine zusätzliche Entlastung, könne die ausbleibenden Lieferungen aus Russland aber nicht kompensieren.

Verwendete Quellen
  • twitter.com: Profil von "@FridayForFuture"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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