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Wiener "Tatort": Harald Krassnitzer über die Liebe und das Älterwerden


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"Tatort"-Darsteller
Harald Krassnitzer über die Liebe und das Älterwerden

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 14.10.2018Lesedauer: 5 Min.
Harald Krassnitzer: Schon seit fast 20 Jahren spielt er den Wiener "Tatort"-Kommissar Moritz Eisner.Vergrößern des Bildes
Harald Krassnitzer: Schon seit fast 20 Jahren spielt er den Wiener "Tatort"-Kommissar Moritz Eisner. (Quelle: ARD Degeto/ORF/Hubert Mican)
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Seit fast 20 Jahren spielt er im Wiener "Tatort". Heute ist Harald Krassnitzer neben Adele Neuhauser in einem neuen Fall zu sehen. Vorab nahm sich der Schauspieler Zeit für ein Gespräch mit t-online.de.

Am heutigen Sonntag läuft der 43. "Tatort" aus Wien mit Harald Krassnitzer in der Rolle des Kommissars Moritz Eisner. Im Fall mit dem Titel "Her mit der Marie!" ermitteln Eisner und Fellner (Adele Neuhauser) in der kriminellen Unterwelt von Österreichs Hauptstadt. Mit t-online.de spricht Krassnitzer über unbedeutende Jubiläen, das Älterwerden und die Liebe zu seiner Frau Ann-Kathrin Kramer.

Wie sehr passt Ihre Rolle zu Ihnen? Wie sehr sind Sie mit ihr verwachsen?

Der Charakter Moritz Eisner ist mir sehr ans Herz gewachsen über die Jahre. Im Wesentlichen liegt das am Zusammenspiel mit den anderen Rollen. Sowohl wegen Adele Neuhauser als auch wegen der anderen, die in den Geschichten dazu kommen.

Was wünschen Sie sich für ihre "Tatort"-Figur?

Wenn man als Schauspieler anfängt, sich etwas zu wünschen, läuft man Gefahr eitel zu wirken. Ich wünsche mir gar nichts Spezielles für meine Figur, sondern – wenn überhaupt – etwas für das Gesamtprojekt. Mich interessiert, wie Eisner und Bibi in bestimmten Situationen reagieren, wie wir diese Situationen schaffen und wie die beiden sie meistern.

Ihre Filmtochter war dieses Mal nicht mit dabei, aber es wurde von ihr gesprochen. Wann wird sie wieder einen Auftritt haben?

Derzeit ist nichts geplant, weil wir gemerkt haben, dass das nicht in die Dramaturgie passt. Wir haben zwei Hauptfiguren und wollen innerhalb von 90 Minuten eine Geschichte erzählen. Es kann sein, dass Claudia immer mal wieder vorkommt, aber wir wollen tunlichst vermeiden, alle Verwandten, Bekannten sowie Freunde um Bibi und Moritz in Fälle zu verwickeln, damit es nicht es zu einer Familiengeschichte wird. Da entstünde sonst der Eindruck, dass das ganze Umfeld der beiden irgendwann mal in einen Mordfall verwickelt war. Das würde merkwürdig wirken.

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Wie groß ist jedes Mal die Vorfreude auf "Tatort"-Drehs? Wie fühlt man sich danach, wenn man so intensiv mit den Leuten zusammengearbeitet hat?

Die Vorfreude ist groß, weil wir mit einem wunderbaren Team zusammenarbeiten und immer wieder tolle Leute ran geholt werden. Wenn man einen Monat an einem Ort ist und nicht raus kann, weil es zu weit und zu umständlich ist, dann wächst etwas zusammen. Man tauscht sich mit den Menschen aus. Jeder von uns hat einen Rucksack mit. Daraus wird etwas an diesem Ort zurück gelassen, aber auch etwas mit nach Hause genommen. Manchmal etwas, das einen mit einer gewissen Sentimentalität behaftet, weil eine schöne Zeit zu Ende ist.

Sie ermitteln seit fast 20 Jahren im Wiener "Tatort". Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, aufzuhören?

Das hängt ja nicht nur von mir ab. Es gibt da viele entscheidende Faktoren. Mir macht das, wie wir es momentan machen, großen Spaß. Ich finde die Konstellation spannend, und wir haben ein sehr gutes Klima. Das ist schon etwas, was ich sehr genieße. Deshalb beschäftige ich mich gar nicht mit Gedanken ans Aufhören. Es ist auch nicht so, dass man mit 58 plötzlich an die Rente denkt. Diese Gedanken kenne ich nicht. Ich schaue nach vorn, was passiert und auf mich zukommt.

Nächstes Jahr haben Sie 20-jähriges "Tatort"-Jubiläum. Dürfen sich die Zuschauer über etwas Besonderes freuen?

Nein, wir denken nicht in diesen Dimensionen. Jubiläen sind mir ziemlich wurscht und ehrlich gesagt sogar ein wenig unangenehm, weil ich gar nichts dazu sagen kann. Das ist eine Lebenszeit. Ich bewerte die nicht als etwas Außergewöhnliches. Ich kann auch mit Zahlen nichts anfangen. Insofern bin ich da eher sprachlos. (lacht)

Welches ist denn Ihr liebstes "Tatort"-Team? Mal abgesehen von dem aus Wien.

Ich schaue mir viele "Tatorte" von den Kollegen an. Ich tue mich aber schwer, einen Lieblings-"Tatort" zu nennen. Es gibt natürlich ein paar, auf die man sich besonders freut und die sogar Pflicht sind. Aber was mich wirklich fasziniert, ist die hohe Dichte an unterhaltsamen Geschichten und unterschiedlichen Erzählweisen.

Welche Teams sind denn Pflicht für Sie?

Ziemlich viele mittlerweile. Die aus Nürnberg, aus Dortmund, die Kölner immer wieder, die Münchner auch auf jeden Fall. Natürlich Prahl und Liefers, aber ebenso Borowski. Es ist eine große Summe.

Was steht als nächstes bei Ihnen an?

Mein nächstes Ziel ist zu Hause. Da werden zunächst ein paar Vorbereitungen fürs nächste Jahr getroffen und dann folgen einige Lesungen. Ich bin froh, dass ich jetzt mal wieder ein bisschen Luft habe. Wir haben dieses Jahr drei "Tatorte" gedreht, das ist schon recht intensiv und anstrengend. Jetzt ist wieder mal Zeit, in ein normales Leben einzutauchen, etwas runterzukommen und abzuschalten.

Zur Person
Harald Krassnitzer wurde am 10. September 1960 im österreichischen Grödig bei Salzburg geboren. Seit 1999 spielt er den Ermittler Moritz Eisner im Wiener "Tatort". 2009 heiratete Krassnitzer die Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer, mit der er Wuppertal lebt.

Was ist Ihr Ausgleich zum Job? Wie schalten Sie am liebsten ab?

Ich versuche, mein Leben wieder relativ normal zu gestalten, jenseits eines Koffer- und Hotelzimmerdaseins. Ich lese gerne, koche, gehe spazieren. Versuche, viel mit der Familie zu unternehmen. Also all das, was andere Menschen auch machen.

Was kochen Sie dann besonders gern?

Im Wesentlichen koche ich, worauf ich gerade Appetit habe. Ich bin abseits der Dreharbeiten immer froh, wenn ich meinem Körper und meiner Seele etwas zuzuführen kann, was tatsächlich unter Nahrungsmittel fällt. Wir kaufen bei Biobauern oder in Bioläden, versuchen uns gesund und ausgewogen zu ernähren, nicht jeden Tag Fleisch zu essen. Das ist etwas, was uns sehr wichtig ist.

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Sie werden übernächstes Jahr 60 – wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?

Ich hoffe, relativ gesund. Ich habe nichts versäumt, kann mit dem Älterwerden nicht hadern. Ich habe kein Problem mit meinem Alter und keine Sehnsüchte wie beispielsweise, dass ich noch mal jünger sein möchte. Älter zu werden ist etwas, dem man nicht entkommt. Das teilt man mit allen Menschen der Welt. Das ist kein Unfall, keine Tragödie, sondern ein Teil des Lebens. Ich genieße diesen Zyklus und all das, was damit zusammenhängt: Ruhiger zu werden, klarer zu werden, weniger Angst zu haben.

Sie und Ihre Frau sind beruflich sehr viel unterwegs. Wie halten Sie ihre Liebe frisch?

Wir versuchen gemeinsam den Alltag zu füllen. Wir wissen um unsere Beziehung, um unsere Gefühle. Aber wir müssen uns nicht zwanghaft täglich spätpubertäre Nachrichten mit Herzchen schicken. Das gibt es manchmal, wenn die Sehnsucht da ist und die Vorfreude, dass man sich wieder sieht, aber halt nicht ständig. Meist geht es einfach nur darum: Wo bist du? Wie geht es dir? Ist alles okay? Schick mir doch ein Bild von dort, wo du gerade bist. Wie ist dein Tag gelaufen? Wie läuft der Dreh?

Sie haben im vergangenen Jahr mal ein Ehepaar im Film gespielt. Werden Sie mal wieder gemeinsam vor der Kamera stehen?

Es ist nicht so, dass ich nicht gerne mit meiner Frau spiele, doch ich finde unsere Filmrolle als Paar vor der Kamera im Fernsehen nicht sonderlich originell. Das ist etwas, das ein- oder zweimal ganz lustig ist…

Nächstes Jahr haben Sie zehnten Hochzeitstag. Bevor Sie geheiratet haben, waren sie schon neun Jahre lang zusammen. Inwiefern hat die Ehe Ihre Beziehung noch einmal verändert?

Man genießt, dass das immer noch da ist und sogar weiter wächst. Dass man mit jemandem zusammen sein wollte und dass das funktioniert. Das ist der Kern. Man hat ja keine Garantie dafür, dass man ein Leben lang zusammen bleibt. Aber bei uns funktioniert es offensichtlich wunderbar. Das ist das Schöne. Man hat das Gefühl, es kann nichts passieren. Es ist eine Sicherheit, eine Klarheit. Trotzdem bleibt es nicht eindimensional und langweilig. Sondern es bereichert unser Leben sehr.

"Tatort: Her mit der Marie!" am Sonntag, den 14. Oktober ab 20.15 Uhr im Ersten.

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