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"Tatort" aus Köln: Darum war der Krimi so unfassbar gut


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Aktuell und brandgefährlich
Darum war der "Tatort" aus Köln so unfassbar gut

MeinungVon Janna Halbroth

Aktualisiert am 27.03.2023Lesedauer: 3 Min.
"Tatort: Abbruchkante": Der Krimi aus Köln läuft am Sonntag, den 26. März.Vergrößern des Bildes
"Tatort: Abbruchkante": Der Krimi aus Köln lief am Sonntag, den 26. März. (Quelle: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke)
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"Abbruchkante" mit Ballauf und Schenk setzt aktuelle Themen brillant um und beweist, dass ein guter "Tatort" nicht nur die Frage beantworten muss: Wer war es?

Die Krimireihe am Sonntag scheint einen guten Lauf zu haben. Während zuletzt schon der "Polizeiruf 110" aus Magdeburg überzeugen konnte, gelingt es auch dem neuen "Tatort" aus Köln, das Publikum zu begeistern.

Brandaktuell, bedrückend und beeindruckend kommt der Krimi rund um die Kriminalhauptkommissare Max Ballauf (gespielt von Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) daher und hinterlässt seine Zuschauer und Zuschauerinnen traurig, nachdenklich und erleichtert zugleich zurück.

Parallelen zu Lützerath

In "Abbruchkante" ging es um ein Dorf namens Bützenich. Der Ort am Rande Kölns soll dem Tagebau weichen, was die Leben einiger alteingesessener Dorfbewohner und Dorfbewohnerinnen zerstört. Manche von ihnen wollen unbedingt bleiben, andere verkaufen ihre Häuser und suchen ihr Glück in einem neuen Ort. So zum Beispiel das Ehepaar Schnitzler. Anschluss in ihrer neuen Heimat finden sie nicht. Zu lange nannten sie Bützenich ihre Heimat, können im Alter nicht noch einmal neu anfangen und verlieren schlussendlich ihren Lebenswillen. Ein gemeinsamer Suizid geht schief. Die Auswirkungen sind tragisch.

Die Parallelen zu Lützerath, sie sind unübersehbar. Der Energieversorgungskonzern RWE ließ den Weiler Anfang des Jahres vollständig abreißen. Die Umsiedlung hatte rund 16 Jahre gedauert. Im Januar war dann alles aus und vorbei. Die Bilder des umkämpften Kohle-Orts berührten damals ganz Deutschland.

Der "Tatort" schafft es, an die realen Ereignisse anzuknüpfen und sie auf eine gefühlvolle Ebene zu transportieren. Es gelingt ihm, Einzelschicksale aus dem großen Ganzen herauszufiltern und das Ausmaß einer solchen Entscheidung deutlich zu machen.

In "Abbruchkante" kommt es allerdings nicht so wie im echten Leben. Der Ort darf bleiben, wird doch nicht abgebaggert, wie die Bewohner befürchtet hatten. Zerstört wurde bis zu diesem Zeitpunkt jedoch trotzdem schon zu viel. Nicht nur äußerlich. Familien wurden auseinandergerissen, Nachbarn entzweit, eine Gemeinde zu Feinden gemacht.

Inmitten dieses Szenariums finden die Ermittlungen zum Mordfall am Dorfarzt Dr. Franzen statt. Ein Motiv hatten gleich mehrere Dorfbewohner. Der Mediziner, so scheint es, war kein guter Mensch gewesen. Das Drehbuchautorenteam bestehend aus dem Ehepaar Eva Zahn und Volker A. Zahn entwirft ein düsteres Bild einer Gemeinde, die an den äußeren Umständen, an dem "Konzern", wie es schlicht immer wieder heißt, zerbrochen ist.

Keine der Figuren wirkt aufgesetzt, kein Charakter fehlplatziert, kein Schauspieler, keine Schauspielerin falsch besetzt. Ein perfekt inszenierter Krimi, der, obwohl er die Täter bereits gegen Mitte der Handlung erahnen lässt, spannend bleibt.

Gesellschaftsproblem "Klimakleber"

Auch das Schicksal des Konrad Baumann könnte aktueller nicht sein. Er hat seine Tochter verloren. Die Klimaschützerin stürzte von einer Brücke und konnte wegen der zuvor errichteten Barrikaden der Aktivisten und Aktivistinnen nicht rechtzeitig gerettet werden. Hier sind die Parallelen zur Realität ebenfalls unausweichlich; und diese Realität ist vielschichtig. Die Klimaaktivistin Opfer der eigenen Proteste werden zu lassen und das Drama aus der Sicht des trauernden Vaters zu schildern, ist grandios umgesetzt.

Der abschließende Clou, dass die Tochter hätte gerettet werden können, wenn der Arzt sie behandelt hätte, ist ebenso herzergreifend wie tragisch. Der Dorfarzt rettet Konrad Baumanns Tochter nicht, weil "er die Waldbesetzer nicht mag". Damit schaufelt er sich wortwörtlich sein eigenes Grab und hat das Leben von gleich vier Menschen so beeinflusst, dass sie ihn am Ende tot sehen wollen.

So schafft es der "Tatort" ein weiteres Mal, ein facettenreiches gesellschaftliches Zerwürfnis zu skizzieren, das nicht nur aktuell, sondern auch brandgefährlich ist.

Verwendete Quellen
  • ARD: "Tatort: Abbruchkante" vom 26. März 2023
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