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Hertha BSC: Setzte Lars Windhorst Spione auf Ex-Hertha-Präsident Gegenbauer an?


Wirbel um Investor
Setzte Windhorst Spione auf Ex-Hertha-Präsident an?

Von t-online, jre

Aktualisiert am 29.09.2022Lesedauer: 3 Min.
imago images 1010802535Vergrößern des Bildes
Werner Gegenbauer (l.) und Lars Windhorst (r.) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz: Der Investor stieg im Sommer 2019 bei Hertha BSC ein und hält 64,7 Prozent der Anteile an der Hertha KGaA, hat aber wegen der 50+1 Regel nur 49,9 Prozent der Stimmrechte. (Quelle: IMAGO/Bernd König)

Wieder Unruhe bei Hertha: Lars Windhorst soll eine israelische Firma mit einer Kampagne gegen Ex-Präsident Gegenbauer beauftragt haben.

Die britische Tageszeitung "Financial Times" berichtet, dass Hertha-Investor Lars Windhorst eine private israelische Agentur damit beauftragt hat, eine geheime Kampagne gegen Ex-Hertha-Präsident Werner Gegenbauer zu inszenieren. Demnach habe Windhorst die Firma Shibumi Strategy aus Tel Aviv eine einjährige verdeckte Operation durchführen lassen. Diese soll zum Ziel gehabt haben, dass Gegenbauer aus seinem Amt verdrängt werde. Mit Erfolg: Er trat am 24. Mai 2022 zurück.

Nach Abschluss der eigenen Arbeit forderte Shibumi Zahlungen von Windhorst ein. Der 45-Jährige soll der israelischen Firma mit Tennor eine Million Euro für acht Monate Arbeit und eine angeblich mündlich vereinbarte Erfolgsprämie von vier Millionen Euro schulden. Das Unternehmen soll "acht Monate lang Tag und Nacht gearbeitet haben, ohne bezahlt zu werden". Im Juni 2021 habe Windhorst bei einem Treffen auf einer Yacht gesagt, dass Shibumi im Erfolgsfall der Kampagne Millionen verdienen könne.

Firma verklagt Windhorst in Israel

Das sieht der Hertha-Investor jetzt aber offenbar anders. In einer Mail an Ori Gur-Ari, dem Geschäftsführer von Shibumi Strategy, soll er im Mai 2022 geschrieben haben: "Das Problem hier ist, dass es eine große Diskrepanz zwischen Ihrer Wahrnehmung des Wertes, den Sie in der Vergangenheit gebracht haben, und der Realität, wie sich die Dinge entwickelt haben, gegeben hat und immer noch gibt."

Infolgedessen entschied Shibumi sich dazu, Windhorst vor einem israelischen Gericht zu verklagen. Aus den Gerichtsunterlagen gehen die ausgiebigen Informationen der "Financial Times" hervor. Diese erhielten sie mithilfe der israelischen Online-Plattform "Times of Israel".

Die Details in diesem vermeintlichen Manipulationsfall sind heftig. Windhorst hatte Shibumi dem Bericht zufolge damit beauftragt, mit einer Strategie seinen Ruf zu verbessern. Gegen Gegenbauer sollte hingegen eine unauffällige Kampagne geführt werden, die das Image des langjährigen Hertha-Präsidenten (2008-2022) beschädigen sollte.

Im Artikel der "Financial Times" wird auf einen Shibumi-Bericht von Juni 2022 verwiesen, in dem die Kampagne mit dem Codenamen "Euro 2020" gekennzeichnet wurde. Demnach sei ein aus 20 Agenten bestehendes Team online und persönlich an Gegenbauers Unterstützer, Gegner und Familienmitglieder herangetreten und habe dabei oft verdeckt agiert, um Informationen zu erhalten oder die Manipulations-Kampagne gegen den 72-Jährigen voranzutreiben.

Aus den Gerichtsunterlagen geht weiter hervor, dass die israelische Firma danach Online-Profile von angeblichen Fans einrichtete, die Gegenbauer kritisierten. Außerdem bezahlte Shibumi einen Karikaturisten, um unvorteilhafte Fotos des Ex-Hertha-Präsidenten in den sozialen Medien zu verbreiten.

Auffällige Twitter-Konten

Spannend: Hertha-Blogger Steven Redetzki hatte schon im November 2021 auf offensichtliche Manipulationen aufmerksam gemacht. Ihm waren ungewöhnliche Twitter-Accounts aufgefallen, die aus heiterem Himmel Gegenbauer attackierten. Er entdeckte zahlreiche Profile, die im August 2021 Twitter beigetreten waren, bis dahin (fast) nie etwas über Hertha geschrieben hatten und plötzlich allesamt binnen weniger Minuten Anti-Gegenbauer-Beiträge posteten.

Es geht aber noch weiter: Shibumi soll außerdem eine Webseite mit dem Namen "Gegenbauer raus" eingerichtet haben, wo Unterstützer für den Rücktritt gesucht wurden. Auch auf Telegram wurde ein Kanal gegründet, der auf die Kampagne aufmerksam machte. Zudem war Shibumi laut der Klage auch für den Blog mit dem Namen "Sportfreax" verantwortlich, wo negative Artikel veröffentlicht wurden, um "Hertha-Mitglieder bezüglich des internen Chaos zu beeinflussen". Zudem seien Journalisten identifiziert worden, die verdeckt angesprochen werden konnten.

Die Beteiligten wollen laut "Financial Times" nicht konkret auf die Vorwürfe eingehen. Shibumi-Geschäftsführer Ori Gur-Ari erklärt demnach: "Wir wissen nichts über diesen angeblichen Fall und Sie müssen einen Fehler gemacht haben." Windhorst bezeichnet den Fall als "Unsinn" und akzeptierte die Verlässlichkeit der eingereichten Unterlagen nicht. Außerdem habe er "seit Langem" nicht mehr mit Gur-Ari gesprochen.

Tennor-Sprecher reagiert: "Kompletter Unsinn"

In der "BILD" erklärt Tennor-Sprecher Andreas Fritzenkötter zudem: "Das ist kompletter Unsinn." Über angebliche Forderungen der israelischen Agentur sagt er: "Uns ist in der Firma davon nichts bekannt."

Windhorst hat seit 2019 insgesamt 374 Millionen Euro in Hertha BSC investiert. Der sportliche Erfolg blieb bisher jedoch aus. Hertha kämpfte in allen drei Saisons seit dem Einstieg des Investors um den Klassenerhalt in der Bundesliga. Zudem herrschte im Verein rund um Finanzen, Trainerwechsel und Machtkämpfe dauerhafte Unruhe.

Windhorst hatte auch öffentlich wiederholt seinen Unmut gegenüber Gegenbauer zum Ausdruck gebracht. Bei den Hertha-Fans ist er sehr umstritten, immer wieder wurde auch sein Rauswurf gefordert, beispielsweise auf Plakaten und bei der Mitgliederversammlung im Mai.

Verwendete Quellen
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