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Formel 1: Wurde Weltmeister Red Bull beim Schummeln erwischt?


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Aufregung in der Formel 1
Wurde Weltmeister Red Bull beim Schummeln erwischt?


19.10.2024Lesedauer: 4 Min.
Am Red Bull von Max Verstappen wird gearbeitet: Hat Red Bull gegen die Regeln verstoßen?Vergrößern des Bildes
Am Red Bull von Max Verstappen wird gearbeitet: Hat Red Bull gegen die Regeln verstoßen? (Quelle: GREG NASH/imago-images-bilder)

In der Formel 1 herrscht aktuell viel Trubel um eine vermeintlich illegale Vorrichtung am Red-Bull-Fahrzeug. Wurde das Weltmeister-Team beim Schummeln erwischt?

"Nach allem, was ich gehört habe, ist so etwas kein 'ans Limit gehen', sondern ein klarer Bruch der Regeln": Der Vorwurf, den McLaren-Pilot Oscar Piastri auf der Pressekonferenz zum Großen Preis der USA in Austin am Donnerstag nochmals formulierte, beherrscht aktuell das Geschehen in der Formel 1.

Hintergrund ist ein Bauteil am Auto von McLarens WM-Konkurrenten Red Bull. Das Teil soll dem Team angeblich erlauben, in der Zeit zwischen Qualifying und Rennen unerlaubterweise Veränderungen an der Aerodynamik ihrer Boliden vorzunehmen. Red Bull bestreitet das. Sollte der Weltmeister tatsächlich beim Schummeln erwischt worden sein, könnte das Pendel im Titelkampf endgültig in Richtung McLaren ausschlagen. Oder war es am Ende doch viel Lärm um nichts?

Kann Red Bull gegen den Parc-fermés verstoßen?

In der Formel 1 sind derartige Auseinandersetzungen fast schon Tradition. Die Ingenieure der Teams versuchen immer wieder, Schlupflöcher und Graubereiche in den Regeln zu finden und diese zu ihrem Vorteil auszunutzen. Andere Teams versuchen wiederum, genau diese Kniffe ausfindig zu machen und sie bei den Regelhütern des internationalen Motorsport-Dachverbands Fia als illegal anzuklagen. Immer wieder sind öffentliche Diskussionen die Folge. Auch McLaren war davon in dieser Saison bereits betroffen, als sich die Konkurrenz über einen angeblich zu flexiblen Heckflügel beklagte.

Worum es beim Vorwurf gegen Red Bull nun konkret geht? In der Formel 1 gelten zwischen dem Beginn des Qualifyings am Samstag und dem Rennen am Sonntag die sogenannten Parc-fermé-Regeln. Das bedeutet, dass die Teams keinerlei Veränderungen an ihren Autos vornehmen dürfen. Am Reifendruck und am Frontflügel darf zwar gearbeitet werden. Abgesehen davon müssen die Autos aber genau so ins Rennen starten, wie sie auch zuvor das Qualifying bestritten haben.

Red Bull soll nun eine Vorrichtung an seinen Autos benutzt haben, die es dem Team erlaubt, gegen genau diese Regel zu verstoßen. Dabei geht es konkret um den vorderen Bereich des Unterbodens, auch "Kufe" genannt. Dieser spielt bei der Einstellung der Aerodynamik des Autos eine wesentliche Rolle.

Red Bull soll im Cockpit der Autos eine Vorrichtung angebracht haben, die es erlaubt, die Bodenfreiheit dieser "Kufe" ohne Einsatz von Werkzeug zu verändern. Im sportlichen Reglement heißt es jedoch, "dass bei der physischen Inspektion klar sein muss, dass keine Änderungen ohne den Einsatz von Werkzeug vorgenommen werden können". Nur so können die Rennkommissare eindeutig die Einhaltung der Parc-fermé-Regeln überprüfen.

Red Bull bestreitet Existenz des Bauteils nicht

Konnte Red Bull mit der Konstruktion also Änderungen am Auto vor den Rennkommissaren verstecken? Es wäre ein nicht unwesentlicher Vorteil im WM-Kampf. Das weiß auch der größte Konkurrent McLaren, der Red Bull deshalb bei den Regelhütern der Fia angeschwärzt haben soll – auch wenn die Briten das nicht öffentlich bestätigen.

Red Bull selbst bestreitet nicht mal, das Bauteil an den Autos zu haben. Nach Angaben des Rennstalls lässt es sich aber nicht auf illegale Weise nutzen. Die Vorrichtung sei im Cockpit nämlich hinter den Pedalen angebracht. Die Vorrichtung selbst zu benutzen, erfordere zwar kein Werkzeug. Jedoch: Um an sie überhaupt erst heranzukommen, müssten andere Teile ausgebaut und sehr wohl Werkzeug benutzt werden. Eine unbemerkte Nutzung unter Parc-fermé-Bedingungen soll deshalb unmöglich sein.

Ein Betrug wäre eigentlich einfach zu entdecken

Ein weiteres Argument des Weltmeisters: Das besagte Bauteil gehört zur Kategorie der sogenannten "Open Source Components" (OSC). Im Gegensatz zu anderen "Standard Supply"-Teilen, die für alle Teams einheitlich sind, werden derartige OSC-Teile von jedem Team selbst gebaut. Allerdings müssen die Teams ihre OSC-Teile auf den Fia-Server hochladen, auf den auch alle anderen Teams Zugriff haben. Betrug mit einem OSC-Teil würde deshalb wenig Sinn ergeben, da eine Schummelei relativ einfach entdeckt werden könnte.

"Jeder kann es sehen", sagte deshalb auch Red-Bull-Fahrer Max Verstappen. "Als ich das las, dachte ich an andere Teams, die so etwas tun – und dann fand ich heraus, dass es unser Team betraf", sagte er über die Aufregung um das Bauteil. "Bei uns wurde das noch nicht einmal im Briefing erwähnt", so Verstappen weiter.

Auch die Fia betonte in einem Statement, dass es keinerlei Hinweise auf einen Betrug durch Red Bull gebe. Trotzdem möchte die Aufsichtsbehörde die Situation ganz genau im Blick behalten. "In diesem Zusammenhang haben wir verfahrenstechnische Anpassungen vorgenommen, um sicherzustellen, dass die Bodenfreiheit vorne nicht einfach geändert werden kann", heißt es in einem Statement. "In einigen Fällen kann dies die Anbringung eines Siegels erfordern", so die Fia weiter.

Heißt: Unter Umständen bringt die Fia vor Beginn des Qualifyings einen Aufkleber an dem Bauteil des Red Bulls an. Sollte Red Bull das Teil zwischen Qualifying und Rennen nutzen, würde man das an einer Beschädigung des Siegels erkennen können. Sollte das österreichische Team die Konstruktion also illegal genutzt haben, dürften sie das künftig nicht mehr können.

Norris: "Dann hilft es uns vielleicht"

Schon das Rennen in Austin an diesem Wochenende dürfte also Aufschluss darüber geben, ob Red Bull tatsächlich beim Schummeln erwischt wurde oder das Ganze möglicherweise nur ein Trick von Konkurrent McLaren war, um Unruhe zu stiften. Ein deutlicher Leistungsabfall bei Red Bull würde für einen Betrug sprechen, bleibt die Leistung jedoch gleich, war es wohl viel Lärm um nichts.

Auch McLarens WM-Hoffnung Lando Norris wollte sich noch nicht so ganz über den vermeintlichen Rückschlag für seinen Titel-Konkurrenten freuen: "Es ist eine Sache, es am Auto zu haben. Es ist eine andere Sache, wie sehr man es ausnutzt und verwendet, und davon haben wir keine Ahnung", so der Brite. "Wenn es ihnen geholfen hat, wenn sie es so genutzt haben, wie die Leute denken, dann hilft es uns vielleicht", sagte er. Verstappen ist derweil vom Gegenteil überzeugt: "Ganz ehrlich, mir bereitet gar nichts Sorgen. Ich will einfach meinen Spaß haben und mein Bestes geben. Und was die Kufe angeht, das ändert meinerseits gar nichts, da ist alles okay."

Verwendete Quellen
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