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Russischer General traf vor Kursk-Invasion der Ukraine fatale Entscheidung


Öffnete er der Ukraine Tür und Tor?
Russischer General traf vor Kursk-Invasion wohl fatale Entscheidung

Von t-online, sic

Aktualisiert am 22.08.2024Lesedauer: 3 Min.
imago images 101812945Vergrößern des BildesGeneral Alexander Lapin nimmt an einer Militärparade in Jekaterinburg teil (Archivbild): Wenige Monate vor der ukrainischen Kursk-Invasion löste er ein wichtiges Gremium auf. (Quelle: Donat Sorokin via www.imago-images.de/imago)

Seit mehr als zwei Wochen läuft die ukrainische Offensive in der russischen Region Kursk. Für die mangelhafte Verteidigung der Russen könnte ein General verantwortlich sein.

Als die ukrainischen Streitkräfte am 6. August in Russland einmarschierten, trauten sie ihren Augen kaum: Sie trafen auf der russischen Seite in der Region Kursk zunächst nicht auf Gegenwehr. Die Soldaten fanden weder komplexe Verteidigungsstellungen noch Minenfelder vor, niemand schien ihren Vormarsch stoppen zu wollen. Innerhalb weniger Stunden rückten die Soldaten so kilometerweit auf russisches Territorium vor.

Für den fehlenden Schutz von Kursk ist offenbar der russische General Alexander Lapin verantwortlich. Nur wenige Monate vor der Invasion – im Frühjahr dieses Jahres – hat Lapin den Sicherheitsrat der Region Kursk aufgelöst. Das berichtet das "Wall Street Journal". In dem Gremium hatten sich Vertreter der Armee regelmäßig mit regionalen und lokalen Sicherheitsbehörden getroffen, um den Schutz von Kursk zu organisieren. Doch dann entschied Lapin, dass das Militär allein für die Verteidigung der Grenzregion ausreichend sei – offenbar ein folgenschwerer Fehler.

Russland "eindeutig in Bedrängnis"

In Russland kommt immer wieder Kritik an der zentralisierten Führung von Staat und Militär auf. Da alle Macht im Kreml gebündelt ist, fällt es den Verantwortlichen oft schwer, schnell auf neue Entwicklungen in den Regionen zu reagieren. Die nur langsam anlaufende Gegenwehr der russischen Truppen auf die Invasion der Ukrainer unterstreicht diese Problematik nochmals.

Video | Ukraine sprengt weitere Nachschub-Brücke
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Quelle: t-online

Das US-Verteidigungsministerium bestätigt diese Entscheidung. Es gebe Anzeichen dafür, dass Moskau eine kleine Zahl an Einheiten in das Gebiet verlege, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder in Washington. "Generell würde ich aber sagen, dass Russland sich wirklich schwer damit tut, zu reagieren." Die Ukraine habe ihren Gegner "eindeutig in Bedrängnis gebracht", betonte Ryder. Ukrainische Streitkräfte rückten demnach weiterhin in das Gebiet vor.

Ob Lapins Entscheidung zur Auflösung des Sicherheitsrats den Ukrainern tatsächlich Tür und Tor öffnete, lässt sich derzeit nicht final bewerten. Für die innere Sicherheit sind eigentlich das Innenministerium und der Inlandsgeheimdienst FSB verantwortlich.

Immerhin sollen wenige Tage vor dem Einmarsch die Alarmglocken bei dem General geläutet haben, berichtet das "Wall Street Journal" unter Bezugnahme auf russische Militärblogger. Angesichts ukrainischer Truppenbewegungen in der angrenzenden Region Sumy habe er in Moskau vor einer möglichen Gefahrenlage gewarnt. Doch seine Warnungen verhallten wohl im Kreml – und selbst traf er wohl ebenfalls keine Vorkehrungen.

Lapin machte erstaunliche Karriere im russischen Militär

Alexander Lapin hat eine bewegte Karriere im russischen Militär hinter sich. 2014 wurde er zum General ernannt. Drei Jahre danach übertrug das Verteidigungsministerium ihm den Posten des Generalstabschefs der russischen Truppen in Syrien, später wurde er ihr Oberkommandeur. Zudem führte Lapin den zentralen Militärbezirk Russlands von 2017 bis 2022. Doch der Krieg in der Ukraine brachte dem General einen empfindlichen Karriereknick ein.

Als Chef der Heeresgruppe "Zentrum", die zu Beginn der russischen Invasion in die ukrainischen Regionen Sumy und Tschernihiw einmarschierte, zeichnete er wohl für Kriegsverbrechen seiner Soldaten verantwortlich. Nur wenige Monate nach Invasionsbeginn mussten sich die russischen Truppen aus dem Norden der Ukraine zurückziehen. Das gleiche Schicksal ereilte später Lapins Truppen, als sie im Herbst 2022 bei Lyman in Donezk eingesetzt wurden.

Das brachte dem General in russischen Militärkreisen scharfe Kritik ein: Lapins Planung soll schlecht, die Ausrüstung seiner Truppen soll mangelhaft sein, und es sollen kaum Verteidigungsstellungen vorhanden gewesen sein. Insbesondere der Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow und der mittlerweile tote Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, äußerten ihren Unmut öffentlich und lautstark. Im Oktober 2022 wurde Lapin als Chef des zentralen Militärbezirks entlassen.

Aber nur drei Monate später, im Januar 2023, bekam der General schon den nächsten Posten: Er wurde zum Generalstabschef der russischen Landstreitkräfte ernannt. Seit vergangenem Mai soll er Kommandeur des Leningrader Militärbezirks sein. Zudem führt er die Sever-Brigade an, die ab Mitte Mai unter anderem die russische Offensive in der nordöstlichen ukrainischen Region Charkiw durchführte. Die Offensive gilt gemeinhin als Misserfolg für die russischen Truppen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • wsj.com: "How a General’s Blunder Left Russia’s Border Vulnerable" (englisch, kostenpflichtig)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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