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Nach Flugzeugabsturz in Äthiopien: Die Suche nach Ursachen


Deutsche Opfer bestätigt
Flugschreiber der abgestürzten Boeing gefunden

Von dpa, reuters, aj, pdi

Aktualisiert am 12.03.2019Lesedauer: 4 Min.
Rettungskräfte arbeiten an der Absturzstelle des Fluges 302 der Ethiopian Airlines in der Nähe von Bishoftu. Ethiopian Airlines hat alle seine Maschinen vom Typ Boeing 737 Max 8 zeitweilig aus dem Verkehr gezogen.Vergrößern des Bildes
Rettungskräfte arbeiten an der Absturzstelle des Fluges 302 der Ethiopian Airlines in der Nähe von Bishoftu. Ethiopian Airlines hat alle seine Maschinen vom Typ Boeing 737 Max 8 zeitweilig aus dem Verkehr gezogen. (Quelle: dpa)

Erst in Indonesien, dann in Äthiopien: Bei einem Absturz einer Boeing 737 Max 8 sterben 157 Menschen. Auch Deutsche sind unter den Opfern. Die Suche nach der Ursache beginnt.

Einen Tag nach dem Flugzeugabsturz in Äthiopien mit 157 Toten ist der Flugschreiber der verunglückten Maschine gefunden worden. Das berichtete Äthiopiens staatlicher Fernsehsender Fana. Ein Vertreter der Fluggesellschaft Ethiopian Airlines bestätigte dies und erklärte, die Blackbox der Maschine vom Typ Boeing 737 Max 8 sei ersten Erkenntnissen zufolge beschädigt. Es sei daher noch unklar, wie viele Informationen daraus zu gewinnen seien.

Flugschreiber enthalten unter anderem Aufzeichnungen der Flugdaten und der Cockpitgespräche, was für Ermittler sehr wichtig ist bei der Klärung der Unfallursache. Die Blackboxes sind so robust gebaut, dass sie normalerweise auch ein Unglück überstehen sollten.

Die Unglücksmaschine, die von der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba in die kenianische Metropole Nairobi fliegen sollte, war am Sonntagmorgen kurz nach dem Start abgestürzt.

Deutsche unter den Opfern

Nach dem Unglück muss der relativ neue Flugzeugtyp Boeing 737 Max 8 in den ersten Ländern auf dem Boden bleiben. China und Äthiopiens nationale Fluggesellschaft erklärten am Montag ein Startverbot für alle baugleichen Maschinen. An Bord des äthiopischen Flugzeugs waren am Sonntag auch fünf Deutsche gestorben. "Das Auswärtige Amt muss leider bestätigen, dass nach gegenwärtigem Kenntnisstand fünf deutsche Staatsangehörige unter den Opfern des Flugzeugabsturzes in Äthiopien sind", teilte eine Sprecherin in Berlin mit.

Ethiopian Airlines erklärte zum Startverbot des Typs Boeing 737 Max 8: "Auch wenn wir die Unglücksursache nicht genau kennen, haben wir uns entschlossen, diese Maschinen als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme am Boden zu belassen." In China dürfen fast 100 Boeing-Flugzeuge vorerst nicht mehr starten. Die Luftfahrtbehörde CAAC bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Montag, dass die Fluggesellschaften des Landes 96 Maschinen vom Typ der Unglücksmaschine Boeing 737 Max 8 besitzen. Die Behörde hatte Fluglinien zuvor angewiesen, Flüge mit der Boeing vorübergehend einzustellen, bis Sicherheitsrisiken ausgeschlossen werden können. Die Behörde verwies darauf, dass es bereits das zweite Unglück mit dem Maschinentyp in kurzer Zeit gewesen sei.

Bei dem Absturz einer Boeing 737 Max 8 der Fluglinie Lion Air im Oktober waren in Indonesien 189 Menschen ums Leben gekommen. Bei beiden Unglücken habe es "gewisse Ähnlichkeiten" gegeben, teilte die CAAC mit. Beide Flüge waren bei guten Wetterverhältnissen kurz nach dem Start in Schwierigkeiten gekommen. Ein möglicherweise ähnlicher Fehler in der Elektronik konnte zunächst nicht ausgeschlossen werden.

Die karibische Fluggesellschaft Cayman Airways erklärte, die beiden Boeing 737 Max 8 der Airline blieben vorerst am Boden, bis weitere Informationen zu dem Unglück in Äthiopien vorlägen. Der Flugzeugtyp wird von Hersteller Boeing seit 2017 ausgeliefert.

Keine Überlebenden

In Äthiopien begannen Experten am Montag mit der Identifizierung der Opfer und der Klärung der Unglücksursache. Alle 149 Passagiere und 8 Besatzungsmitglieder in der Unglücksmaschine kamen bei dem Absturz ums Leben. Nach Angaben der Airline waren unter den Todesopfern aus 35 Ländern unter anderem 32 Kenianer, 18 Kanadier, 9 Äthiopier sowie jeweils 8 US-Amerikaner, Italiener und Chinesen. Unter den Opfern waren nach UN-Angaben auch mindestens 19 Mitarbeiter der Vereinten Nationen.

Ethiopian Airlines gilt als zuverlässige Fluggesellschaft und ist wie Lufthansa Mitglied des Bündnisses Star Alliance. Ethiopian bietet weltweite Verbindungen an, etwa nach Frankfurt am Main, München, London, New York, Bangkok und Dubai. In Afrika expandierte Ethiopian in den vergangen Jahren aggressiv und gilt mit der südafrikanischen South African Airways inzwischen als wichtigste Airline der Region.

Die Maschine auf Flug ET 302 stürzte nahe der Stadt Bishoftu ab, etwa 50 Kilometer südöstlich der äthiopischen Hauptstadt. Kurz nach Abflug habe der erfahrene Pilot einen Notruf abgesetzt und daraufhin die Freigabe zur Rückkehr erhalten, erklärte Ethiopian Airlines.

Boeing gerät unter Druck

Die neue Maschine war zuletzt am 4. Februar gewartet worden. Ein Routine-Check unmittelbar vor dem Start am Sonntag habe keine Probleme aufgezeigt, sagte Airline-Chef Tewolde GebreMariam. Seit dem Kauf des Flugzeugs Ende 2018 sei es rund 1.200 Stunden im Einsatz gewesen. Der Pilot hatte seit 2010 für die Airline gearbeitet. Ethiopian hat noch vier weitere Maschinen des Typs Boeing 737 Max 8.

Hersteller Boeing äußerte sich zunächst nicht näher zu dem Unglück. In einer Mitteilung auf der Website sprach Boeing den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus und kündigte die Entsendung von Experten nach Äthiopien an. Diese sollten bei der Untersuchung der Unglücksursache helfen. In Äthiopien war bereits am Sonntag eine Sonderkommission von Experten der Flugsicherung, Verkehrsministerium und Fluggesellschaft gebildet worden, wie Ethiopian Airlines mitteilte.

Für Ethiopian ist es nicht das erste Unglück eines Flugzeugs. Am 25. Januar 2010 stürzte eine Boeing 737-800 der Fluggesellschaft vor der libanesischen Küste ins Mittelmeer, die 90 Insassen starben. Im November 1996 wurde eine Maschine der Airline entführt. Sie war ebenfalls auf dem Weg von Addis Abeba nach Nairobi. Die Entführer forderten trotz zu geringer Treibstoffmenge, nach Australien geflogen zu werden. Der Kapitän entschloss sich zu einer spektakulären Notwasserung vor den Komoren, um möglichst viele Passagiere zu retten. 125 Insassen starben, rund 50 überlebten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa
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