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ARD-Skandal, Krieg, Corona-Folgen: Schlimm, was da läuft!


Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

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Tagesanbruch
Schlimm, was da läuft

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 16.08.2022Lesedauer: 5 Min.
Rainer Maria Woelki beim Besuch des Altenberger Doms: Der Kardinal gilt vielen mittlerweile als untragbar.Vergrößern des Bildes
Rainer Maria Woelki beim Besuch des Altenberger Doms: Der Kardinal gilt vielen mittlerweile als untragbar. (Quelle: imago-images-bilder)

Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

frisch aufgewacht, die Sonne lacht, der Kaffee schmeckt, dann läuft's perfekt: Ja, so kann der Tag beginnen. Falls Sie noch in Urlaubsgefilden weilen, werden Sie sich diese Zeilen hoffentlich erst gegen Mittag zu Gemüte führen. Falls Sie hingegen wie ich schon in den Alltag zurückgekehrt sind, künden Ihre Weckerzeiger vermutlich von einer unchristlichen Uhrzeit. Andernfalls geben Sie ihm einen Klaps (dem Wecker). Und dann hinein in die Nachrichtenlage!

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Dieser Sommer 2022 ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Einerseits so heiß wie lange nicht, Wasser wird zur Kostbarkeit; so fühlt sie sich also an, die Klimakrise. Andererseits: Ist es nicht dufte, nach den langen Corona-Monaten endlich wieder unbeschwert den Urlaub zu genießen (wenn man den Nahkampf auf Flughäfen, Autobahnen und in der Bahn halbwegs unbeschadet überstanden hat)?

Diese Sommerwochen sind aber noch in anderer Hinsicht speziell – oder kommen nur mir die öffentlichen Debatten derzeit seltsam vor? Es drängt sich der Eindruck auf, da seien irgendwie die Prioritäten verrutscht. Nehmen wir beispielsweise das Thema, das derzeit die meisten Menschen noch intensiver zu beschäftigen scheint als ein Deluxe-Eisbecher nach fünf Stunden Strandhitze: Sicher, die Affäre beim Rundfunk Berlin-Brandenburg bietet viel Anlass zur Kritik – an der gestern Abend geschassten Intendantin im Speziellen und an den byzantinischen Strukturen der Öffentlich-Rechtlichen im Allgemeinen. Dennoch mutet es merkwürdig an, wenn sich die halbe Republik tagelang über die Sünden einer Medienmanagerin ereifert, ohne genauer zu beleuchten, ob die vorgebrachten Vorwürfe wirklich allesamt zutreffen und wirklich allesamt so furchtbar verwerflich sind. Die Stichworte "Privatlimousine" und "17.000 Euro fürs neue Parkett" genügen, um den Stab über der Gebührenverschwenderin zu brechen. Dabei ist ihre jüngste Stellungnahme zu den Vorwürfen durchaus differenziert, wie mein Kollege Jonas Mueller-Töwe berichtet.

Schräg wirkt die Dauerbeschäftigung mit RBB und ARD dann, wenn gleichzeitig das Gebaren Rainer Maria Woelkis vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit bekommt. Wir erinnern uns: Wegen der verzögerten Aufarbeitung sexueller Missbrauchsfälle schlug dem Kölner Kardinal massive Kritik entgegen, Tausende Katholiken traten aus der Kirche aus. Nun haben die Kollegen des "Kölner Stadt-Anzeigers" herausgefunden, dass Woelki eine PR-Agentur engagierte. Sie half ihm offenbar dabei, mit allerlei Tricks sein Amt zu verteidigen – und soll dafür mehr als 800.000 Euro bekommen haben. Nicht nur die Opfer katholischer Kirchenverbrecher dürften das als weiteren infamen Machtmissbrauch empfinden. Der Fall hätte ebenso viele Schlagzeilen verdient wie der Rummel um die Intendantin in Berlin.

Auch an anderer Stelle fallen Diskrepanzen in den öffentlichen Debatten auf. Während der Krieg in der Ukraine zu Recht täglich ins kollektive Bewusstsein drängt, verschwenden nur wenige Leute einen Gedanken an jene Menschen, deren Existenten durch die Gleichzeitigkeit von verzögerten Getreidelieferungen und klimabedingter Dürre in Gefahr sind. In Ostafrika droht die größte Hungersnot seit Jahrzehnten: Diesen Satz konnte man schon vor drei, sechs oder neun Wochen schreiben. Mittlerweile ist die Katastrophe in Teilen der Region wohl kaum noch abwendbar – und die humanitäre Unterstützung kaum vorangekommen. 50 Millionen Menschen haben dort zu wenig zu essen. Zwar haben die G7-Staaten mehrere Hundert Millionen Euro Soforthilfe zugesagt, doch die bürokratischen Mühlen mahlen langsam. So droht die Hilfe für viele zu spät zu kommen.

Zurück ins sommerliche Deutschland, wo viele Urlaubsrückkehrer von den Folgen des Fachkräftemangels berichten können: In der Strandbar und der Trattoria wartete man ewig auf Kaffee und Carbonara, Freibäder bleiben geschlossen, weil Bademeister fehlen, und beim Shoppen bekommt man kaum noch Hilfe von Verkäuferinnen, also echt! Die Folgen der Corona-Lockdowns und der demografische Wandel, der immer weniger junge Arbeitnehmer auf immer mehr Rentner treffen lässt, machen sich bemerkbar.

Darüber mag man lamentieren, doch fällt auch hierbei eine verzerrte Wahrnehmung auf: Wieso reden so viele Leute über fehlende Kellnerinnen, aber so wenige über fehlende Kindergärtnerinnen und Lehrer, Krankenpflegerinnen und Sozialarbeiter? In deren Reihen ist der Fachkräftemangel am größten und hat die schwerwiegendsten Folgen, wie die Kollegen von Statista berichten. Wenn überhaupt, wird er sich nur noch mit massiver Zuwanderung beheben lassen.

Unterm Strich bleibt der Eindruck einer Schieflage. Scheinwerferlicht auf einigen Themen, Schatten auf anderen; großes Bohei hier, Schweigen dort: Einige Debatten dieses Sommers wirken beschränkt, und natürlich haben auch wir Journalisten einen Anteil daran. Nein, eine Katastrophe ist das alles nicht. Aber seltsam darf man es schon nennen.


Was macht Mut?

Bis zum kommenden Frühjahr sollen die Deutschen 20 Prozent Erdgas einsparen, so will es Wirtschaftsminister Habeck. Die Grafik zeigt, dass das Land dabei auf einem guten Weg ist. Auch die gestern verkündete Gasumlage fällt geringer aus als befürchtet. Was sie konkret für Sie bedeutet, erklären Ihnen meine Kollegen Anna Sophie Kühne und Florian Schmidt.


Was steht an?

Bundeskanzler Olaf Scholz trifft am Morgen in Stockholm Schwedens Ministerpräsidentin Magdalena Andersson, es geht um den Nato-Beitritt des Landes. Anschließend jettet er zurück nach Berlin und empfängt dort den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas. Dabei geht es natürlich um den Nahostkonflikt.

Im Dezember 2020 raste ein Autofahrer durch die Innenstadt von Trier und überfuhr zahlreiche Passanten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 52-Jährigen fünffachen Mord und versuchten Mord in 18 Fällen vor. Heute sprechen die Richter ihr Urteil.

Die Berufung Ferda Atamans zur Antidiskriminierungsbeauftragten des Bundes hat viel Kritik heraufbeschworen. Als Publizistin teilte sie gern und heftig aus. In ihrer neuen Rolle stellt sie heute erstmals den Jahresbericht zu Diskriminierungsfällen in Deutschland vor. Austeilen ist da eher nicht gefragt.

Machen Ihnen die European Championships in München auch so viel Spaß? Tolle Idee, die Europameisterschaften mehrerer Sportarten zu einem großen Fest zusammenzufassen. Beim Finale der BMX-Radfahrer (nenne ich jetzt einfach mal so – als ich jung war, hießen die Räder noch so), fieberte ich vor der Flimmerscheibe mit. Heute stehen mehrere Entscheidungen in der Leichtathletik an, unter anderem beim Weitsprung, Diskuswurf, Gehen und – tadaaa! – dem 100-Meter-Finale der Frauen und der Männer. Bei der Schwimm-EM in Rom wird es ebenfalls spannend: Finale im Synchronspringen, Kunstspringen sowie Freistil, Schmetterling, Lagen und Brustschwimmen über mehrere Distanzen. Ich werde wohl wieder einschalten.

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Was lesen?

Stellen Sie sich vor, Sie könnten in der Zeit zurückreisen. Stellen Sie sich vor, Sie könnten selbst den historischen Moment miterleben, als ein DDR-Polizist beim Mauerbau vor 61 Jahren im letzten Moment über den neu errichteten Grenzwall sprang. Dank der spektakulären 3D-Installation des Künstlers Boris Hars-Tschachotin können Sie genau das tun. Wegen des großen Erfolgs ist die Ausstellung in Berlin nun verlängert worden, hier erfahren Sie mehr.


AfD-Politiker pflegen vielfältige Kontakte zu noch extremeren Gruppen. Was unser Rechercheur Jonas Mueller-Töwe herausgefunden hat, ist besonders brisant: Er zeigt, dass ein Bundestagsabgeordneter sich öffentlich für einen Neonazi und Ex-Terroristen einsetzte.



Was amüsiert mich?

Nicht so einfach, all diese neuen Regeln.

Ich wünsche Ihnen einen frohen Tag.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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