Eigene Leute wenden sich gegen Kardinal Woelki "Nicht vorstellbarer Tiefpunkt"
Kardinal Woelki wird schwer von seinen eigenen Leuten attackiert. Das letzte Vertrauen sei verbraucht. Auslöser war eine gescheiterte PR-Strategie.
Rund 50 Pfarrer, Gemeindereferentinnen und andere Funktionsträger des Erzbistums Köln haben sich in einer Erklärung von Kardinal Rainer Maria Woelki distanziert. "Es ist eine ungeheuer dynamische Entwicklung, viele wollen unterzeichnen", sagte Schulseelsorger Dirk Peters am Montag in Köln.
"Die neuerlichen Enthüllungen über die Kommunikationsstrategie des Kardinals und seiner Mitarbeitenden in der Leitung empören uns", heißt es in dem Statement. Trotz größter Skepsis hätten einige von ihnen nach der Rückkehr Woelkis aus einer fünfmonatigen Auszeit Anfang März versucht, den Dialog mit ihm aufzunehmen. "Mit dem Bekanntwerden der PR-Strategien aber hat Kardinal Woelki sein letztes Vertrauen verbraucht." Die Krise im Erzbistum habe nun "einen nicht vorstellbaren Tiefpunkt erreicht".
Kommunikationsagentur schlug vor, Betroffene zu beeinflussen
Der seit Jahren in der Kritik stehende Woelki hatte 2020 eine Kommunikationsagentur engagiert, die Pläne für sein "Überleben" im Amt entworfen hatte. Unter anderem schlugen ihm die PR-Experten vor, dass er versuchen solle, in einer Auseinandersetzung um ein Gutachten den Beirat von Betroffenen sexuellen Missbrauchs auf seine Seite zu ziehen – mit dem Ziel, dieses praktisch fertige Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln nicht zu veröffentlichen.
Eine solche Strategie sei inakzeptabel, kritisierte Ingrid Kloß, stellvertretende Diözesanvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft. Sie aber auch noch eins zu eins umzusetzen, sei "eines katholischen Christen und erst recht eines Kardinals nicht würdig".
Funktionsträger: Betroffenenbeirat wurde instrumentalisiert
Bereits zuvor war bekannt gewesen, dass sich Woelki die PR-Beratung 820.000 Euro hatte kosten lassen – obwohl das Erzbistum selbst eine große Medienabteilung unterhält. Als die Kritik am Kardinal dann in der vergangenen Woche immer weiter zunahm, schickte dieser seinen Stellvertreter vor, anstatt sich selbst zu erklären.
Generalvikar Guido Assmann behauptete, auf die Mitglieder des Betroffenenbeirats sei vor ihrem Votum zum Gutachten keinerlei Druck ausgeübt worden. Es stimme zwar, dass der Erzbischof damals die Dienste einer Kommunikationsagentur in Anspruch genommen habe, und die habe dann natürlich "für ihr Geld auch gearbeitet" und "Szenarien entwickelt". Das heiße aber nicht, dass das Erzbistum diese Vorschläge auch alle umgesetzt habe.
Das stellen die 50 Funktionsträger des Erzbistums Köln in ihrem offenen Brief nun anders dar: "Wir schließen uns den Aussagen Betroffener an: Der Betroffenenbeirat ist in dem Streit um die Gutachten instrumentalisiert worden", heißt es darin.
- Nachrichtenagentur dpa
- wdr.de: "Kirchenmitarbeiter entsetzt - Kardinal habe Vertrauen verbraucht"