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Tagesanbruch: Das Flughafen-Fiasko wird noch schlimmer


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Was heute wichtig ist
Das Flughafen-Fiasko wird noch schlimmer

  • Florian Wichert
MeinungVon Florian Wichert

15.04.2019Lesedauer: 7 Min.
Der Flughafen Berlin-Tegel.Vergrößern des Bildes
Der Flughafen Berlin-Tegel. (Quelle: imago)

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages – heute von mir als Stellvertreter von Florian Harms:

WAS WAR?

Die Woche der Emotionen und der großen Sportlegenden. Nach jahrelangen Zweifeln, Schmerzen und Rückschlägen triumphierte Golf-Superstar Tiger Woods gestern Abend beim US Masters in Augusta – elf Jahre nach seinem 14. und bis dato letzten Majorsieg. Zuvor hatte der Brite Lewis Hamilton das 1.000. Rennen der Formel-1-Geschichte gewonnen und seine Ambitionen auf seinen sechsten Weltmeistertitel untermauert. Und unter der Woche hatte der größte deutsche Basketballer aller Zeiten unter Tränen seine Karriere beendet: Dirk Nowitzki.

Was macht wirklich große Sportler aus? Und wer ist die größte Sportlerin oder der größte deutsche Sportler aller Zeiten? Darüber haben wir in den vergangenen Tagen nach Nowitzkis Karriereende in der Redaktion viel diskutiert. Eine Sportlegende sollte in ihrer oder seiner Sportart eine Ära prägen, klar. Mindestens einen riesigen Erfolg wie einen Weltmeistertitel sollte sie feiern, aber auch schmerzhafte Niederlagen einstecken und überwinden. Sie sollte über eine gewisse TV- und Medienpräsenz verfügen und ein breites Publikum ansprechen. Sie sollte ein echtes Aushängeschild für Deutschland sein, genauso wie für die entsprechende Sportart. Der vielleicht wichtigste Faktor ist aber womöglich einer, der nur schwer messbar ist: Eine Legende zeichnet Herz aus – Emotionen, Bodenhaftung, Ecken und Kanten, Kampfgeist. Für eine echte Sportlegende steht man notfalls nachts auf, um sie in Aktion sehen zu können.

Es gibt nicht viele, die diese Kriterien erfüllen oder erfüllt haben.

Michael Schumacher in der Formel 1, Steffi Graf und Boris Becker im Tennis, Max Schmeling oder Henry Maske im Boxen, Franz Beckenbauer oder Gerd Müller im Fußball. Auch für Dirk Nowitzki sind einige von uns nachts aufgestanden – als er 2011 mit seinem Klub die amerikanische Basketball-Meisterschaft gewonnen hat. Es gibt einige weitere, die wir hier zur Wahl gestellt haben und über die sie abstimmen können.

Fakt ist aber: Mit Nowitzki hat die letzte aktive deutsche Sportlegende aufgehört – und die Frage zurückgelassen, ob unsere Sportlegenden alle von gestern sind?

Angelique Kerber hat drei Grand-Slam-Turniere gewonnen und war Nummer eins der Tenniswelt. Aber irgendwie hat sie auch damit keinen Tennisboom auslösen können wie einst Graf und Becker. Sebastian Vettel ist viermal Formel-1-Weltmeister geworden. Aber irgendwie hat er in mehr als zehn Jahren nicht diese Nähe und Emotionalität aufbauen können wie Schumacher. Und auch der Erfolg ist ihm abhanden gekommen, wie wir gestern wieder gesehen haben. Im Fußball haben Typen wie Manuel Neuer oder Toni Kroos fast alles gewonnen. Aber irgendwie haben sie es bisher nicht geschafft, dieses Charisma eines Beckenbauer auszustrahlen.

Sterben die echten Sportlegenden aus? Oder braucht man in der heutigen Schnelllebigkeit mehr, um diesen Status zu erreichen? Muss man sich mit teuren Autos und Statussymbolen inszenieren wie Lewis Hamilton oder Cristiano Ronaldo – und mindestens genauso Marke wie Sportler sein?

Vielleicht müssen wir auch einfach aufhören, unsere Stars mit den Vorgängern in ihren Sportarten zu vergleichen. Hätte es Schumacher nicht gegeben, würden wir Vettel womöglich mehr bewundern. Ohne Graf und Becker wäre Kerber vielleicht die Größte aller Zeiten. Und ohne Beckenbauer und Gerd Müller wäre es womöglich Toni Kroos.


WAS STEHT AN?

Ostern. Langes Wochenende. Endlich mal wieder durchatmen. Planen Sie einen Heimatbesuch? Oder einen Kurzurlaub in der Sonne? Dann hoffe ich, dass Sie nicht in Berlin wohnen und mit dem Flieger reisen müssen – sondern die unschöne Lage an den Berliner Flughäfen aus der Ferne betrachten können. Peinlich genug ist sie längst nicht nur für die Hauptstadt – sondern für ganz Deutschland.

Das Chaos an den Uralt-Flughäfen Tegel und Schönefeld wird von Woche zu Woche schlimmer. Und nun ist auch noch Ostern. Zum Ferienbeginn am vergangenen Wochenende haben sich die Wartezeiten auf mehrere Stunden ausgeweitet und deshalb sogar reihenweise Passagiere ihre Flüge verpasst, wie mein Kollege Lars Wienand festgestellt hat. Es wird gedrängelt, geschubst, gepöbeltund es fließen sogar Tränen.

Diese Woche wird es wohl noch schlimmer. Zum einen erwartet die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg zwischen dem 19. und 22. April allein 400.000 Passagiere und insgesamt zwischen dem 12. und dem 26. April 1,3 Millionen, was 20 Prozent mehr wären als 2018. Zum anderen ist in Tegel der Flughafentunnel von heute bis Donnerstag voll gesperrt, weil der Asphalt auf der Bundesautobahn erneuert werden muss. Das wird zur Folge haben, dass nicht nur die Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen gefühlt bis nach Potsdam reichen werden. Sondern auch die Staus an den Umleitungen.

Das Problem: Tegel ist vor Jahrzehnten für 12 Millionen Passagiere im Jahr konzipiert worden – dieses Jahr werden es wohl rund 22 Millionen sein. Logisch, dass da irgendetwas nicht passt.

Wenn wir doch in Berlin jetzt bloß einen großen, neuen Flughafen hätten …

Und damit sind wir beim teuersten und peinlichsten Bauprojekt Deutschlands, wofür einem fast die Worte fehlen. Eine Katastrophe? Eine Schande? Ein Drama? Das ist fast noch geschmeichelt angesichts der brutalen Verschwendung von Steuergeldern und der stümperhaften Arbeit, die dort seit Jahren über weite Strecken verrichtet wird. Zwei Milliarden Euro sollte der "neue" Hauptstadt-Flughafen BER kosten und 2012 eröffnet werden. Rund 7,3 Milliarden Euro soll er tatsächlich verschlungen haben – bis jetzt. Und eröffnet ist er noch lange nicht.

Vergangene Woche waren Details aus einem internen "Statusbericht" des TÜV Rheinland vom 8. März 2019 durchgesickert. Demnach gab es im März noch 11.519 Mängel – und zwar nur bei den Kabeln für die Sicherheitsbeleuchtung und die Sicherheitsstromversorgung. Es müssten sogar "Rückbauten" stattfinden. Die Verantwortlichen hatten rund ein Viertel dieser Mängel beziffert. Man habe anders gezählt, so die Erklärung. Aha.

Das Ergebnis ist: Der zuletzt angepeilte Eröffnungstermin im Oktober 2020 ist wohl unwahrscheinlich. Das Verkehrsministerium forderte eine klare Ansage bis Mittwoch, also übermorgen. Gut möglich, dass es da also die nächste Hiobsbotschaft in Form einer Verzögerung gibt.

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Die Zwickmühle: Der BER braucht wohl noch länger – und in die alten Flughäfen wird kein Geld mehr investiert, weil sie künftig anderweitig genutzt werden sollen.

Und jetzt?

Nicht nur, dass die ganze Welt auf das jämmerliche Bild blickt, das der BER abgibt. Regelmäßig müssen Reisende unter dem Chaos leiden. Und deshalb muss das Thema so hoch wie möglich aufgehängt und so schnell wie möglich gelöst werden. Mit Ausweichflughäfen in Leipzig, Braunschweig oder anderen Landeplätzen in und um Berlin, die einen Teil der Flüge übernehmen. Mit einer sinnvollen Begrenzung der Flüge von den Berliner Flughäfen. Mit noch mehr Personal in Tegel und Schönefeld. Mit einer neuen Organisation an den Terminals. Mit Fluggesellschaften, die noch enger mit der Bahn kooperieren – oder am besten mit einer neuen Preispolitik bei Bahn und Fluggesellschaften.

Das derzeitige Chaos ist Passagieren keine eineinhalb oder zwei Jahre mehr zuzumuten – und erst recht nicht länger, wenn der BER noch später fertig wird.

Nur eines macht Hoffnung: Auch die Elbphilharmonie in Hamburg wurde irgendwann eröffnet. Sechs Jahre nach dem ursprünglich geplanten Termin 2010 und mit dem mehr als elffachen Baukostenbetrag, der am Ende bei 866 Millionen Euro lag. Heute ist sie tatsächlich ein Wahrzeichen und Publikumsmagnet – wie erhofft.


Heute findet die endgültige Abstimmung der EU-Staaten über die höchst umstrittene Urheberrechtsreform statt: Stimmen die EU-Staaten zu, ist die Reform beschlossen. Danach hätten sie rund zwei Jahre Zeit, die neuen Regeln in nationales Recht umzusetzen. Die Copyright-Reform soll das veraltete Urheberrecht in der EU an das digitale Zeitalter anpassen und Urhebern für ihre Inhalte im Netz eine bessere Vergütung sichern, sagen die Befürworter. Damit macht die EU das Internet kaputt, so wie wir es kennen, sagen die Gegner. Leider werden die wohl nichts mehr ausrichten können.


Sie wiegen 400 bis maximal 1.000 Kilogramm – und fliegen heute von China nach Island: Zwei Beluga-Wale sollen aus einem chinesischen Großaquarium in das weltweit erste Meeresreservat für Belugas gebracht werden. Den Transport übernimmt der luxemburgische Frachtflieger Cargolux. Mit den ersten Belugas fällt der Startschuss für das Unterwasserfreigehege in einer Bucht vor der Insel Heimaey, das von der Umweltschutzstiftung Sea Life Trust eröffnet wird. Guten Flug!


WAS LESEN?

Die Geschichte klingt höchst skurril, ist aber wahr. Für den Bahnverkehr in Deutschland könnte ein anstehender Rechtsstreit gravierende Folgen haben: Weil die Bahn eine über 170 Jahre alte Genehmigung für den Bau einer Eisenbahnstrecke nicht mehr finden kann, ziehen Anwohner aus Angermund bei Düsseldorf vor Gericht. Sie sehen in der meist befahrenen Nord-Süd-Strecke einen Schwarzbau – und wollen die Bahn so zu Nachtfahrverboten und weiteren Zugeständnissen zwingen. Dietmar Seher hat den Fall aufgeschrieben.


Die Bilder von Wikileaks-Gründer Julian Assange bei seiner Verhaftung nach dem Rauswurf aus der ecuadorianischen Botschaft waren heftig. In fast sieben Jahren ist er gefühlt 30 Jahre gealtert. Wie kann das sein? Imke Gerriets hat die Zeit ohne Sonnenlicht und frische Luft rekonstruiert. Ein Leben auf 18 Quadratmetern.


Die einen Schüler brauchen Nachhilfe in Mathe, andere in Englisch – und wieder andere offenbar in Computerspielen. Klingt komisch, aber tatsächlich gibt es auch Nachhilfelehrer für Videospiele. Eine Stunde Unterricht kostet 28 Euro. Mein Kollege Ali Roodsari hat einen Gaming-Lehrer getroffen und sich angeschaut, was das soll.


Wenn ein Trainer in der Fußball-Bundesliga gehen muss, ist das Geschrei oft groß. War das nötig? Ist der Fußball zu schnelllebig geworden? Zählt nur noch das Ergebnis? Borussia Mönchengladbachs Manager Max Eberl hat vor Kurzem verkündet, dass Dieter Hecking seinen Platz nach der Saison räumen muss für einen neuen Mann. Dabei ist Gladbach Fünfter in der Liga. Dr. Sebastian Harfst und ich diskutieren deshalb im Zweikampf der Woche, ob sich die Borussia damit nicht gehörig verzockt – und der Trainerwechsel nach hinten losgeht.


WAS AMÜSIERT MICH?

Wenn der Brexit ein Song wäre, dann wäre es wohl einer von den Spice Girls. Warum? Das sehen Sie hier.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche. Morgen wird wie gewohnt Florian Harms für Sie schreiben.

Ihr

Florian Wichert
Stellvertretender Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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