Joe Biden in Berlin: Secret Service und "The Beast" – so wird er geschützt

Im Konvoi durch die Hauptstadt

So wird Joe Biden bei seinem Berlin-Besuch geschützt

Für den US-Präsidenten gilt bei seinem Besuch in der deutschen Hauptstadt die höchste Sicherheitsstufe. Der Aufwand für seinen 24-Stunden-Aufenthalt ist riesig.

Am Donnerstagabend um kurz nach 22 Uhr schallt dröhnender Lärm durch die Berliner Nacht. Ein schwarzer Hubschrauber kreist am Himmel und kündigt die Ankunft des US-Präsidenten an. Joe Biden ist am Flughafen BER gelandet. Von dort fährt er im Konvoi zu seinem Hotel am Potsdamer Platz. Die Prozession von knapp 50 Fahrzeugen ist ein einzigartiges Schauspiel militärischer Präzision.

Wann kommt Joe Biden nach Berlin?

Ursprünglich war ein zweieinhalbtägiger Staatsbesuch in Berlin und auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz geplant gewesen, wo eine hochrangige Ukraine-Konferenz angesetzt war. Dabei wäre Biden laut Bundespräsidialamt mit "den höchsten protokollarischen Ehren in Deutschland empfangen" worden. Doch dann fegte Hurrikan "Milton" über Teile der USA und Biden blieb zu Hause. Nun ist nur ein Tag für den Besuch vorgesehen. Biden soll am Freitagabend schon wieder abreisen, die Unterstützer-Konferenz bleibt auf unbestimmte Zeit verschoben.

Die Stippvisite soll sich Regierungskreisen zufolge nun auf "Kernelemente" konzentrieren. Am Freitag trifft Biden Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Das deutsche Staatsoberhaupt verleiht Biden für seine Verdienste um die deutsch-amerikanische Freundschaft die Sonderstufe des Großkreuzes des Bundesverdienstordens im Schloss Bellevue. Für einen Gang durch das Brandenburger Tor mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat Biden keine Zeit.

Wo hält sich der US-Präsident in Berlin auf?

Jeder Schritt des US-Präsidenten bedarf umfassenden Schutzes. Teile des Regierungsviertels und das Schloss Bellevue sind von Donnerstagnachmittag bis Samstag großflächig abgesperrt. Besonders betroffen von den Sicherheitsvorkehrungen ist der Bereich rund um den Potsdamer Platz, an dem Biden für eine Nacht im Hotel Ritz-Carlton Quartier bezieht. Dort standen seit Mittwoch bereits Absperrgitter.

Im Ritz-Carlton könnte Biden im 11. Stock nächtigen. Dieser speziell gesicherte Bereich, bekannt als "The Ritz-Carlton Club", umfasst 37 erstklassige Suiten, die zum Teil mit Panzerglasfenstern ausgestattet sind. Hier residierte auch das Präsidentenpaar Obama beim Berlin-Besuch im Jahr 2013. Es ist anzunehmen, dass für das Präsidententeam eine ganze Etage oder gleich mehrere reserviert wurden.

Wie gefährdet ist Joe Biden?

Der US-Präsident fällt unter die Sicherheitsstufe 0. Das bedeutet, er ist besonders durch Attentate und Anschläge bedroht. Nur wenige andere Politiker erhalten dieselbe Sicherheitsstufe. Darunter ist etwa der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sowie besonders exponierte Minister wie Karl Lauterbach und Nancy Faeser (alle SPD) fallen unter die Sicherheitsstufe 1. Das bedeutet: "Mit einem Anschlag muss gerechnet werden." Darunter liegen noch die Stufen 2: "Die Person ist gefährdet", sowie 3: "Eine Gefährdung ist nicht auszuschließen."

Wie wird Biden in Deutschland geschützt?

Die deutschen Behörden fahren das höchstmögliche Schutzprogramm für den Besuch auf. Dazu gehören:

• Scharfschützen der Polizei auf Gebäuden
• Verplombte Gullydeckel
• Boote der Wasserschutzpolizei auf der Spree
• Hundestaffeln zur Sprengstoffsuche
• Gesperrter Luftraum gegen Angriffe von oben
• Moderne technische Geräte, die den Flug und die Steuerung von Drohnen stören

Die Polizei Berlin habe sich "hochprofessionell" auf den Besuch vorbereitet, auch ohne den genauen Zeitplan zu kennen, sagte Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Natürlich steht der Freitag im Fokus und beim US-Präsidenten mit der höchst denkbaren Gefährdungsstufe reden wir über mehr als 3.000 Kolleginnen und Kollegen, die das ganze Paket an Sicherheitsmaßnahmen gewährleisten müssen", sagte Jendro dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".

Der Besuch bedeutet umfassende Straßensperrungen sowie erhebliche Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr. Mehr über das bevorstehende Chaos lesen Sie hier.

Welchen Schutz bringt Joe Biden mit?

Der US-Präsident reist niemals allein. Neben seiner Frau Jill Biden und seinen wichtigsten Vertrauten begleiten ihn immer auch Agenten des Secret Service. Schon im Vorfeld eines Besuchs erarbeitet ein Team aus Agenten gemeinsam mit der gastgebenden Stadt sowie den staatlichen und örtlichen Strafverfolgungsbehörden ein Konzept, um die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten.

Wie viele Agenten den Präsidenten genau begleiten, ist geheim. Insgesamt sind dem amtierenden Präsidenten und der Vizepräsidentin wohl etwa 300 Agenten zugeteilt, schätzt Ronald Kessler, ein auf den Secret Service spezialisierter Autor. Neben einer großen Anzahl an Personenschützern bringt der Präsident auch ein Arsenal an Fahrzeugen mit.

Wie bewegt sich Biden durch Berlin?

Biden fährt mit einem Konvoi durch Berlin. Dieser besteht aus 30 bis 50 Fahrzeugen mit unterschiedlichen Funktionen. Den Beginn des Konvois bildet die Berliner Polizei mit Streifenwagen. Die Aufgabe dieser Wagen ist es, die Durchfahrt für den Konvoi sicherzustellen. Im Zentrum des Konvois fahren zwei Präsidentenlimousinen, die sogar mit dem gleichen Nummernschild unterwegs sind. Das eine Fahrzeug ist besetzt mit CIA-Agenten. Im Gefahrenfall sollen sie mögliche Verfolger ablenken.

Die andere Limousine ist "The Beast". Mehr über das sicherste Fahrzeug der Welt, in dem der Präsident unterwegs ist, erfahren Sie hier.

Hinter den beiden Limousinen schließen sich weitere Spezialfahrzeuge an. Ein Fahrzeug ist mit Agenten des Secret Service besetzt und fährt direkt hinter dem Präsidenten. Dahinter ist ein Fahrzeug mit elektronischen Störsendern zur Abwehr von Bomben und Lenkraketen ("Jammer") unterwegs. Im Fahrzeug "Control & Support" befinden sich Militärberater und der Leibarzt des Präsidenten.

Das Fahrzeug "Roadrunner" ist eines der auffälligsten Fahrzeuge des Konvois. Es ist ein mobiles Kommandozentrum mit einer Satellitenanlage auf dem Dach. Es ermöglicht dem Präsidenten eine verschlüsselte Verbindung mit dem Rest der Welt und kann auch die Kommunikation für die Freigabe von Atomwaffen übernehmen. Das Fahrzeug "Hawkeye Mogul" ist mit einer bewaffneten Spezialeinheit besetzt und das "ID-Car" kommuniziert mit der Spionageabwehr und den Geheimdiensten. Ebenfalls im Konvoi befinden sich ein Gefahrenstoff-Fahrzeug, ein Wagen für mitreisende Pressevertreter sowie ein Krankenwagen. Das Ende des Konvois bilden wieder mehrere Streifenwagen.

Während die Wagenkolonne in Bewegung ist, veranstalten Fahrer des Secret Service ein "Hütchenspiel", bei dem die Reihenfolge der Fahrzeuge immer wieder wechselt, um einen potenziellen Angriff auf den Präsidenten unmöglich zu machen. Die Kolonne auf der Straße wird von Hubschraubern unterstützt. Davon werden meist gleich zwei Stück vom Militär per Schwertransport zum Einsatzort geflogen.

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Beobachter, die das Zusammenspiel aus Agenten und Fahrzeugen mit eigenen Augen gesehen haben, beschreiben es als ein erstaunliches Spektakel militärischer Präzision. Damit sich der Präsident fortbewegen kann, muss eine sehr hohe Anzahl beweglicher Teile ineinandergreifen. Wie extrem teuer das ganze Prozedere ist, kann wohl nur das Pentagon einschätzen.