Winfried Kretschmann Grünen-Spitzenmann: "Pazifismus heißt aufrüsten"
Pazifismus war lange Teil der grünen Identität. Seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine unterstützt die Partei aber auch die Aufrüstung. Für Winfried Kretschmann ist das kein Widerspruch.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat die Steigerung der Verteidigungsausgaben und den Ausbau der Wehrfähigkeit in Deutschland und Europa als richtig bezeichnet. "Friedenssehnsucht ist immer gut. Aber jetzt heißt Pazifismus was anderes, nämlich verteidigungsbereit sein, aufrüsten – und zwar so, dass wir andere wirklich abschrecken", sagte Kretschmann "ZDF heute" in einem am Samstag veröffentlichten Interview.
Gestärkt werden müsse auch die Forschung im militärischen Bereich, sagte Kretschmann. Wirtschaft und Wissenschaft in Baden-Württemberg hätten in diesem Bereich eine große Bedeutung. Neben der Verteidigungsbereitschaft müsse zugleich jedoch auch die "Friedenssehnsucht" der Menschen gefördert werden. "Sonst ist die Gefahr, dass wir zurück in den Militarismus kommen", mahnte der baden-württembergische Ministerpräsident. Dies sei "sicher nicht das, was ein vernünftiger Mensch – und schon gar nicht ich oder die Grünen – wollen".
Kretschmann sprach sich zudem für ein Pflichtjahr für einen verpflichtenden Dienst an der Gesellschaft für junge Menschen aus. "Es braucht Verteidigungsbereitschaft. Deswegen trete ich für ein republikanisches Pflichtjahr aller jungen Bürgerinnen und Bürger ein", sagte Kretschmann und ergänzte: "Früher war es der Wehrdienst oder Zivildienst. Das kann man heute neu komponieren. Aber ein Wehrdienst gehört tragend dazu."
- Nachrichtenagentur AFP