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"Nachtwölfe: Putins Rocker tricksen deutsche Behörden aus


Berüchtigte Rocker
Putins "Nachtwölfe" tricksen deutsche Behörden aus

Von t-online, dpa, cc

Aktualisiert am 28.04.2025 - 08:55 UhrLesedauer: 3 Min.
"Nachtwölfe" am Tag des Sieges vor dem Sowjetischen Ehrenmal in Berlin im Jahr 2023.Vergrößern des Bildes
"Nachtwölfe" am Tag des Sieges vor dem Sowjetischen Ehrenmal in Berlin im Jahr 2023. (Quelle: IMAGO/Olaf Schuelke)
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Der Rockerklub "Nachtwölfe" gilt als treuer Unterstützer des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Nun machen sich seine Mitglieder auf den Weg nach Deutschland.

Russische Biker des berüchtigten nationalistischen Motorradclubs "Nachtwölfe" sind am Samstag in Moskau zum Weltkriegsgedenken nach Berlin aufgebrochen. Anlass ist der 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs – den wollen die "Notschnyje Wolki" am 9. Mai am sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park in Berlin begehen. "Das wird nicht nur den Sieg über den Faschismus symbolisieren, sondern auch die unvergänglichen Werte friedlicher Koexistenz und die Freundschaft der Völker", teilten die Rocker vorab mit. Unklar ist aber, ob ihnen tatsächlich die Einreise in die EU gelingt.

Die Abfahrt legte der Klub mit dem Start in die Bikersaison zusammen. Fast eine Stunde dauerte es, bis die Motorradfahrer zu Hunderten vom Clubgelände fuhren. In Moskau wurden Straßen für sie gesperrt. Teilweise trugen sie Camouflage-Uniformen, teilweise Kutten mit dem Aufdruck des zähnefletschenden Wolfes samt Feuerschweif. Mit dabei hatten sie Fahnen des Klubs, aber auch russische und deutsche Flaggen. Auch der Buchstabe "Z", das in Deutschland verbotene Symbol des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, war auf einigen Fahrzeugen zu sehen.

Die "Nachtwölfe" gelten als treue Unterstützer des russischen Diktators Wladimir Putin. Dieser tourte mit ihnen 2014 auch über die völkerrechtswidrig annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Die Gruppierung wird vom Verfassungsschutz als nationalistisch, antiwestlich und christlich-orthodox eingestuft. Ihren Mitgliedern wird ein "hohes Mobilisierungspotenzial" zugeschrieben.

Das Auswärtige Amt hatte Ländern, Kommunen und Gedenkstätten des Bundes empfohlen, offizielle russische Vertreter zu Weltkriegsgedenkveranstaltungen nicht zuzulassen. Dies wurde mit der Befürchtung begründet, dass Russland die Veranstaltungen "instrumentalisieren und mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine missbräuchlich in Verbindung bringen" könnte.

Debatte um Russen bei Weltkriegsgedenken

Ob in Berlin tatsächlich Biker aus Moskau ankommen, ist nicht klar. Der Klub und einzelne Mitglieder sind wegen ihrer Haltung zur Ukraine mit Sanktionen belegt. Die deutschen Behörden sind offenbar gewarnt: "Der Bundespolizei liegen aktuelle Erkenntnisse zur jährlich stattfindenden sogenannten Siegestour der Mitglieder bzw. Unterstützer des 'Night Wolves MC' (auch 'Nachtwölfe') im Bundesgebiet vor", berichtet die "Bild"-Zeitung.

Allerdings gelang es Mitgliedern des berüchtigten Rockerklubs schon einmal, die deutschen Grenzschützer auszutricksen und die am Freitag stattfindende Weltkriegsgedenkfeier in Torgau (Sachsen) zu stören. Dorthin hatte der Klub einfach Vertreter seines Schweizer Chapter (Sektion) geschickt, wie die "Bild" berichtet. So zeigten die "Nachtwölfe" in Torgau nicht nur ihre Sympathie für den russischen Angriffskrieg, sie ritten auch mit einem Pferd und Russlandfahnen durch die sächsische Stadt. Peinlich für die deutschen Ermittlungsbehörden, die darauf offenbar nicht vorbereitet waren und sich eng mit den benachbarten (Grenzschutz-)Behörden abstimmen wollen, wie es hieß.

Dass es in Deutschland eine Debatte gibt, ob russische Vertreter zu offiziellen Weltkriegsgedenken kommen dürfen oder nicht, ist den "Nachtwölfen" natürlich bekannt, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. "Russland hat niemanden zu fragen und Russland fragt niemanden", sagte Mitglied Sven dazu. "Das ist alles egal", fand auch ein anderes Mitglied. Verständnis für die ablehnende Haltung in Deutschland hatte er nicht. Es seien schließlich ihre Vorfahren, Angehörige der Roten Armee, gewesen, die im Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen Nazideutschland gefallen seien.

Ziel: Destabilisierung der deutschen Öffentlichkeit

Die Sowjetunion, deren Rechtsnachfolger Russland ist, hat im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Menschen verloren. Am 8. Mai 1945 kapitulierte Deutschland, und der Zweite Weltkrieg endete in Europa. In Russland wird jedes Jahr am 9. Mai der Sieg über Hitler-Deutschland als "Tag des Sieges" gefeiert.

Dass es den "Nachtwölfen" offenbar nicht so sehr um das Weltkriegsgedenken geht als vielmehr um die Verbreitung russlandfreundlicher Propaganda, hat der Verfassungsschutz Niedersachsen bereits 2023 festgestellt. "Aufgrund der Nähe zum russischen Präsidenten Putin liegt die Vermutung nahe, dass die 'Night Wolves' politische Ziele Putins unterstützen und in seinem Auftrag handeln. Durch ihr medienwirksames Auftreten signalisieren sie Zustimmung für die russische Politik und könnten damit Einfluss auf die politische Meinungsbildung in Deutschland nehmen."

Mit anderen Worten: Der Motorradklub, dessen Mitglieder sich harmlos geben, ist Teil der hybriden Kriegsführung des Kreml. Diese richtet sich schon seit Jahren auch explizit gegen Deutschland und versucht, die deutsche Öffentlichkeit gezielt mit Desinformationskampagnen und medienwirksamen Auftritten zu beeinflussen. Und so sind sich die Mitglieder der "Nachtwölfe" sicher, dass jemand von ihnen schon in Berlin sein werde am 9. Mai, wie die dpa berichtet. Wenn nicht die mit Sanktionen belegten russischen "Nachtwölfe", dann eben Mitglieder der deutschen oder anderer Chapter.

Verwendete Quellen

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