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Presseschau zu Kramp-Karrenbauer: "Nicht umsonst gibt es die Narrenfreiheit!"


Presseschau zu Kramp-Karrenbauer
"Nicht umsonst gibt es ja die Narrenfreiheit!"

Von t-online, TiK

Aktualisiert am 04.03.2019Lesedauer: 2 Min.
Auftritt AKK: Die Bundesvorsitzende der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer vor dem sogenannten "Narrengericht".Vergrößern des Bildes
Auftritt AKK: Die Bundesvorsitzende der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer vor dem sogenannten "Narrengericht". (Quelle: dpa)

Für einen Witz

Annegret Kramp-Karrenbauer wurde vor wenigen Tagen vom Comedian Bernd Stelter auf einer Karnevalsveranstaltung für ihren Doppelnamen verspottet, die Szene sorgte für öffentlichen Tumult. Am Donnerstag trat Kramp-Karrenbauer nun in Stockach am Bodensee selbst im Karneval auf und sagte: "Wer war denn von euch vor Kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen."

Sie fügte hinzu: "Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder noch sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist diese Toilette." Die Folge in der Halle: Johlendes Gelächter im Publikum, und ein Tusch vom Orchester. Und ein paar Tage später: viel Kritik. Der Verband der Lesben und Schwulen in der Union etwa fordert eine Entschuldigung von Kramp-Karrenbauer.

Die deutschen Medien reagieren sehr unterschiedlich auf die Äußerungen der CDU-Vorsitzenden. Von einigen wird die Szene scharf kritisiert.

Auf tagesschau.de kommentiert eine Korrespondentin dazu: "Ihre (AKKs, d. Red.) Rolle kann Annegret Kramp-Karrenbauer nicht einfach hinter einem Kostüm verstecken. Wenn sie Intersexuelle derart beleidigt, spricht da trotzdem die CDU-Chefin. Zumal sie ganz ohne rote Clownsnase schon mehrfach Homosexualität mit Inzest verglichen hat, was ein Affront und unsäglicher Unsinn ist."

Auch der Berliner "Tagesspiegel" kritisiert die 56-Jährige: "Es darf – auch nicht zeitlich begrenzt und unter erhöhtem Pegel – keine Zonen geben, in denen es in Ordnung ist, sich über sexuelle oder ethnische Minderheiten lustig zu machen oder sich sexistisch oder rassistisch zu äußern. Auch im Karneval muss die Würde des Einzelnen geschützt werden." Es gelte: "Gerade im Karneval und gerade gegen das Schenkelklopfen im Alkoholdunst, gegen die chauvinistischen Reflexe von angeschickerten Trinkbrüdern und -schwestern, gegen ihren verqueren Humor und ihre Herabsetzungsgelüste."

Die "Berliner Zeitung" schreibt zu den Vorfällen: "Sich über Minderheiten öffentlich lustig zu machen, ist einer Politikerin unwürdig, zumal einer, die 'Kanzlerin' als nächstes Amt eingeplant hat. Denn Satire darf alles. Eine CDU-Vorsitzende aber nicht."

Doch es gibt auch Stimmen, die den Auftritt positiv bewerten:

In der "Bild"-Zeitung wird AKK verteidigt. In einem Kommentar der Montagsausgabe ist zu lesen: "Wenn man nicht mal mehr in einer Büttenrede einen Witz über Unisex-Toiletten machen kann – wo denn bitte dann? Nicht umsonst gibt es ja die Narrenfreiheit." Der Autor schreibt weiter: "Muss man nicht mögen, aber dafür kämpfen muss man offenbar inzwischen leider schon: Rettet den Karneval!"


Auch der Südkurier nimmt Kramp-Karrenbauer in Schutz: "So ein Narrengericht ist ein Theaterspiel. Und als solches beruht es auf einem stillen Einverständnis zwischen Darstellern und Publikum. Mag sein, dass man in Berlin hinter jedem Witzchen gleich Diskriminierung wittert. In der Stockacher Jahnhalle aber hat am Donnerstagabend jeder verstanden, dass Kramp-Karrenbauers Scherz männlichen Pinkelgewohnheiten galt – und nicht Menschen dritten Geschlechts."

Verwendete Quellen
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