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Corona: Was Sie über die neue Omikron-Variante wissen sollten


Corona-Fälle häufen sich
Was Sie über die neue Omikron-Variante wissen sollten

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 28.11.2021Lesedauer: 5 Min.
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Über den Flughafen München nach Deutschland: So gelangte die neue Corona-Variante Omikron ins Land. (Quelle: reuters)
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Eine neue Corona-Variante beunruhigt Politiker und Experten. Die Mutante ist auch in Deutschland angekommen – und das mitten in der vierten Welle. Über Omikron ist allerdings noch wenig bekannt. Ein Überblick.

Die neue Omikron-Variante besorgt Politiker weltweit. Sie ist bereits in Deutschland angekommen, erste Fälle wurden am Samstagabend bestätigt. Wie gefährlich schätzen Experten die Variante ein? Und was bedeutet das für die Impfung? Ein Überblick.

Was ist über die Variante bisher bekannt?

Die zuerst im südlichen Afrika nachgewiesene Omikron-Variante (B.1.1.529) könnte nach Angaben südafrikanischer Wissenschaftler wegen der ungewöhnlich vielen Mutationen noch ansteckender sein als die derzeit grassierende Delta-Variante. Sie könnte auch die Impfstoffe weniger wirksam machen. Die Variante wurde bereits in mehreren Ländern nachgewiesen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Omikron bereits als "besorgniserregend" ein. Auch die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hält das Risiko einer Ausbreitung in der EU für "hoch bis sehr hoch". Viele Länder meldeten inzwischen Fälle, darunter Großbritannien, Dänemark, Belgien, Tschechien Italien und Deutschland. Die Niederlande bestätigten derweil 13 Infektionen mit der Omikron-Variante bei Südafrika-Rückkehrern.

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Welche genauen Auswirkungen die Variante hat, ist aber noch unklar. Nach den Worten eines WHO-Sprechers wird es "einige Wochen" dauern, bis Wissenschaftler die Folgen verstehen können.

Bislang sind Menschen, die sich mit der Omikron-Variante in Südafrika infiziert haben, nach Angaben des dortigen Ärzteverbands nicht schwer erkrankt. "Die Patienten klagen meist über einen schmerzenden Körper und Müdigkeit, extreme Müdigkeit, und wir sehen es bei der jüngeren Generation, nicht bei den älteren Menschen", sagte eine südafrikanische Ärztin. Bei ihren Patienten handele es sich derzeit vor allem um junge Menschen und nicht um Patienten, die direkt in ein Krankenhaus eingeliefert würden. Der Berliner Virologe Christian Drosten betonte: "Für eine veränderte Krankheitsschwere gibt es derzeit keine Hinweise."

Wie verbreitet ist die Variante in Deutschland?

In München sind am Samstagabend die ersten beiden Fälle in Deutschland bestätigt worden. Die beiden Reisenden seien am 24. November mit einem Flug aus Südafrika eingetroffen, sagte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Bei den beiden Fällen in München steht nach Angaben des Virologen Oliver Keppler zwar eine Genomsequenzierung noch aus. Aber es sei "zweifelsfrei bewiesen, dass es sich um diese Variante handelt", sagte der Leiter des Max-von-Pettenkofer-Instituts.

Auch in Hessen ist ein Fall der neuen Variante nachgewiesen worden. Die Sequenzierung habe die Variante bei dem am Samstag bekanntgegebenen Verdachtsfall bestätigt, teilte Hessens Sozialminister Kai Klose am Sonntagmittag auf Twitter mit. Das Sozialministerium bestätigte die Angaben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Wie die "Rheinische Post" berichtete, gibt es auch in Nordrhein-Westfalen erste Verdachtsfälle. Diese werden derzeit überprüft, sagte ein Sprecher des Landesgesundheitsministeriums dem Blatt. Die Verdachtsfälle sind in Essen und Düsseldorf.

Hat die Omikron-Variante Auswirkungen auf die Impfung?

Erste Laboruntersuchungen der Hersteller dazu laufen derzeit, mit Ergebnissen wird in etwa zwei Wochen gerechnet. Moderna arbeitet bereits seit einigen Tagen an einem Omikron-Impfstoff. Die genetischen Eigenschaften lassen Experten jedenfalls um den Impfschutz bangen: B.1.1.529 hat Mutationen an mehreren dafür entscheidenden Stellen. "Nach derzeitigem Ermessen sollte man davon ausgehen, dass die verfügbaren Impfstoffe grundsätzlich weiterhin schützen", so Drosten. Gerade der Schutz gegen schwere Erkrankungen sei besonders robust gegen Virusveränderungen.

Auch bei verringerter Wirksamkeit bleibe die Impfung die beste Option, betonte Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI). "Alle Menschen, die sich impfen lassen, fangen nicht bei null an, wenn sie sich mit einer neuen Variante infiziert haben." Sie hätten auf jeden Fall schon einen gewissen Impfschutz, das sei entscheidend zu wissen.

Charité-Immunologe Leif Erik Sander zeigte sich ebenfalls optimistisch, dass die bisherigen Corona-Impfstoffe auch gegen die Omikron-Variante wirken. Zwar könne man dies noch nicht abschließend sagen, weil dies noch erforscht werden müsse. Aber er sei optimistisch, dass man bei dieser Variante "nicht bei Null" anfangen müsse. Das Level an Immunität könne durch die Booster-Impfungen generell noch einmal sehr stark angehoben werden – was auch gegen Varianten helfe.

Was fordern Experten?

Die Forscher der Wissenschaftsakademie Leopoldina sprachen sich für umfassende Kontaktbeschränkungen aus – auch für Geimpfte und Genesene. Neue Virusvarianten machten schnelles und konsequentes Handeln noch dringlicher, hieß es vom dem Gremium, das auch die Regierung berät. "Aufgrund der nachlassenden Immunität müssten diese Maßnahmen vorübergehend auch für Geimpfte und Genesene gelten, die in dieser Zeit eine Auffrischungsimpfung erhalten müssen."

Die Impfkampagne müsse massiv verstärkt und eine Impfpflicht stufenweise eingeführt werden, so die Forscher. Wichtig sei eine rasch eingeführte berufsbezogene Impfpflicht für Ärzte, Pflegekräfte und medizinische Fachberufe. Mehr dazu lesen Sie hier.

Was fordern Politiker?

Die Leopoldina-Forscher erhielten für ihre Forderung auch aus der Politik Zuspruch. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete die Empfehlung für sofortige Kontaktbeschränkungen auch für Corona-Geimpfte als "einen Warn- und Weckruf an Berlin". "Die Lage ist ernster, als die meisten glauben", sagte Söder. "Wir sollten daher die Hinweise der Leopoldina sehr ernst nehmen und rasch beraten", sagte er. Sein Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sprach sich für ein schnelles Bund-Länder-Treffen aus, auf dem über die Empfehlungen beraten werden soll.

Auch der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) drängt auf eine schnelle Ministerpräsidentenkonferenz. Man stehe erneut vor einer "Stunde Null in der Pandemiebekämpfung", sagte er. Es brauche rasch bundeseinheitliche Maßnahmen zur Eindämmung, Engpässe bei der Bereitstellung von Impfstoff müssten mit aller Macht beseitigt werden, sagte er. "Es braucht eine Omikron-MPK mit geschäftsführender und neuer Bundesregierung – jeder Tag zählt", so Hans weiter.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hält einen erneuten Lockdown für erforderlich. "Ich fordere den Bund auf, eine Bundesnotbremse einzusetzen", sagte die geschäftsführende Senatorin der "Berliner Morgenpost". Zugleich bat sie die Menschen in Berlin, Großveranstaltungen vor allem in Innenräumen zu meiden, um das Ansteckungsrisiko zu senken.

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Welche Maßnahmen wurden bereits ergriffen?

Israel schließt seine Grenzen für Ausländer, die Philippinen stellen von Sonntag an vorübergehend den Flugverkehr aus sieben europäischen Ländern ein. Wegen neuer Reisebeschränkungen in der Schweiz wird die Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation nächste Woche in Genf nicht stattfinden.

Auch die Bundesregierung hat die Einreise aus acht Ländern im südlichen Afrika drastisch eingeschränkt. Südafrika, Namibia, Simbabwe, Botsuana, Mosambik, Eswatini, Malawi und Lesotho sind seit Sonntag als Virusvariantengebiete eingestuft. Fluggesellschaften dürfen im Wesentlichen nur noch deutsche Staatsbürger oder in Deutschland lebende Personen von dort nach Deutschland befördern. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht, die nicht durch negative Tests verkürzt werden kann – das gilt auch für Geimpfte und Genesene.

Die deutsche Lufthansa hält die Flugverbindungen nach Südafrika vorerst aufrecht, wie ein Sprecher am Samstag auf Anfrage bestätigte. Natürlich würden dabei die geltenden Auflagen eingehalten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Nachrichtenagentur dpa
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