Abfällige Äußerungen Dieses Problem hat Vance mit Europa

Vizepräsident J. D. Vance äußert sich wiederholt abfällig über Europa. Die Kritik ist kein Ausrutscher – sie folgt einem Muster.
J. D. Vance hat seine Kritik an Europa erneut verschärft. Der US-Vizepräsident zeigt seit Jahren eine klare Abneigung gegenüber dem transatlantischen Bündnis. Schon als Senator für Ohio kritisierte er die Ausgabenpolitik der Nato, verspottete europäische Technokraten und bezeichnete die amerikanische Ukraine-Hilfe als "nicht nachhaltigen Luxus". Als Kandidat für den Senat hatte Vance erklärt, es sei ihm "ziemlich egal, was in der Ukraine passiert".
Nach seiner Nominierung durch Präsident Donald Trump zum Vizepräsidenten hofften einige, dass das Amt ihn mäßigen würde – diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Jüngster Beleg dafür ist ein geleakter Chat unter hochrangigen Regierungsmitgliedern, der vom Magazin "Atlantic" veröffentlicht wurde. Darin schrieb Vance: "Ich hasse es einfach, Europa wieder rauszuhauen." Verteidigungsminister Pete Hegseth antwortete: "Ich teile dein Abscheu gegenüber den europäischen Trittbrettfahrern voll und ganz. Es ist erbärmlich."
"Diplomatisches Tschernobyl" im Oval Office
Nur wenige Wochen zuvor war es zu einem Eklat im Oval Office gekommen: Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eskalierte die Situation öffentlich. Vance warf Selenskyj vor, sich nicht ausreichend dankbar zu zeigen: "Haben Sie in diesem ganzen Gespräch auch nur einmal Danke gesagt? Nein." Selenskyj konterte: "Ich spiele kein Spiel. Ich bin Präsident im Krieg." Ein geplanter Deal kam nicht zustande, die Pressekonferenz wurde gestrichen. Ein europäischer Diplomat nannte die Szene "ein diplomatisches Tschernobyl".
Auch auf internationalem Parkett provozierte Vance: Bei der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar sagte er in seiner Rede, Europa sei weniger durch äußere Gefahren bedroht als durch interne Entwicklungen. Er kritisierte "autoritär agierende progressive Kräfte" und warf europäischen Staaten vor, Meinungsfreiheit einzuschränken und demokratische Prozesse zu untergraben. Besonders Deutschland, Schweden und Großbritannien standen im Fokus seiner Kritik.
Nach der Ausladung der AfD von der Konferenz traf sich Vance demonstrativ mit deren Vorsitzender Alice Weidel und forderte eine Öffnung gegenüber populistischen Parteien: "Der Kalte Krieg wurde von Menschen gewonnen, die an Freiheit glaubten. Es ist nicht mehr klar, was aus diesen Siegern geworden ist."
Vances europakritische Strategie
Für europäische Diplomaten kommt Vances Haltung nicht überraschend. Sie sei Teil eines lang bekannten Musters. Schon im vergangenen Jahr hatte Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz erklärt, die USA könnten keine langwierige Bodenoffensive in Europa stemmen – eine Aussage, die bei Partnern auf Kritik stieß. Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis hielt ihm entgegen: "Ein sicheres Europa liegt nicht nur im Interesse der Ukraine, sondern im transatlantischen Interesse insgesamt."
Noch deutlicher wird der frühere französische Außenminister Hubert Védrine im Interview mit "Newsweek". Er beschreibt Vance als Symptom einer grundsätzlichen Verschiebung: Die US-Regierung unter Trump erkenne in Europa keine Verbündeten mehr, sondern nur noch Nutznießer amerikanischer Macht. Vance sei kein Einzelgänger, sondern Ausdruck einer gezielten Strategie – seine Allianzfeindlichkeit sei "absichtlich", sagt Védrine.
Die Konsequenz sei tiefgreifend. Védrine zieht ein bitteres Fazit: "Die Nato ist nicht kurz vor dem Bruch – wir sind längst darüber hinaus."
- newsweek.com: "JD Vance Sends ‘Signal’ to Europe With Ukraine Texts" (Englisch)
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