Kontrolle, Geheimhaltung und Selektion Musks Plan einer privaten Kinder-"Legion"

Hinter Elon Musks harmlos wirkendem Wunsch nach vielen Kindern verbirgt sich ein System aus Kontrolle, Druck und Geheimhaltung. Eine Ex-Partnerin packt aus.
Er ist der reichste Mensch der Welt, berät den US-Präsidenten, leitet mit Tesla und SpaceX zwei der bedeutendsten Technologieunternehmen und besitzt mit X eine der größten Kommunikationsplattformen der Welt. In Interviews spricht Elon Musk regelmäßig über die Besiedelung fremder Planeten und seine futuristischen Visionen. Doch seine Ambitionen beschränken sich nicht auf das Geschäftliche – auch privat verfolgt er einen ungewöhnlichen Plan: Er will eine eigene "Legion" an Nachkommen zeugen. Und das nicht aus einer Laune heraus, sondern – in seinem Glauben – als Teil einer Mission zur Rettung der Menschheit.
Pronatalismus mit ideologischem Einschlag
Musk sieht den Rückgang der Geburtenraten in westlichen Gesellschaften als existenzielle Bedrohung für die menschliche Zivilisation an. Seine Lösung: Intelligente Menschen sollten viele Kinder bekommen. Auf einer Investmentkonferenz in Saudi-Arabien sagte er 2024: "Ich denke, die meisten Länder sollten die Geburtenrate als das größte Problem betrachten, das sie lösen müssen. Wenn es keine neuen Menschen gibt, gibt es keine Menschlichkeit, und alle Politik der Welt ist nutzlos."
Diese Haltung ist Ausdruck des sogenannten Pronatalismus – einer Ideologie, die Geburten aktiv fördern will. Doch Musk denkt den Ansatz selektiv: Ihm geht es nicht um mehr Kinder generell, sondern um mehr "intelligente" Kinder. Besonders hohe Geburtenraten in Entwicklungsländern sieht er kritisch. Daraus ergibt sich ein problematischer Zusammenhang: Wenn nur bestimmte Gruppen – abhängig von Herkunft, Bildung oder Intelligenz – zur Fortpflanzung "geeignet" seien, vermischt sich Pronatalismus mit der Vorstellung biologischer Überlegenheit. Ein modernes Rassendenken im Deckmantel von Demografiepolitik.
Eine "Legion" von Kindern – und was Musk dafür tut
Eine Recherche des "Wall Street Journal" zeigt, wie Musk diesen Plan in die Realität umsetzt. Offiziell hat er mindestens 14 Kinder mit verschiedenen Frauen – darunter Musikerin Grimes und Neuralink-Managerin Shivon Zilis.
Ashley St. Clair, eine konservative Influencerin, brachte im vergangenen Jahr einen Sohn von Musk zur Welt. Sie beschreibt, wie sich Musk bemühte, die Existenz des gemeinsamen Kindes geheim zu halten – unter anderem mit einem Angebot über 15 Millionen US-Dollar und monatlichen Zahlungen in Höhe von 100.000 Dollar. Als sie sich weigerte, eine entsprechende Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben, kürzte Musk die Unterstützung mehrfach – zuletzt auf 20.000 Dollar monatlich.
"Der Zeitpunkt der Kürzungen hängt direkt mit Meinungsverschiedenheiten über Vaterschaftstests und Nachrichtensperren zusammen. Es liegt nahe, dass hier Geld als Druckmittel eingesetzt wird", sagte St. Clairs Anwalt Dror Bikel.
Deals durch Musk-Vertrauten
Musk überlässt die Abwicklung solcher Vereinbarungen meist seinem engen Vertrauten Jared Birchall, der als sein Vermittler gilt. Er verhandelt finanzielle Angebote, koordiniert Verschwiegenheitsklauseln und sorgt dafür, dass Musks Rolle im Hintergrund bleibt. Des Weiteren legt der Bericht nahe, dass manche der Frauen wohl psychologisch oder finanziell unter Druck gesetzt wurden, um der Geheimhaltung zuzustimmen. Musk derweil will seine wachsende Anzahl an Nachkommen in einem riesigen Komplex in Texas aufziehen lassen.
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Im Fall von St. Clair soll Musk während der Schwangerschaft auch versucht haben, Einfluss auf die Geburtsmethode zu nehmen. Er drängte sie zu einem Kaiserschnitt – unter anderem mit dem Argument, dass herkömmliche Geburten die Entwicklung größerer Gehirne behinderten, während Kaiserschnitte "größeres Gehirnvolumen" ermöglichten. Für diese Behauptung gibt es jedoch keine belastbaren wissenschaftlichen Belege. Ein Kaiserschnitt ist zudem mit erheblichen Risiken verbunden – sowohl für Mutter als auch Kind.
Anwerbung über X und Einfluss durch Aufmerksamkeit
Musk sucht potenzielle Mütter über seine Plattform X und wirbt sie dort an. Eine Krypto-Influencerin berichtet gegenüber dem "Wall Street Journal", wie Musk ihr dort zunächst folgte und damit ihre Reichweite massiv steigerte. In nur zwei Wochen verdiente sie über 21.000 Dollar – bis Musk ihr vorschlug, sein Kind zu bekommen. Sie lehnte ab. Als er erfuhr, dass sie mit anderen darüber sprach – unter anderem mit Ashley St. Clair – brach er den Kontakt ab. Ihre Reichweite sank rapide.
Diese Fälle zeigen: Musk geht strategisch vor. Seine finanzielle Macht, seine öffentliche Reichweite und seine Nähe zur politischen Macht nutzt er, um seine Idee einer eigenen "genetisch hochwertigen Legion" zu verfolgen – eine Mischung aus moderner Eugenik und patriarchaler Kontrolle und keineswegs ein Beitrag zur vermeintlichen "Rettung der Menschheit".
- wsj.com: "Elon Musk’s Children, Their Mothers and a New Pronatalist Ally" (Englisch, kostenpflichtig)
- focus.de: "Rückgang der Geburtenraten: Milliardäre wie Elon Musk sehen Lösung in Pronatalismus"